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Auf der Suche nach dem perfekten Namen

Schon die alten Römer wussten es: «Nomen est Omen». Auf Deutsch heisst das: «Der Name ist ein Zeichen». Entsprechend um- und weitsichtig sollte man Namen auswählen. Das gilt nicht nur bei Babys, sondern auch bei Hotels und Restaurants.

Auch Hotelnamen unterliegen Trends.

Egal ob man einen Namen für ein Baby oder ein Restaurant sucht, die Frage «Wie soll es denn heissen?» sorgt für Kopfzerbrechen und Diskussionsstoff. Der ideale Name soll wohlklingend sein und eine positive Ausstrahlung haben. Gleichzeitig soll er einzigartig, kreativ, aber nicht zu exotisch oder abgehoben sein. Der Name für ein Hotel, Restaurant, Café, Take-away oder einen Foodtruck müsste zudem einzigartig und unverwechselbar, dennoch einprägsam und auch für internationale Gäste erinnerbar und leicht auszusprechen sein. Ach ja, witzig, aber unverfänglich sollte der Name auch noch sein. Letzteres ist nicht immer so einfach umzusetzen. Immerhin gibt es weltweit über 7000 Sprachen.

Regionalität vor Internationalität

Natürlich lässt sich nicht jedes sprachliche Fettnäpfchen vermeiden. Aber Betriebe, die internationale Gäste ansprechen wollen, sollten ihren Wunschnamen zumindest in den gängigsten Sprachen auf unfreiwillige Komik oder Anzüglichkeiten überprüfen. Die Wirte des Restaurants Pee Pee in Thailand und des Hotels Fuck in Vietnam haben dies wohl nicht getan, sonst hätten sie sicherlich andere Namen für ihre Betriebe gewählt. Auch in der Schweiz gibt es Betriebsnamen, die für ausländische Gäste komisch wirken können. Ein Beispiel dafür, dass es trotz sprachlichem Fauxpas mit internationalen Gästen klappt, ist das Mountain Hostel Crap Sogn Gion in Laax/GR. Das «Crap» im Namen sorgt bei englischsprachigen Gästen für Schmunzeln. Dieses romanische Wort hat aber nichts mit Exkrementen zu tun. Es bedeutet schlicht und ergreifend Fels und gibt Auskunft darüber, wo sich der Betrieb befindet. Nämlich auf dem Felsen respektive auf dem Berg.

Versprechen des Namens halten

Attribute zur Lage werden seit jeher gerne für die Namensgebung von Hotels und Restaurants verwendet. Die Palette an traditionellen Namen reicht von «Panorama» und «Bellavista» über «Du Lac» bis zu «Waldegg». Egal ob in der Stadt oder auf dem Land: Ein Hotel- oder Restaurantname sollte immer halten, was er verspricht. Ganz im Sinne von Nomen est Omen. Bucht ein Gast einen Tisch oder ein Zimmer im «Bellevue» darf er zu Recht eine schöne Aussicht erwarten.

Auch heute werden Angaben zur Lage gerne im Betriebsnamen festgehalten. Etwa in Form von Postleitzahl oder Hausnummer. Selbst Jahreszahlen werden ab und zu in den Namen integriert. Ein bekanntes Beispiel für einen Postleitzahl-Namen ist das 7132 Hotel in Vals/GR. Einen Namen mit Jahreszahl trägt hingegen die 1881 Kantine in Luterbach/SO.

Namen als Orientierungshilfe

Viele Gasthäuser wurden im Mittelalter Handelsrouten und Pilgerwe-gen entlang eröffnet. Sie waren meist nicht nur Verpflegungsstationen, sondern boten Zusatznutzen und waren bestehenden Betrieben angegliedert. Das zeigte sich in den Namen.

So konnten Reisende zu Recht annehmen, dass sie im «Rössli» ihre Pferde versorgen oder gegen frische Reittiere auswechseln konnten. Restaurants mit Namen wie «Zur Post» oder «Pöstli» waren in der Regel auch Poststationen und damit Haltestellen für Postkutschen. Der Name «Zum Ochsen» wiederum war ein Hinweis darauf, dass das Wirtshaus einer Metzgerei angegliedert war und es fleischhaltige Speisen gab. Ein Umstand, der früher keine Selbstverständlichkeit war.

Ob «Schmidtstube», «Braui» oder «Klösterli», die Namen hatten hohen Informationswert. Sie gaben an, wo welche Berufsleute einkehrten oder wem der Betrieb gehörte und welche Funktion er hatte. Natürlich sollten die Namen – wie heute auch – ein bestimmtes Image vermitteln. Namen wie «Löwen», «Hirschen», «Adler» und «Schwanen» drückten Stärke, Überlegenheit, Eleganz oder Schönheit aus. Das gilt auch für «Sonne», was zudem Gastfreundschaft symbolisierte. Generell waren Wirtshausnamen stark von Symbolen geprägt. Besonders von christlichen. Man den-ke nur an «Engel», «Kreuz», «Sternen» und «Drei Könige».

Kreative Namen finden

Die traditionellen Namen haben ihre Berechtigung, passen aber selten zu neuen, modernen Gastronomiekonzepten. Um für diese den perfek-ten Namen zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer selber den kreativen Prozess scheut, kann eine Agentur beauftragen oder die künstliche Intelligenz Namensvorschläge erstellen lassen. Gratis-Tools dazu sind beispielsweise die KI-Firmennamen-Generatoren von shopify.com, de.squarespace.com oder ­renderforest.com .

(Riccarda Frei)


Die häufigsten ­Restaurantname­n in der Schweiz

Es gibt keine aktuelle, offizielle Statistik über die Verbreitung und Häufigkeit von Restaurant­namen. Transgourmet/Prodega beliefert die meisten Betriebe in der Schweiz. Der Gastronomiebelieferer verrät, welche ­Namen in seiner Kundenkartei am häufigsten vorkommen:

Sonne: 940
Hirschen: 680 
Krone: 550 
Sternen: 480
Löwen: 460
Bären: 400
Bahnhof/Bahnhöfli: 370
­Rössli: 330
Kreuz: 330
Post/Pöstli: 210


Lucie Heim: «Betriebskonzept sollte sich im Namen spiegeln»

Lucie Heim ist die Gründerin von Heim Hotelmarketing. Sie weiss, was ein guter Betriebsname ist und wie man ihn findet.

HGZ: Was macht einen guten Betriebsnamen aus?

Lucie Heim: Er sollte verstanden werden, leicht auszusprechen sowie einzigartig und unverwechselbar sein. Idealerweise widerspiegelt der Name das Konzept und den roten Faden des Betriebs.

Welche Grundlagen brauchen Sie, um einen Namen entwickeln zu können?

Grundsätzlich sind das Gesamt-konzept respektive das Betriebs- und Foodkonzept die wichtigste Basis für die Namensfindung. Das Alleinstellungsmerkmal und das Gästeversprechen sind interessante Elemente aus dem Konzept, die einer Namensfindung dienen. Die Geschichte wie auch prägende Persönlichkeiten aus früheren Zeiten des Betriebs bilden auch eine Basis, von der sich ein Name ableiten lässt.

Wie geht es dann weiter?

Steht das Gesamtkonzept eines Betriebes, wenden wir Kreativitätstechniken an, um den passenden Namen zu finden. Wir lassen uns auch von der Umgebung und Geschichte sowie vom Brauchtum und lokalen Spirit inspirieren.

Sind Betriebsnamen Trends unterworfen?

Ja, es gibt Trends. Einer, der neben Zahlen im Namen, beispielsweise «7132 Hotel» in Vals/GR, schon länger besteht, sind Artikel und Satzzeichen als Teil des Namens. Beispiele dafür sind «Das Morgen» in Vitznau/LU oder «Das.Goldberg» in Bad Hofgastein (AT). Auch Possessivpronomen werden heute gerne zum Namen gestellt. So gibt es in Winterthur/ZH das Hotel My Home oder auf der Insel Reichenau (DE) im Bodensee das Hotel Mein Inselglück.

Es gibt historische Namen, etwa «Mohren», die heute stark in Kritik geraten sind. Was empfehlen Sie: Sollen solche Namen abgelegt oder beibehalten werden?

Das ist ein heikles politisches Thema, vor allem, wenn ein Betrieb eine lange Tradition hat. Bei einem Namenswechsel muss die Marke komplett neu aufgebaut werden, was mit hohen Kosten verbunden ist. Zudem wird ein Teil der bestehenden Gäste einen Namenswechsel kaum goutieren, während andere einen Wechsel erwarten oder sogar fordern.

Wie stellt man sicher, dass ein Name auch international funktioniert? Muss er das überhaupt oder ist gerade das Lokalkolorit charmant?

Ob ein Name funktioniert, ist in erster Linie von der Zielgrup-pe – Alter, Bedürfnisse, Sprache – abhängig. Es kann beides funktionieren, ein englischer Name wie auch ein Name in Mundart. Ich empfehle zudem sicherzustellen, dass der geplante Name in einer anderen Sprache keine peinliche oder gar negative Bedeutung hat.

Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden?

Ich rate von plumpen Kopien und Nachahmungen ab. Auch komplizierte Wortzusammensetzungen und schwer auszusprechende Namen sind problematisch. Vor dem endgültigen Namensentscheid sollten Marktforschungen und -tests durchgeführt werden. Dies, um zu prüfen, welche Namen es auf dem Markt schon gibt – und ob sie allenfalls geschützt sind – und um herauszufinden, ob ein Name verstanden und akzeptiert wird.


Zur Person

Lucie Heim ist Inhaberin und Geschäftsleiterin einer Fullservice-Agentur für Hotelmarketing. Sie lernte das Hotelfach von der Pike auf. Sie bildete sich unter anderem zur eidg. dipl. Marketingleiterin weiter und absolvierte am Institut für Tourismuswirtschaft ITW in Luzern einen CAS-Studiengang in Tourismus.

heim-hotelmarketing.ch


Zahlen und Fakten

23 300 Gastronomieunternehmen gibt es gemäss statista.com insgesamt in der Schweiz (Stand 3. Dezember 2024).

In der Schweiz gibt es keine offizielle Restaurant­namen-Statistik. Unter den Mit­gliedern von Gastrosuisse befinden sich aktuell aber 131 «Rössli», 27 «Bahnhöfli» und 99 «Bahnhof». Der Name «Krone» ist 67 Mal vertreten.

Saufhaus, «Dönerwetter», «Lord of the Wings», «Mamma Mia Pizzeria», «Curry in a Hurry» oder «Wok This Way» – bei der Namensgebung sind die Betriebs­inhaber oft sehr kreativ. Aber leider nicht immer sehr erfolgreich. Oder möchte wirklich jemand in der «Bacteria Bar» ­Cocktails schlürfen?

In Deutschland lauten die beliebtesten Restaurantna­men Ratskeller, Linde, Krone, Post, Krug und Brauhaus.

Griechische Restaurants im deutsch­sprachigen Raum tragen am ­häufigsten die Namen ­Akropolis, Athen, Poseidon und Delphi. Italienische ­Restaurants heissen oft Roma, Napoli, Toscana oder Pinocchio. Asia, Peking und Thai in Kombination mit Garden sind wiederum die beliebtesten Namen für asiatische Lokale.