Barkeeper of the Year Alessandro Cogoni lernte das Mixen in den Bar-Hochburgen dieser Welt. Jetzt will er die Schweizer Szene mitprägen.
Alessandro Cogoni hat in seiner Laufbahn einige Wettbewerbe absolviert. «Doch die Swiss Bar Awards waren eine einzigartige Erfahrung», sagt der 34-Jährige. Fünf Monate Vorbereitung, ein Halbfinale mit schriftlicher Prüfung und Blind-Tasting, gekrönt von einem Final-Auftritt vor über 300 Gästen. «Diesen Wettbewerb zu gewinnen, war eine grosse Ehre. Ich konnte ausserdem mein Netzwerk in der Schweizer Barszene erweitern, was mir viele Möglichkeiten eröffnen wird.»
Seit 2021 lebt und arbeitet der Barkeeper des Jahres in der Schweiz. Er begann als Bar-Manager in der «Jo. Bar de Quartier» in Freiburg. Heute ist er Co-Eigentümer und betreibt gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern auch noch das Restaurant Apollo, das sich neben der Bar befindet. «Wir wollten ein Konzept schaffen, das an ein Hotel erinnert. Man kommt zuerst an die Bar und wechselt dann später entspannt ins Restaurant.» Die Rechnung für den ganzen Abend erhalten die Gäste am Schluss.
Wie viele Barkeeper kam auch Alessandro Cogoni, der in Italien aufwuchs, per Zufall zu seiner Berufung. «Mit 15 Jahren suchte ich einen Nebenjob, um das Benzin für mein Motorrad bezahlen zu können.» Er fing als Barback in einem Club in Sardinien an und unterstützte die dortigen Barkeeper. Mit 18 Jahren absolvierte er den ersten Barkeeperkurs. «Ich fing dann an, Politikwissenschaften zu studieren. Merkte aber, dass mir der Job hinter der Bar viel mehr Spass machte, und ich ein höheres Level erreichen möchte.»
Er kam für sich selbst zum Schluss, dass er seine Ziele in Italien nicht erreichen konnte und zog nach London. Dort arbeitete er unter anderem im «The Ritz» und im Marriott Hotel. «Die prägendste Station war für mich aber die St. James Bar im Hotel Sofitel», erzählt Cogoni. «Dort habe ich meinen wichtigsten Mentor kennengelernt, Stefano Zampieri.» Nach fünf Jahren in London zog es Alessandro Cogoni aber weiter in die nächste Bar-Metropole: New York. Dort arbeitete er für viereinhalb Jahre in der Bar des Hotels Intercontinental New York Barclay.
In New York und in London schuf sich Cogoni über die Jahre seinen eigenen Stil. «In London geht es viel ums Detail und um technische Aspekte, während die Cocktails in New York schnörkellos und minimalistisch sind», so Cogoni. «Ich arbeite sehr technisch orientiert, meine Cocktails sind zu 100 Prozent durchdacht, und alles muss Sinn machen.» Den Look seiner Cocktails mag er am Ende sehr minimalistisch.
Ein perfektes Beispiel für seinen Stil sei der Wettbewerbsdrink Querencia. Die Mehrheit der Cocktails von Cogoni basiert auf der Neurogastronomie. Der Wissenschaft, wie unser Gehirn Geschmack aufnimmt und verarbeitet. «Wenn man eine Kombination mag, ist es wahrscheinlich, dass sich die Komponenten auf einer molekularen Ebene ähnlich sind.»
Im Cocktail Querencia war diese Verbindung der Naturstoff Linalool. Dieser ist in Agaven enthalten, aus dem die Hauptspirituose Tequila hergestellt wird. Dazu kombinierte er Williamine und Jasminsirup, der eine ähnliche florale Note aufweist. Dazu ein Tonic mit Kräutern und Basilikum, das ebenfalls Linalool enthält. Die Säure bringt ein hausgemachter Cordial aus Limettenblättern, Kokos und Sauternes. «So erhält man einen harmonischen Cocktail.»
Das Wissen, das sich Alessandro Cogoni in seiner internationalen Bar-Karriere angeeignet hat, will er weitergeben. «Mir ist es ein grosses Anliegen, junge Talente zu fördern», sagt er. «Den Titel Barkeeper of the Year will ich nutzen, um die Barszene in Freiburg und der Romandie zu vernetzen und zu stärken.»
(Alice Guldimann)