Für die berufliche Integration jener, die es in unserer Gesellschaft nicht so leicht haben, engagieren sich auch soziale Betriebe im Gastgewerbe.
«Die grössten Hürden, um den Sprung vom zweiten in den ersten Arbeitsmarkt zu schaffen, sind zum einen der Leistungsdruck und manchmal soziale Umgangsformen oder Auffälligkeiten», stellt Reto Schaffer fest. Schaffer ist Geschäftsführer der Trinamo AG, einem grossen Anbieter für integrative Massnahmen in den Kantonen Aargau, Solothurn und Basel Stadt.
Zu den Betrieben der Trinamo gehören unter anderem einige Restaurants und Hotels. Weiter betreibt die Firma ein eigenes Catering und bietet Arbeitsplätze in Werkstätten und Wäschereien an. Jährlich treten rund 1550 Menschen eine Stelle bei der Trinamo an. «Diese Zahl war die vergangenen fünf Jahre stabil. Aufgrund der guten Wirtschaftslage ist die Zahl derer, die bei uns zu arbeiten beginnen, dieses Jahr jedoch rückläufig», so Schaffer.
Die Trinamo beschäftigt Leute mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen. Darunter sind etwa solche mit einer Invalidenrente, Migranten, Ausgesteuerte oder Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Diese sind aktuell auch im ersten Arbeitsmarkt gefragt. «Wir merken den Fachkräftemangel insofern, als dass Teilnehmende nun im regulären Arbeitsmarkt einen Platz finden.»
Reto Schaffer, Geschäftsführer, Trinamo AG, Aarau
Sobald die Betriebe jedoch merkten, dass die Mitarbeitenden nicht die stabilsten oder produktivsten seien und sich die Wirtschaftslage erholt habe, stünden sie wieder bei der Trinamo. Gefragt wäre ein neuer Umgang der Menschen mit-, für- und untereinander, damit auch jene, die nicht so stabil sind, eine Chance haben, so Schaffer, «es soll im Arbeitsleben nicht nur um Produktivität gehen, sondern auch darum, gemeinsam etwas Sinnvolles zu schaffen.» Immerhin: In der Privatwirtschaft finde ein Umdenken statt. So ist die Trinamo derzeit beispielsweise mit grösseren Firmen in Hinblick auf integrative Arbeitsstellen in Kontakt.
Um Menschen mit Beeinträchtigung den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, setzt der Anbieter aus dem Aargau auf begleitende Massnahmen. «Diese sollen helfen, das Verständnis zwischen Mitarbeitenden und Betrieben zu fördern und eine entsprechende Grundhaltung im Betrieb zu etablieren.»
Auch die Stiftung Arbeitskette aus Zürich bietet geschützte Arbeitsplätze im Gastgewerbe an. Die Stiftung beschäftigt derzeit unter anderem rund 100 Mitarbeitende mit einer psychischen Beeinträchtigung sowie einer Invalidenrente.
Dass diesen der Sprung in den ersten Arbeitsmarkt nicht immer leicht falle, begründet Mirjam Weber wie folgt: «Besonders in der Gastronomie sind die Anforderungen hinsichtlich Konstanz, Verlässlichkeit und Flexibilität hoch.» Darüber hinaus seien auch die Arbeitszeiten eine grosse Herausforderung. «Hinzu kommen erschwerend motivationale Faktoren», so Mirjam Weber. Weiter böten die sozialen Medien den Menschen neue Möglichkeiten, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen und damit Teil einer Gesellschaft zu sein. «Früher war die Arbeit ein wichtiger Bereich, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Das hat sich meines Erachtens verändert.»
(Désirée Klarer)