Mit dem Bevölkerungswachstum wächst auch die Lebensmittelproduktion und damit der Druck auf die Umwelt. Höchste Zeit, sich über unser Ernährungsverhalten Gedanken zu machen.
Ackerbau und Viehzucht gehören zu den grössten Verursachern der Erderwärmung. Sie sind eine grössere Quelle von Treibhausgasen als Autos, Lastwagen, Züge und Flugzeuge zusammengerechnet, schreibt das Wissensmagazin National Geographic in einem Artikel über die künftige Ernährung. Bis Mitte des Jahrhunderts wird die Erdbevölkerung voraussichtlich auf mehr als neun Milliarden Menschen anwachsen. Das heisst, es gilt, zwei Milliarden mehr zu ernähren. Das Magazin hat deshalb einen Plan erarbeitet, wie das zu bewerkstelligen ist. «Wir haben eine Unmenge von Daten analysiert und unsere Erkenntnisse in einen Fünf-Punkte-Plan gefasst, mit dem man das Ernährungsproblem der Welt lösen könnte», schreibt das Magazin. Diese Punkte sind: Stopp des zusätzlichen Flächenverbrauchs, Steigerung der Erträge in den Betrieben, effizientere und nachhaltigere Nutzung von Wasser und Dünger, Umstellung der Ernährungsgewohnheiten, Stopp der Verschwendung und Vernichtung geniessbarer Lebensmittel.
Dabei ist nicht nur der Bevölkerungszuwachs der Grund für einen höheren Nahrungsbedarf, sondern auch der wachsende Wohlstand. Besonders in China und Indien wächst der Hunger nach Fleisch, Eiern und Milchprodukten, was wiederum eine verstärkte Belastung der Umwelt nach sich zieht.
Und nicht zuletzt erfordert auch der erhöhte Kalorienbedarf eine grössere Lebensmittelproduktion. Wie stark dieser weltweit steigen wird, haben Entwicklungsökonomen der deutschen Universität Göttingen errechnet. Als Beispiel für ihre Berechnungen wählten sie Mexiko. Ein Land, in dem die Menschen gemäss Lutz Depenbusch, Mitarbeiter der Studie, in den vergangenen Jahrzehnten an Gewicht zugelegt haben. Die Gründe seien zu wenig Bewegung und schlechtes Essen. «Es werden mehr Sachen gegessen, die reich an Kalorien sind, viel Frittiertes und zuckerhaltige Getränke», so Depenbusch. Diese Entwicklung sagt der Entwicklungsökonom für viele Länder voraus, vorab in Regionen südlich der Sahara. In Asien, Europa, Nord- und Südamerika dürfte hingegen ein stabiler oder gar sinkender Kalorienbedarf erwartet werden. Dennoch ergibt sich unter dem Bruchstrich bis zum Jahr 2100 ein Anstieg des globalen Kalorienbedarfs von 80 Prozent.
Auch Agroscope hat eine Studie zur Ernährung vorgelegt, die eine brisante Aussage enthält. Würden nämlich auf den Ackerflächen der Schweiz statt Tierfutter ausschliesslich Gemüse und Weizen für die menschliche Ernährung angebaut, könnte so die ganze Schweizer Bevölkerung ernährt werden. Folglich würde man von Importen unabhängig. Ob das erstrebenswert ist, sei dahingestellt. Denn die Vielfalt auf dem Teller würde um einiges kleiner werden.
(Ruth Marending)