Röstigraben der Jasskarten

Jassen ist in der Schweiz ein Nationalsport. Doch nicht überall wird mit den gleichen Karten gespielt. Der Röstigraben der Jasskarten verläuft jedoch anders als der sprachliche.

Die Schweiz ist ein Erfinderland. Die Milchscho­kolade, der Instantkaffee, die Bouillon, das Aromat: All dies hat seinen Ursprung in unserem kleinen Alpenstaat. Doch der Nationalsport, das Jassen, ist keine Schweizer Erfindung. Seine Wurzeln hat das Kartenspiel in den Niederlanden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts, so die Legende, brachten protestantische Söldner aus Holland und Belgien das Jassen hierher.

Der Name des Spiels kommt von seiner höchsten Karte, dem «Jas». So heisst der Trumpf­bauer auf Niederländisch. Ihren Ursprung haben Spielkarten jedoch nicht in Europa, sondern in Asien. Sie entstanden im 12. Jahrhundert in Korea und China. Der älteste Schweizer Beleg für das Jassen stammt aus dem Jahr 1796. Zwei Pfarrer aus Schaffhausen verklagten damals zwei Bauern, die mit dem Kartenspiel um ein Glas Wein wetteten.

Trotz dieser Startschwierigkeiten fand das Jassen hierzulande rasch Verbreitung. Heute wird bei fast jeder Gelegenheit gejasst, wobei der Schieber, der Differenzler und der Coiffeur die beliebtesten Spielarten sind. Schweizerinnen und Schweizer spielen entweder mit französischen oder deutschen Jasskarten.

Röstigraben der Jasskarten

Im Unterschied zum sprachlichen Röstigraben trennt der Kartengraben nicht die Westschweiz von der Deutschschweiz, sondern eine Umrandung der Schweiz, ähnlich einem breiten Gürtel, vom Zentrum der Schweiz. In der Waadt, im Wallis, Tessin, Bern, Solothurn, in den beiden Basel, im Aargau und Thurgau werden nämlich mehrheitlich französische Karten zum Spielen benutzt. Im restlichen Teil der Schweiz kommen deutsche Karten mit Rosen, Eicheln, Schellen und Schilten zum Einsatz.

Das Brauchtum Die Schweiz ist voller Bräuche. Während eines Jahres picken wir einige davon heraus wie jenen, der schweizweit gelebt wird.

Wer googelt, wo Jassturniere über die Bühne gehen, findet schweizweit unzählige Anlässe, vorab in Restaurants. So zum Beispiel im Restaurant Hirschen in Wettswil am Albis/ZH. Der Gasthof wird seit 1986 von der Familie Gubler geführt, die eine preiswerte und gut bürgerliche Küche anbietet. Hier treffen sich jeden Montagnachmittag Jass-Freudige aus dem Dorf, aus dem zürcherischen Bonstetten sowie dem Säuliamt. Organisator ist Peter Voit vom Jass­club Säuliamt. «Wir veranstalten diese Jassnachmittage seit 16 Jahren», erzählt Voit. Jeweils ein Dutzend Rentner beider Geschlechter finden sich jede Woche ein. «Für uns ist das eine gute Gelegenheit, Kontakte mit Freunden und Bekannten zu pflegen.» Zwar würden sie keine grossen Menüs konsumieren, doch: «Jeder einzelne von uns konsumiert Getränke im Wert von 10 bis 15 Franken. «Uns steht ein Nebenraum nur für uns zur Verfügung», so Voit. So seien sie ungestört. «Jassen ist ein Sport, der das Gedächtnis schult. Für uns sind die Nachmittage geprägt von unserer Spielfreude.»

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

jassverzeichnis.ch