Im Gastgewerbe muss es schnell gehen. Fürs Trödeln hat man keine Zeit; für Unfälle auch nicht. Die geschehen aber meist dann, wenn es besonders pressiert.
Die Corona-Massnahmen haben sich positiv auf die Unfallstatistik ausgewirkt. Die Zahl der Berufsunfälle und -krankheiten ist um 5,2 Prozent gesunken. Die Zahl der Freizeitunfälle sogar um 9,1 Prozent. Die Unfallversicherung Suva hat im Jahr 2020 dennoch über 803 000 Unfälle registriert. Mit anderen Worten: Jeden Tag verunfallen in der Schweiz 2 200 Berufstätige, weil sie in der Hektik des Arbeitsalltags für einen Moment unachtsam sind.
Während der Pandemie war es fast unmöglich vorauszuplanen. Zudem waren viele Mitarbeitende in Kurzarbeit, zogen Überstunden und Ferientage ein oder fielen krankheitshalber aus. Wer im Betrieb war, darunter viele Lernende, musste oft doppelten Einsatz zeigen. Übermüdung, Überforderung und grosse Eile sind eine gefährliche Kombination. Neben Unfällen drohen auch Burnouts.
Gemäss einer aktuellen, diverse Branchen umfassenden Arbeitsmarktstudie gehen 51 Prozent der Führungskräfte davon aus, dass es bei ihren Mitarbeitenden vermehrt zu Burnout-Fällen kommen wird. Hauptgründe dafür sind grosser Erfolgsdruck und hohe Arbeitsbelastung. Als weitere Auslöser nennen die Chefs die Angst vor Entlassungen und das Verkleinern der Teams. Die Studie wurde im Auftrag von Robert Half, einem internationalen HR-Unternehmen, erstellt.
Burnouts und Unfälle lassen sich durch eine umsichtige Planung der Mitarbeitereinsätze und ein gutes Aufgaben- und Zeitmanagement reduzieren. «Zum Planen habe ich keine Zeit» – wer so denkt, verhält sich wie der Holzfäller in der Geschichte unten. Ja, gute Planung braucht Zeit. Und ja, es ist mühsam, einen Plan zu erstellen, wenn man ihn coronabedingt ständig an die neuen Gegebenheiten anpassen muss. Doch gerade wegen dieser Unsicherheit ist es wichtig, genügend Mitarbeitende einzuteilen.
Natürlich ist es für einen Betrieb unrentabel, wenn seine Angestellten unproduktiv sind. Genauso ist es für Mitarbeitende langweilig und unbefriedigend, bloss auf Gäste zu warten. Deshalb ist eine sorgfältige Einsatz- und Aufgabenplanung wichtig, in der auch Routinearbeiten, interne Schulungen und Kreativprozesse wie zum Beispiel das Entwickeln neuer Rezepte oder Social-Media-Inhalte ihren Platz haben.
Das Ziel muss sein, dass Mitarbeitende in ruhigen Phasen einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen und in stressigen Momenten genug Zeit haben, ihre Aufgaben effizient, achtsam und dadurch sicher zu erfüllen.
(Riccarda Frei)
Ein Holzfäller hieb mit viel Energie, aber stumpfer Axt, auf einen Baumstamm ein. Als ihn ein Vorbeikommender fragte, warum er denn nicht die Axt schleife, damit er mit weniger Kraftaufwand und schneller den Baum fällen könne, antwortete der Holzfäller, dafür habe er keine Zeit. Er müsse Bäume fällen.