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Lebensmittel sind oft länger haltbar

Nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind viele Lebensmittel noch einwandfrei geniessbar. Auch im Grosshandel findet ein Umdenken statt.

Unsere Sinne sind verlässlicher als das Mindesthaltbarkeitsdatum. (Keystone-SDA)

Das Thema Food Waste hat in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Massgeblich zu unnötiger Lebensmittelverschwendung tragen unter anderem das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) bei – respektive Missverständnisse rund um die Bedeutung dieses Datums. Denn dieses besagt – anders als das Verbrauchsdatum – nicht, dass das Lebensmittel nach Ablauf beim Verzehr ein gesundheitliches Risiko darstellen kann. Sondern nur, bis wann ein Produkt bei korrekter Lagerung seine spezifischen Eigenschaften wie Geschmack, Geruch oder Konsistenz mindestens aufweisen muss.

Wie die Zulieferindustrie für die Gastronomie mit diesem Thema umgehen kann, zeigt das Beispiel von Transgourmet/Prodega, dem führenden Schweizer Abhol- und Belieferungsgrosshandel. Sophie Bosshart und Katrin Waclavicek arbeiten bei Transgourmet in den Bereichen Nachhaltigkeit und Food Safety und waren jüngst in einem Webinar des Vereins United Against Waste zu Gast. Dort zeigten sie auf, wie der Grosshändler mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum umgeht.

«Food Waste ist ein sehr wichtiges Thema für uns», sagte Sophie Bosshart. «Durch die Abgabe von Lebensmitteln an soziale Institutionen beträgt unsere Food-Waste-Quote lediglich 0,4 Prozent des Umsatzes.» Mehr als 100 Tonnen Lebensmittel wurden 2021 durch Abgabe an soziale Institutionen gerettet.

Bis zu 360 Tage länger haltbar

Im November 2021 erschien das Informationsschreiben zur Abgabe von Lebensmitteln nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV). Ein Leitfaden soll Betrieben, die Lebensmittel herstellen, verkaufen oder abnehmen, eine Entscheidungsgrundlage liefern, um Lebensmittel-verluste so weit als möglich zu reduzieren.

Denn viele Lebensmittel sind länger haltbar, als es das Mindesthaltbarkeitsdatum vermuten lässt. So können Trockenwaren wie Mehl, Teigwaren und Reis beispielsweise bis zu 360 Tage nach Ablauf noch gegessen werden. Öle, Konserven oder Cerealien sind noch 120 Tage lang geniessbar, Tiefkühlprodukte 90 Tage und Butter 30 Tage. Vor Verzehr sollten die Nahrungsmittel immer durch Anschauen und Riechen überprüft werden.

Gemäss Katrin Waclavicek eignen sich beispielsweise qualitativ einwandfreies Frischfleisch, Wurstwaren, frischer Fisch, Reibkäse, Teige oder gefüllte Teigwaren besonders gut zum Weiterverkauf. Weniger geeignet sind unter anderem überlagertes Frischfleisch, Pasteten, Grillartikel aus bereits einmal gefrorenem Fleisch, Austern, Joghurt oder Milch.

Die Produkte werden bei Transgourmet spätestens am Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums eingefroren, sofern sie nicht bereits vorher zu reduzierten Preisen verkauft werden konnten. Auf dem Etikett wird das Datum des Einfrierens plus 90 Tage vermerkt. «Danach suchen wir aktiv nach Kunden für die Ware», so Katrin Waclavicek. Bei Grossmengen – beispielsweise zwei Tonnen Butter – sei das gar nicht immer so einfach. Bis zweieinhalb Monate nach Einfrieren geht das Produkt an Kunden, die es zu einem reduzierten Preis kaufen möchten. Findet sich kein Käufer, wird die Ware bis 90 Tage nach Einfrieren an soziale Institutionen abgegeben. Andernfalls wird das Produkt entsorgt.

Transparenz ist wichtig

Den grössten Nutzen des Einfrierens sieht Transgourmet/Prodega derzeit bei Metzgerei-, Fisch- und Molkerei-Produkten. «Die Verteilung wird sich aber sicher weiterentwickeln», so Katrin Waclavicek. Oberste Priorität hat die Lebensmittelsicherheit: «Wenn es nur nach dieser ginge, könnten wir noch mehr Lebensmittel länger abgeben.» Aber auch die Qualität müsse stimmen. Die Resonanz der Kunden auf das Angebot sei bisher sehr gut: «Es wird bereits jetzt oft genutzt. Wir sind gespannt, wie sich die Nachfrage entwickeln wird.» Wichtig sei, die Kunden immer transparent zu informieren. Dann gebe es auch keine Miss­verständnisse und kaum Rek­lamationen.

(Angela Hüppi)


Die Initiative von «Too Good To Go»

Mit Aufdrucken auf Verpackungen will «Too Good To Go» Konsumenten dafür sensibilisieren, Lebensmittel selbst auf ihre Qualität zu überprüfen.

Die Initiative «Oft länger gut» des Unternehmens Too Good To Go zielt darauf ab, die Wahrnehmung zur Haltbarkeit von Produkten mit Mindesthaltbarkeitsdatum nachhaltig zu ändern. So soll die Lebensmittelverschwendung, vor allem in Privathaushalten, reduziert werden. Mit dem Aufdruck «Oft länger gut» als Zusatzerklärung auf der Verpackung neben dem Mindesthaltbarkeitsdatum werden Verbraucherinnen und Verbraucher dazu angehalten, ihre Sinne zu nutzen, um die Qualität eines Produktes nach Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums zu prüfen. 

Einmal riechen, bitte

Bevor die Konsumenten Lebensmittel wegwerfen, sollen sie sich folgende Fragen stellen: Sieht das Produkt so aus, wie es aussehen sollte? Riecht das Produkt so, wie es riechen sollte? Und: Schmeckt das Produkt so, wie es schmecken sollte? Die Initiative steht allen Unternehmen offen, die zusammen mit «Too Good To Go» etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln unternehmen möchten. «Too Good To Go» unterstützt sie mit Informationen und verschiedenen Aufdrucken für Verpackungen.