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Ein Landgasthof vereint Tradition und Moderne

Im «Augarten» in Rheinau/ZH setzen Anica und Nicole Schmid voll auf Regionalität. Ihre Gäste: Dorfvereine, Ausflügler und Gourmetbegeisterte.

Die Schwestern Nicole und Anica Schmid führen ihren Betrieb so, wie sie es in ihrer Kindheit mitbekommen haben. Auf den Teller kommt, was die Saison und der Bauernbetrieb ihrer Eltern hergeben. Auch heute können die jungen Gastgeberinnen für ihr Restaurant auf ihre Familie zählen. Fast alles Fleisch beziehen sie vom elterlichen Hof. Hauptsächlich Schweinefleisch, aber auch Rind und Lamm. Gemüse liefert der familieneigene Hof ebenfalls. «Wir begrenzen uns dabei aber auf einige wenige Sorten, die wir die ganze Saison über brauchen können», sagt Nicole Schmid. Zum Fleisch und Gemüse kommen die eigenen Hühner- und Wachteleier.

Erstes gemeinsames Projekt

Als sich für die Schwestern vor bald sechs Jahren die Möglichkeit ergab, das Restaurant Augarten am Eingang der Klosterinsel Rheinau zu übernehmen, waren sie Feuer und Flamme. Die gelernte Köchin Anica Schmid und die gelernte Detailhandelsfachfrau und Sommelière Nicole Schmid hatten schon länger die Vision, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. «Auch wenn wir vorher noch nie zusammen gearbeitet hatten, wussten wir, dass es harmonieren wird und wir uns gut ergänzen.»

Der «Augarten» war wenige Jahre zuvor frisch renoviert und um einen Saal für Events ergänzt worden. Ausserdem gehört zum Haus eine eigene Brauerei. Dort produziert Braumeister Thomas Reich unter anderem das Hausbier der Marke Braugarten. Die Grösse des «Augartens» habe die Gastgeberinnen anfangs etwas eingeschüchtert, erzählen sie. «Wir entschieden dann, es zu versuchen, mit dem Gedanken, dass nicht immer alles voll besetzt sein muss», sagt Anica Schmid.

Den Schwestern war klar: Ihr Restaurant sollte ein Treffpunkt sein, wo sich das Dorfleben abspielen kann. «Deshalb haben wir auch schon zum Znüni, am Nachmittag durchgehend und abends bis um 23 Uhr geöffnet», sagt Nicole Schmid. Natürlich gebe es auch Phasen, in denen weniger laufe. «Aber das gehört aus unserer Sicht zum Gastgewerbe dazu.»

Der Saal hat Platz für 80 Gäste. Er entstand einige Jahre vor der Übernahme durch die Schmids. (Bilder Valentina Schmitter)

Im «Augarten» kommen so verschiedenste Gästegruppen mit unterschiedlichen Ansprüchen zusammen. Die einheimische Bevölkerung kommt zum Kaffee oder zum Feierabendbier, Gäste aus Zürich oder Schaffhausen reisen an, weil sie vom guten regionalen Essen gehört haben. Dazu kommen vor allem im Sommer Touristen und Ausflügler, die mit dem Schiff oder zu Fuss unterwegs sind und sich einfach und schnell verpflegen möchten.

«Es kommt schon vor, dass wir erklären müssen, warum wir kein paniertes Schnitzel oder keine Pouletbrust anbieten, wie man es vielleicht von einem Landgasthof erwartet», erzählt Nicole Schmid. Bei den allermeisten Gästen stiessen sie damit auf Verständnis. Eine Ausnahme machen die Schmids bei den Kindern: Für die gibt es Schweizer Poulet Nuggets.

Ansonsten ist die Auswahl im «Augarten» klein, aber fein: Die Karte gestaltet die gelernte Köchin Anica Schmid mit den Produkten, die ihr zur Verfügung stehen, ergänzt mit weiteren Lebensmitteln aus der Region. Auf der Klassiker-Karte stehen drei Vor- und vier Hauptspeisen, wie das Schweinskotelett oder das «Augarten»-Plättli. Dazu kommen eine Saisonkarte mit sechs weiteren Gerichten, eine kleine Karte und eine Dessertkarte.

Das Schweinefleisch kommt im «Augarten» vom elterlichen Hof.

Zu den Klassikern im «Augarten» gehören auch die sogenannten Ruchfisch-Ecken. Weil der Rhein immer wärmer wird, gibt es weniger Äschen und mehr Ruchfische wie der Alet, die mit den Temperaturen besser umgehen können. Anica Schmid, die Mitglied im Fischerverein ist, hat einen Weg gefunden, die Fische zu nutzen, die aufgrund ihrer vielen Gräten selten gegessen werden. Sie filetiert sie, gibt sie durch den Fleischwolf und backt sie im Bierteig aus – natürlich mit dem eigenen Bier.

Unterstützt werden Nicole und Anica Schmid aktuell von drei Mitarbeitenden in der Küche sowie einer Vollzeit- und zwei Teilzeitangestellten im Service. «Wir suchen unsere Mitarbeitenden sorgfältig aus und setzten von Anfang an auch bewusst auf Quereinsteiger», sagt Nicole Schmid. Wichtig sei die Freude an der Arbeit und die Identifikation mit ihrem Betrieb. «Wir arbeiten lieber mit weniger Leuten, dafür mit den richtigen.»

(Alice Guldimann)


Fakten und Zahlen

Sitzplätze

46 in der Beiz und im Stübli, dazu 80 im Saal und 50 in der Gartenwirtschaft.

Öffnungszeiten

Di.–Fr. 8.45 bis 23 Uhr
Sa. 10 bis 23 Uhr
So. 10 bis 17 Uhr

Brauerei

In der hauseigenen Brauerei werden rund 20 000 Liter Bier im Jahr gebraut.

Hotelzimmer

Der «Augarten» verfügt über drei Gäste­zimmer. Ein Doppelzimmer kann für 150 Franken pro Nacht mit Frühstück gebucht werden.


Mehr Informationen unter:

augarten-rheinau.ch