Büschelibirnen und Kilbisenf

Im Spätsommer, wenn die Speicher voll sind und das Vieh von der Alp zurückgekehrt ist, wird vielerorts gefeiert. Ein wahres Volksfest gibt es bei den Freiburgern: die Bénichon oder Kilbi.

Das Festmahl dauert sechs Stunden oder länger. Die Menüfolge liest sich deftig: Cuchaule AOP mit Kilbisenf, Sensler Brätzele, Bouillon, Kohlsuppe, Jambon de la Borne AOP, was über-setzt kamingeräucherter Schinken bedeutet, Lammgigot mit Poires à Botzi AOP, zu Deutsch Büschelibirnen, Meringues mit Doppelrahm und Bretzeli.

Die Bénichon ist ein herrliches Festessen. Dabei werden sämtliche Fleischsorten serviert, die auf Bauernhöfen vorkommen: Rind, Schwein und Lamm. Und das in verschiedenen Zubereitungen. Das Kilbi-Menü hat keine genaue Reihenfolge. Deshalb gibt es unzählige Varianten. Vor allem im französischgeprägten Teil des Kantons gibt es zum Frühstück oder zum Aperitif Cuchaule, ein süsses Weissbrot mit Safran und einem süssbitteren Kilbisenf. 

Die Ursprünge des Anlasses gehen auf den jährlich wiederkehrenden Tag der Kirchweihe zurück. Die französische Bezeichnung Bénichon leitet sich vom lateinischen Wort benedictio für Segnung ab. Auch die deutsche Bezeichnung Kilbi hat einen religiösen Hintergrund. Der Begriff wurde einst von Kirchweihe abgeleitet. Die Bénichon-Chilbi wird im ganzen Kanton Freiburg gefeiert. Neben den üppigen Mahlzeiten gehören auch Tanzmusik und Volksfeststimmung dazu.   

Eine immer beliebtere Tradition

Im Tal findet die Bénichon-Chilbi in der Regel jeweils am zweiten Septembersonntag statt und in den Bergregionen am zweiten Oktobersonntag. Doch jede Ortschaft hat ihr individuelles Datum. So gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Veranstaltungen: das Heuwagenrennen in Charmey, der Gewerbemarkt und der Festzug in Châtel-St-Denis, das Kilbifest in Romont, das Schiessen in Fétigny, Vernay oder Rueyres-les-Prés, der folkloristische Markt in Ecuvillens, die Traktor-Kilbi in Corserey oder das Cuchaule-Werfen in Attalens.

Die Kilbi-Feste erneuern sich zudem konstant. Wenn Ende August die Kilbi-Zeit startet, lancieren Terroir Fribourg, Gastro Fribourg und der Freiburger Tourismusverband gemeinsam Neues. Céline Brügger vom Freiburger Tourismusverband sagt dazu: «Mit einem neuen Projekt wollen wir die Wege zwischen Metzgern, Bäckerinnen und Restaurant-betrieben kurz halten.» Im Fokus steht eine zugänglichere Variante des währschaften Menüs. «Das wird die Kilbi-Tradition weiter aufleben lassen», so Brügger.

Dabei zentral ist eine Charta, die die Details des Kilbi-­Menüs regelt, das von den teilnehmenden Restaurants während einer definierten Zeit aus regionalen Produkten angeboten wird. Insgesamt sind 21 Restaurants dabei. Philippe Roschy, Präsident von Gastro Fribourg, freut sich: «Dank der Zusammenarbeit können die Restaurants ihren Gästen das Kilbi-Menü mit Top-Produkten servieren.»

(Ruth Marending)


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fribourg.ch