Wer gute Mitarbeiter für sein Hotel gewinnen will, muss eine attraktive Unterkunft bieten. Diese Hotels können mit solch neu gebauten Häusern punkten.
Vor fünf Jahren schmiedete Kurt Baumgartner, Direktor des Hotels Belvédère in Scuol, erste Pläne für eine neue Mitarbeiterunterkunft. «Unser altes Personalhaus mit Etagendusche/WC genügte den Anforderungen nicht mehr», erinnert er sich. Die Unterkunft befand sich im umgebauten Stall eines alten Engadiner Hauses. «Uns war bewusst, dass gute Fachkräfte nur mit einer tollen Unterkunft gewonnen werden können.» Weil das Haus renovierungsbedürftig war, entschloss sich die Hoteldirektion, neu zu bauen. Dies zwar auf der grünen Wiese, aber dennoch mitten im Dorf.
In der Wintersaison beschäftigt das Hotel Belvédère, zu dem auch die Häuser Belvair und Guarda Val gehören, bis zu 156 Mitarbeiter. Die eine Hälfte wohnt im Mitarbeiterhaus, die andere in angemieteten Wohnungen. «Ist ein Angestellter drei oder mehr Jahre im Betrieb, sucht er sich meistens eine eigene Bleibe», weiss Baumgartner. Doch bis dahin gilt: Eine gute Unterkunft ist ein wichtiges Argument, eine Stelle anzunehmen oder nicht. Für das alte Personalhaus schmiedet Baumgartner nun doch Renovationspläne: «Dort entstehen Büros, Studios und WG-Einheiten.» Alle mit eigener Nasszelle notabene.
Auf eine 328-jährige Geschichte blickt das Hotel Lenkerhof Gourmet Spa Resort in Lenk zurück. Vor 14 Jahren entschloss sich der neue Eigentümer Jürg Opprecht zu einer umfassenden Renovation. Entstanden ist das heutige Fünf-Sterne-Superior-Haus. Die 110 bis 135 Mitarbeiter wohnten bislang in der so genannten Villa Kunterbunt, einem Gebäude- Ensemble hinter dem Haupthaus. Zudem waren sie in einem angemieteten Appartementhaus in Lenk und verschiedenen Wohnungen untergebracht, die über das ganze Dorf verstreut waren. Hoteldirektor Jan Stiller, der im Dorf Lenk aufgewachsen ist, sagt dazu. «Eine angemessene Unterkunft für die Mitarbeiter war bei uns immer ein Thema», erinnert er sich. «Vor allem die renovierungsbedürftige Villa Kunterbunt entspricht nicht den heutigen Unterkunftsnormen.»
Mehrere Bauprojekte wurden entworfen und wieder verworfen. Bis sich ein Neubauprojekt im Dorfkern ergab, nur zwei Minuten vom Bahnhof und gut zehn Minuten vom Haupthaus entfernt. Hier entstehen 48 Einzimmer- und acht möblierte Zweizimmerwohnungen. Eine, die im neuen Domizil noch vor Weihnachten einziehen wird, ist die Österreicherin Bibiana Maier. Sie ist im «Lenkerhof» für die Mitarbeiteradministration tätig. «Ich freue mich auf das neue Studio. Die Suche nach Unterkünften für die Mitarbeiter wird für uns damit einfacher, weil sich zukünftig alles auf einen Standort konzentriert», sagt sie. Ebenfalls dort einziehen wird die Luzerner Restaurationsfachfrau Jasmin Blum: «Es ist toll, was das Hotel alles für seine Mitarbeiter macht», ist sie beeindruckt. Sie hat das Studio, das dereinst ihr neues Zuhause sein wird, bereits besichtigen können. «Es sieht sehr schön aus.»
Für das Haus im Minergie-Standard werden umwelt- und entsorgungsfreundliche Baumaterialien verwendet. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt mittels Sonnenkollektoren zentral im Untergeschoss. Dort befindet sich auch eine Waschküche. Beheizt werden die Häuser mit einer Low-NOx-Ölheizung. Low-NOx steht für weniger Stickoxide (NOx). Durch Rezirkulation von Abgasen aus dem Feuerraum wird die Flammentemperatur im Flammenkopf von Low-NOx-Brennern reduziert, die Flamme kühlt ab. Dadurch wird weniger Stickoxid erzeugt als bei herkömmlichen Brennern. Die Häuser sind so gebaut, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt zu grösseren Wohnungen umgebaut werden können. Dahinter steckt die Weitsichtigkeit von Jan Stiller: «Wir wissen nicht, ob die Häuser auch in mehreren Jahren von Hotelmitarbeitern bewohnt werden. So haben wir die Möglichkeit, auf neue Umstände und Gegebenheiten zu reagieren.»
Das Hotel Bad Schauenburg liegt in der prosperierenden Wirtschaftsregion Nordwestschweiz und dennoch mitten in der Natur, gut fünf Kilometer ausserhalb Liestals. 31 Jahre führte Alfred Häring als Direktor die Geschicke des «Bad Schauenburg». Nachdem Tochter Stéphanie seit Anfang 2016 die Zügel in der Hand hält, ist er als Seniorchef und Bauführer der anstehenden Umbau- und Renovationsprojekte im Hintergrund tätig. Das «Bad Schauenburg» hat seit seiner Grundsteinlegung im 15. Jahrhundert eine lange bewegte Geschichte durchlebt. Es befand sich im Besitz von Ratsherren und Stadtschreibern, ehe es dank seines Heilwassers im 19. Jahrhundert zum Bäderhotel wurde. 1958 kaufte es die J. R. Geigy AG. In der Folge wurde der Gasthof zum Tagungshotel ausgebaut, das bis September 2015 Novartis gehörte. Heute ist es im Besitz des Baselbieters Peter Grogg, Hauptaktionär der Hotelkette Sunstar und Gründer der Bachem, Marktführerin in der Produktion von Peptiden, Moleküle, die für verschiedenste Medikamente benötigt werden.
Mit dem Besitzerwechsel eröffneten sich für das «Bad Schauenburg» neue Perspektiven. «Peter Grogg ist gewillt, mehrere Millionen Franken in den Aus- und Umbau zu investieren», so Alfred Häring.
Obwohl diverse Baupläne für den Gästebereich bestehen, baut die Familie Häring zuerst eine angemessene, moderne Mitarbeiterunterkunft mit 20 Studios. «Der vorherige Besitzer sah keinen Grund für ein solches Haus», erinnert sich Alfred Häring. «Unser Team besteht aus langjährigen Angestellten. Um sie im Betrieb halten zu können, müssen wir ihnen eine angemessene Unterkunft bieten», ist er überzeugt. Dies, obwohl viele Mitarbeiter aus dem nahen Elsass stammen und dort ein eigenes Häuschen besitzen. «Wenn sie Zimmerstunde haben oder sie wegen Banketten bis tief in die Nacht vor Ort sein müssen, sind sie froh über diese Bleibe», so Häring. «Das Haus für die Mitarbeiter wird als erste Bauetappe fertig sein», freut er sich.
Es wird ganz auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichtet sein: «Viele von ihnen treiben während der Zimmerstunde Sport und benötigen deshalb vor erneutem Dienstantritt eine Duschgelegenheit.» Für die Studios wird pro Monat ein noch nicht definierter Unkostenbeitrag für die wöchentliche Reinigung verrechnet. «Wir können keine Miete verrechnen, weil unsere Mitarbeiter ihren Wohnsitz nicht hier haben. Für uns ist das eine Dienstleistung gegenüber den Angestellten», so Alfred Häring.
Geplant ist des Weiteren ein Anbau an das denkmalgeschützte Haupthaus und die Zusammenlegung der bestehenden Zimmer. «Die bisherigen Gästeunterkünfte sind für heutige Ansprüche zu klein, deshalb wird aus zwei Zimmern eines.» Mit denjenigen, die im Anbau neu entstehen, wird das Haus danach 39 statt wie bisher 34 Gästeunterkünfte haben.
Im Ökonomiegebäude wird ein Restaurant für Wanderer und Ausflügler gebaut. Im Anschluss wird auch die Küche des mit 16 Gault-Millau-Punkten dotierten Restaurants erneuert.
(Ruth Marending)