Vier Anlässe, vier Gäste, ein Thema: Fleisch und Authentizität. Bei «Radikarl» im «Karl der Grosse» in Zürich halten sich Genuss und Debatte die Waage.
Wer im Januar durch Zürichs Altstadt geschlendert ist, könnte auf das Zürcher Debattierhaus Karl der Grosse aufmerksam geworden sein, noch bevor es in Sichtweite geriet. Zu dieser Zeit fand hier die achte Ausgabe der Winterreden statt. Bei diesen treten die Rednerinnen und Redner jeweils ans Erkerfenster und wenden sich ans Publikum, das draussen in der Kälte auf dem Grossmünsterplatz steht. Beispielsweise widmete Amine Diare Conde, Initiant und Leiter des Projekts Essen für alle, seine Rede dem Thema Ernährung im Kontext der Pandemie.
Doch auch übers Jahr verteilt finden im «Karl der Grosse» Veranstaltungen statt, welche die Themen Kulinarik, Politik und Kultur verbinden. Austragungsort hierfür ist das Bistro, in dem am 25. März auch der erste von vier Events des neuen Gesprächs- und Genussformats Radikarl über die Bühne geht.
Fabienne Schellenberg, Leiterin «Karl der Grosse», sagt, worauf sich das Publikum freuen darf: «Die Gäste sind bekannte Protagonistinnen und Protagonisten aus dem Ernährungsbereich, die nach der Vorstellung gemeinsam mit dem Bistro-Team auch für das kulinarische Wohl des Publikums zuständig sind.» Durch die Reihe führt Andrin Willi, Projektleiter Soil to Soul und Genussaktivist.
Für den Gastgeber von «Radikarl» liegt die Thematisierung und Infragestellung eines Fleischkonsums, der aus dem Ruder läuft, angesichts des Klimawandels auf der Hand. «Das ‹fünfte Viertel›, also die Verwertung des ganzen Tieres, war zu Zeiten unserer Grosseltern eine ganz normale, also sehr authentische Sache. Warum ist das heute nicht mehr so?», fragt Willi rhetorisch. Dieser und ähnlichen Fragen möchte er mit Gästen und Publikum auf den Grund gehen. Das anschliessende Abendessen richtet sich jeweils konkret am Thema des Abends aus. «Laura Schälchli, die den Auftakt machen wird, berichtet demnach nicht nur über ihre Erfahrungen im Umgang mit Innereien und Blut, sie wird dieselbe auch servieren», sagt Willi. Der Genuss stehe bei den Events im Vordergrund.
Er ergänzt: «Die Debatte darüber, ob das schmeckt oder nicht oder ob die Verwendung von Blut kulinarisch sinnvoll ist oder nicht, die darf zu Tisch gerne weitergeführt werden.»
(Désirée Klarer)
Das Gesprächs- und Genussformat Radikarl wurde von «Karl der Grosse» in Kooperation mit Soil to Soul ins Leben gerufen. Die Gäste der vier Veranstaltungen sind Gastronomin Laura Schälchli (25. März), Foodscout Richard Kägi (29. April), Gastronomin Marlene Halter (13. Mai) und Lauren Wildbolz, die sich intensiv mit veganer Ernährung befasst (24.Juni). Ein Billett kostet 90 Franken inklusive Abendessen und Gespräch, exklusive Getränken.