Der Umgang mit den Menschen ist am Zoll derselbe wie im Hotel

Die ausgebildete Hotelfachfrau Simona Piovani arbeitet beim Zoll in Chiasso. Auch an der Grenze ist Einfühlungsvermögen gefragt.

Simona Piovani ist Vorstandsmitglied im Berufsverband Hotellerie & Hauswirtschaft. Seit zwei Jahren arbeitet sie beim Bundesamt für Zoll und Grenzschutz in Chiasso/TI. Vieles, was sie in ihrer Ausbildung und in verschiedenen Hotels im In- und Ausland gelernt hat, kommt ihr bei ihrer aktuellen Tätigkeit zugute. «Bei meiner Arbeit am Zoll muss ich oft genau hinschauen. Das habe ich während meiner Tätigkeit als Fachfrau Hotellerie und als Gouvernante von Grund auf gelernt.» Sie habe die Details im Auge und sei gut im Beobachten. Ausserdem könne sie die Sprachen brauchen, die sie beherrscht. «Dass ich Italienisch, Deutsch, Spanisch und Englisch spreche, macht die Arbeit am Zoll einfacher.»

Zu den Aufgaben der Mitarbeiterin am Zoll gehören unter anderem die Kontrollen der LKW und Privatfahrzeuge. Dabei muss sie die Transit-, Import- oder Export-Dokumente kontrollieren. «Grundsätzlich ist der Umgang mit den Transporteuren sowie den Reisenden unproblematisch. Ich bin es gewohnt, mit unterschiedlichen Menschen klarzukommen. Das ist hier am Zoll nicht anders als im Hotel.»

Was sie besonders überrascht habe, welche Arten von Gütern sie verzollen müsse. Bei vielen Dingen wie Sand oder Kies dachte sie immer, dass dies mit dem Zug transportiert werde. Aber auch solche Dinge müsse sie kontrollieren. «Das Aussergewöhnlichste, was ich bis anhin verzollen musste, war eine Giraffe», erzählt Simona Piovani.

Das Kontrollieren als solches sei nicht schwierig. Es brauche einfach manchmal etwas Geduld, zu erklären, welche Dokumente fehlen und was eventuell falsch deklariert wurde. Es komme sehr selten vor, dass jemand ausfällig werde. «Wir sind aber immer zu zweit. Das hat auch damit zu tun, damit man, wenn nötig, Abklärungen machen könne und die andere Person weiter kontrolliere.

Am Zoll ist auch technisches Verständnis der Mitarbeitenden gefragt. (BAZG)

Auch technisches Flair muss die Zollbeamtin mitbringen: «Unsere Aufgabe ist auch, allgemeine Kontrollen der LKW durchzuführen. Dabei überprüfen wir die Höhe, Länge und Breite der Fahrzeuge, ob die Bremsen richtig funktionieren und das Gefährt wirklich fahrtüchtig ist.» Und wenn es angebracht sei, führen sie Alkohol- oder Drogentests durch. Es komme auch vor, dass sie Busszettel ausstellen und die Bussen umgehend einkassieren. «In den allermeisten Fällen passieren Verstösse nicht aus Böswilligkeit, sondern aus Unwissenheit.» Dass die ausgebildete Hotelfachfrau beim Zoll arbeitet, ist eher einem Zufall geschuldet. «Ich sah, dass der Zoll eine Stelle ausgeschrieben hatte und habe mich aus Spass beworben. Dabei habe ich nicht damit gerechnet, dass ich die Stelle erhalte.» Die Arbeit mache ihr grossen Spass und ihre ­Arbeitskolleginnen und -kollegen seien wie eine grosse Familie für sie. Sie schätze die Zusammenarbeit mit ihnen sehr. «Wir verstehen uns untereinander ausgezeichnet.» Insgesamt arbeiten etwa zehn Frauen beim Zoll in Chiasso, männliche Kollegen sind es etwa 50.

(Daniela Oegerli)


Simona Piovani ist beim Berufsverband Hotellerie & Haus­wirtschaft auch für den Wettbewerb «Housekeeper» zuständig.


Zur Person

Simona Piovani (31) ist Vorstandsmitglied im Berufs­verband Hotellerie & Hauswirtschaft. Sie hat in der «Residenza Al Parco» in Muralto/TI die Ausbildung zur Hofa absolviert. Danach folgte ein Sprachaufenthalt in England. Sieben ­Sommersaisons lang arbeitete sie im Hotel Castello del Sole in Ascona/TI. Und sechs Wintersaisons verbrachte sie in Vier-Sterne-Hotels in Andermatt/UR, Arosa/GR, Davos/GR sowie in Kitzbühel (AT).


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hotelgastrounion.ch