Winzer aus Österreich haben früh erkannt, dass die Zukunft des Weins ökologisch ist.
Im Jahr 2019 wurden 6,2 Prozent der weltweiten Rebflächen biologisch bewirtschaftet. Das geht aus dem Bericht «The world organic vineyard» der Internationalen Organisation für Rebe und Wein OIV aus dem Jahr 2021 hervor. Die Tendenz ist stark steigend. Zur gleichen Zeit betrug der Anteil der Biorebfläche in Österreich bereits 15,3 Prozent. Damit nimmt unser östlicher Nachbar – zusammen mit Italien, Frankreich und Spanien – eine Führungsrolle ein. In der Schweiz lag der Bio-Anteil 2021 bei neun Prozent.
1433 Hektaren, ein Fünftel der Bio-Rebfläche, werden biodynamisch bewirtschaftet. Pioniere waren unter anderem die Familie Saahs vom Nikolaihof in Mautern an der Donau in der Wachau. Sie stellten ihren Betrieb 1971 um. Ilse Maier vom Geyerhof in Göttweig im Kremstal folgte Ende der 1980er-Jahre. Die Eltern von Werner Michlits von Meinklang in Pamhagen im Burgenland begannen 1990 mit Bio. Er übernahm 2001 und ging einen Schritt weiter in Richtung Biodynamie.
Paul Schabl vom gleichnamigen Weingut in Königsbrunn am Wagram machte die biologische Bewirtschaftung zur Bedingung dafür, dass er das Familienweingut eines Tages weiterführen würde. Für eine eigene Linie lässt er die Traubenbeeren an der Maische stehen, vergärt mit traubeneigenen Hefen und füllt unfiltriert ab. Etiketten mit Blumen, die zwischen den Rebzeilen gedeihen, zieren die Steingutflaschen. Mit Winzerkollegen hat er eine Slow-Food-Charta für den gebietstypischen Roten Veltliner ins Leben gerufen. In die Naturwein-Ecke lässt er sich nicht gerne einordnen. «Der Wein muss sauber sein», sagt der junge Winzer kurz und bündig.
Mit dem Jahrgang 2012 füllte Martin Arndorfer seinen ersten Naturwein ab. Damit führt er das Schaffen seines Vaters weiter. Der arbeitete bereits achtsam in den Reben und war nicht begeistert von Zuchthefen «Im Keller kann viel manipuliert werden, lässt sich ein Wein auf internationalen Geschmack trimmen», sagt Martin Arndorfer. «Das Mikroklima und somit die Trauben aus einem bestimmten Rebberg sind einzigartig. Dies will ich erhalten.» Mit seinem kontrollierten Nichtstun im Keller, dürfte es laut Lehrbuch gar keinen Wein geben, sagt er mit Schalk in den Augen. Doch was Martin Arndorfer keltert, ist lebendig, frisch und intensiv fruchtig, hat Charakter und Tiefe.
Filigran und zugleich ausdrucksstark sind auch die Weine von Andreas Gsellmann aus Gols am Neusiedlersee. «Sauber, geradlinig und trinkig soll Wein sein, viel Konventionelles ermüdet», sagt der Winzer.
(Gabriel Tinguely)
Andreas Gsellmann ist Mitglied der biodynamischen Vereinigung. 2005 initiiert, gehören ihr Winzer aus Österreich, Südtirol und Deutschland an. Sie vereinen Expertise als Winzer und Winzerinnen mit Ideen und Methoden der Biodynamie.