Am 10. Juni stimmt Zürich ab: Freier Sechseläutenplatz – so heisst die Initiative, die den Platz in der Innenstadt von vielen Events befreien will. Gastgewerbler zittern vor einem Ja.
«Die Zürcher nutzen den Sechseläutenplatz am liebsten, wenn er frei ist», behauptet das Initiativkomitee. «Deshalb soll der Sechseläutenplatz möglichst oft frei sein und nur für gut ausgewählte Veranstaltungen belegt werden.» Konkret: 300 Tage im Jahr soll der Sechseläutenplatz frei sein.
Bislang darf der zweitgrösste Platz der Schweiz an 185 Tagen belegt sein. Faktisch wird er an rund 130 Tagen belegt. Der Gegenvorschlag des Gemeinderates: 180 belegte Tage, davon maximal 45 von Juni bis September. Was aber, wenn die Initiative, über die das Zürcher Stimmvolk am 10. Juni entscheidet, angenommen wird? Dann wird es für viele Events sehr eng. Zumal alleine Züri-Fäscht, Oper für alle, Eröffnungsfest zur Opernsaison, Roter Teppich, Film-Festival, Sechseläuten und der 1. Mai zusammen bereits 50 Tage einnehmen. Die beiden grössten Anlässe, der Zirkus Knie (35 Tage) und das Weihnachtsdorf (48 Tage), stünden vor dem Aus.
Vania Kukleta, Mitorganisatorin des Weihnachtsdorfs, hält klar fest: «Kommt die Initiative durch, verschwindet das Weihnachtsdorf. Das wäre schade, denn im Winter flanieren kaum Leute über den Platz. Wir bieten einen riesigen Mehrwert.» Doch das Weihnachtsdorf verbreitet nicht nur gute Stimmung, sondern belebt auch das Gastgewerbe. 193 Kleinunternehmer, viele davon Gastronomen mit über 300 Beschäftigten, nehmen teil. Das ergibt 27 000 Arbeitsstunden. 500 000 Besucher kaufen ein und verpflegen sich. Laut Kukleta ist dank dem Weihnachtsdorf ein Anstieg bei den Hotelübernachtungen zu verzeichnen.
Die Veranstaltungen im Schnitt um zwei Drittel zu verkürzen, wäre unrealistisch, zumal Auf- und Abbau teils mehrere Tage in Anspruch nähmen. Mit diesen Kürzungen können die Anlässe nicht mehr auf dem heutigen qualitativen Niveau durchgeführt werden.
(Benny Epstein)