«Setzen Sie sich hin und halten Sie die Schnauze». Wer schon immer mal so begrüsst werden wollte, sollte einen Tisch im «Karen’s» reservieren.
Privilegierte, weisse Frauen, die sich in der Öffentlichkeit wegen Kleinigkeiten unmöglich aufführen, werden in den USA unter dem Namen «Karen» zusammengefasst. In Memes wollen diese oftmals den Manager sprechen und haben eine «freche Frisur»: Einen blonden Bob mit Meches.
Dieses Stereotyp ist zugleich das Logo der Betriebe von «Karen’s Diner», die im Oktober 2021 in Sidney ihren Anfang nahmen. Mittlerweile ist das Unternehmen bereits auf sieben Betriebe angewachsen und hat zudem den Sprung über den grossen Teich geschafft. Zwei der Franchising-Betriebe befinden sich in England. Genauer gesagt in Manchester und Yorkshire. «Wir haben auch schon Anfragen aus Frankreich und Deutschland erhalten», sagt Shelley Allen, Kommunikationsverantwortliche von «Karen’s Diner». Sie könne sich gut vorstellen, auch in die Schweiz zu expandieren. «Wir wollen weltweit so stark wachsen wie möglich», sagt sie.
Ob nun in Australien, England oder irgendwann vielleicht auch in der Schweiz, das Motto von «Karen’s Diner» ist überall dasselbe: unfreundlicher Service. Und zwar so richtig unfreundlich. Die Gäste werden ewig lange nicht bedient, Bestellungen gehen vergessen oder werden auf fremden Tischen abgestellt. Kaugummikauen mit offenem Mund, Getränke verschütten – all das ist Teil der Erfahrung. «Unsere Gäste wissen, worauf sie sich einlassen und finden das Erlebnis amüsant», ist sich Shelley Allen sicher.
Um zu gewährleisten, dass den Mitarbeitenden nicht versehentlich mal ein Lächeln über die Lippen huscht, durchlaufen diese vor Stellenantritt ein intensives Training, in dem die verschiedenen Szenarien geübt werden. Allen ergänzt: «Viele unserer Mitarbeitenden sind Schauspielende. Sie wissen bereits, wie man eine Rolle selbstsicher spielt.»
(Désirée Klarer)