In Asien sind sie eine Delikatesse, in Europa als Lebensmittel nicht zugelassen. Dennoch arbeiten Forscher daran, hiesige Sorten nutzbar zu machen. Was hat es mit den Nesseltieren auf sich?
Spitzenkoch Silvio Germann hat keine Ambitionen, ein Gericht mit Quallen zu kochen. Auch Andreas Caminada winkt ab. Kein Wunder, seit Jahren spezialisiert sich der Bündner und Mitglied des Schweizer Kochverbands auf die regionale Küche. Und dennoch: Geht es nach der Forschung, soll die Qualle nicht nur die asiatische Küche bereichern, sondern auch die europäische.
Gemäss einem Bericht in der deutschen Zeitschrift «Stern» arbeiten Forscher daran, die Nesseltiere bei uns zu etablieren. Das internationale Projekt Go Jelly, geleitet vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel (DE), forscht daran, ob und wie man die Nesseltiere auf europäische Teller bringen kann. «Quallen sind ein wertvoller Rohstoff», sagt Jamileh Javidpour, Geomar-Forscherin von Go Jelly. «Wir werden in nicht allzu ferner Zukunft auf der Erde neun Milliarden Menschen sein. Deshalb müssen wir uns nach neuen Nahrungsmitteln umsehen.»
Auch Stefana Piraino, Professorin für Zoologie an der Universität von Salento in Italien, arbeitet an der Studie. Dabei untersuchte sie zusammen mit ihrem Team die chemische Zusammensetzung von Quallen im Mittelmeer und stellte fest, dass sie denjenigen, die im Fernen Osten gegessen werden, ähnlich sind.
Quallen schmecken ähnlich wie Austern. Sie bestehen grösstenteils aus Wasser, beinhalten viel Eiweiss, gesunde Fette und Spurenelemente wie Kalzium und Natrium. Zudem sind sie cholesterinfrei und kalorienarm. Bis es zur Zulassung von Quallen in Europa kommt, gilt es, einige Hürden zu bewältigen. Dazu gehört die Neutralisation des Gifts.
Alle Quallen, die hierzulande serviert werden, kommen aus Asien. Beliebt sind dort Gerichte mit Knoblauch, Koriander und Sojasauce. Dafür werden getrocknete Quallen in Wasser gelegt, damit sich das Salz löst und die Tiere aufschwemmen. Quallen eignen sich aber auch als Suppengrundlage oder als Salat.
(Ruth Marending)