In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist der Tenor derselbe: Fachkräftemangel, so weit das Auge reicht. Ein baldiges Ende ist nicht in Sicht. Die Branche muss nun handeln.
Verschiedene Medien berichteten bereits Ende Mai darüber, dass sich der Fachkräftemangel im Gastgewerbe in der Schweiz sowie in Deutschland und Österreich weiter zugespitzt hat und voraussichtlich noch weiter zuspitzen wird.
Bereits vor dem Ausbruch der coronabedingten Krise stellten Nachwuchs- und Fachkräftemangel Hotellerie und Gastronomie vor grosse Herausforderungen. Aus einer Medienmitteilung von Gastrosuisse geht hervor, dass die Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden und in der Branche zu halten, in allen drei Ländern allgegenwärtig waren. Die Pandemie hat zwar diesen Trend temporär gedreht, jedoch dürfte der Fachkräftemangel nach der Wiederbelebung der Tourismusbranche erneut zunehmen. Urs Zimmermann, Vizepräsident von Hotelleriesuisse, sagte gegenüber SRF, was ein Grund für den verschärften Mangel ist: «Mitarbeiter in Kurzarbeit oder solche, die ihre Stelle verloren haben, sagen sich: ‹Die Branche ist mir zu unsicher, ich gehe in andere Bereiche›.»
In Deutschland klingt es ähnlich. Die Dorint-Hotelgruppe etwa startete mit 10 bis 20 Prozent weniger Personal in die Saison. «Wir haben Mitarbeitende verloren, weil diese bessere Angebote auf ihrem Beruf erhalten hatten oder während der Krise die Branche gewechselt haben», sagte Dorint-Gesamtbetriebsratschef Polis Raptis gegenüber dem «Handelsblatt». In Österreich wiederum liegt der Fachkräftemangel zum Teil darin begründet, dass Stellensuchende früher aktiv gewesen seien als ausschreibende Firmen. Das rächt sich nun, schreibt Gastro News Wien.
Bleibt zu hoffen, dass viele der abgewanderten Fachkräfte zurückkehren, wenn die Gastronomie wieder gut läuft.
(Désirée Klarer)
Während der Corona-Krise war der Fachkräftemangel auf einmal kein Thema mehr. Logisch, wenn die Restaurants und teilweise auch die Hotels geschlossen waren. Doch jetzt, mit dem Ende des Lockdowns, taucht das Thema wie aus dem Nichts wieder auf. Auch das ist logisch. Denn in der Zeit der Kurzarbeit oder gar der Arbeitslosigkeit haben viele Gastgewerbler eine Stelle ausserhalb der Branche gesucht und auch gefunden. Das verstärkt den Mangel. Doch wie lässt sich diesem begegnen? Die Hotel & Gastro Union befragt die Lernenden regelmässig zu ihrem Befinden und ob sie nach der Lehre in der Branche bleiben. Die Hälfte sagt jeweils, dass sie der Branche den Rücken kehren wird. Die Gründe dafür sind die tiefen Löhne, die unregelmässigen Arbeitszeiten beziehungsweise die zu kurzfristige Planung der Frei- und Arbeitszeiten. Der dritte Grund ist ein schlechtes Arbeitsklima. Um den Fachkräftemangel zu beheben, müssen also diese drei Punkte angegangen werden. Zugegeben, viele Betriebe kämpfen ums Überleben, und da sind höhere Löhne schwierig durchzusetzen. Aber ohne gute Fachkräfte dreht sich die Spirale immer weiter nach unten. Also sind anständige Löhne ein Muss. Und die anderen beiden Punkte lassen sich einfach lösen. Die Arbeitspläne müssen frühzeitig erstellt werden, und der Chef muss die Wünsche der Mitarbeitenden berücksichtigen. Alleinstehende haben gerne unter der Woche frei. Wer Familie hat, wünscht sich freie Wochenenden. Und für ein gutes Arbeitsklima sind der Chef oder die Chefin verantwortlich.
Kommentar von Mario Gsell, Verlagsleiter