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Fruchtsalat kommt bei ihr nicht auf den Tisch

Mary Miso weiss, was ein gutes Dessert ausmacht: Unvernünftig soll es sein und auf keinen Fall nur süss. Ihre besten Rezepte gibt es nun in Buchform.

  • Mary Miso gestaltet in ihren Büchern von A bis Z alles selbst. (ZVG)
  • Aus Mary Misos Buch: pochierte Quitten mit Sablés und Popcorn-Chantilly.

«Fruchtsalat ist kein Dessert.» Dieser Satz steht ganz zuvorderst in Mary Misos neuem Kochbuch, das sich ganz der Nachspeise widmet. Aber wieso eigentlich nicht? «Ganz ehrlich: Wenn ich eingeladen werde und zum Dessert einen Fruchtsalat erhalte, bin ich enttäuscht», sagt die 40-jährige Köchin und Bäcker-Konditorin. So ein Fruchtsalat befriedige ihre Lust auf Zucker einfach nicht.

«Natürlich versuche ich, Zucker ganz bewusst zu konsumieren. Aber zu einem speziellen Abend gehört ein dekadentes Dessert einfach dazu. Eine geile Mousse au chocolat, ein saftiger Schoggikuchen – da ist der Wow-Effekt doch viel grösser.» Disziplin gehört zum Alltag, aber manchmal darf es unvernünftig sein: «Wenn schon Dessert, dann richtig!» Bei aller Liebe zum Süssen gehört dann aber doch auch etwas Saures und Salziges in jedes ihrer Desserts: «Es braucht eine Dreidimensionalität, sowohl bei den Geschmäcken als auch bei den Texturen.»

«Desserts» ist bereits das vierte Kochbuch von Mary Miso. Eigentlich wollte die Zentralschweizerin gar kein Buch mehr auf den Markt bringen. Dass nun doch noch eins erschienen ist, ist der Corona-Krise zu verdanken. «Mittlerweile ist doch fast jede und jeder ein Foodblogger, und alle bringen auch noch ihr eigenes Buch raus. Das stürzte mich in eine Sinnkrise», sagt Mary Miso, die eigentlich Mary Frener heisst. Doch dann kam der Lockdown und damit viel Freizeit. «Das Dessertbuch hat mich nie losgelassen, denn Desserts sind seit jeher meine Leidenschaft», sagt sie. Und so entstand aus der Krise auch etwas Positives: «Rezepte zu entwickeln und zu teilen macht mir ­einfach Spass. Und gerade beim Backen braucht es gute Rezepte, damit die Gerichte gelingen.»

Die Bücher von Mary Miso erscheinen im Selbstverlag. Vom Layout über die Fotografien bis zu den Texten macht sie alles selbst. Unterstützung erhält sie von ihrem Mann, der als Grafiker tätig ist. «Jemand anderem die Kontrolle über mein Werk anzuvertrauen, könnte ich mir nicht vorstellen», sagt sie. Auf einen Verlag inklusive Marketing verzichtet sie gerne: «Ich will keine Bestseller schreiben. Sondern Bücher, hinter denen ich zu 100 Prozent stehen kann.»

Gehobenes Soul Food

Man darf sich also – hoffentlich –auf weitere Bücher von Mary Miso freuen. Bis dahin können ihre Kreationen derzeit im Restaurant Fed in Luzern genossen werden. Das Restaurant eröffnete im vergangenen August und setzt auf «gehobenes Soul Food» im Sharing-Konzept. Die Gäste sollen sich hier wie zuhause fühlen und verwöhnen lassen. Dass dabei das Dessert nicht zu kurz kommt, dafür sorgt Mary Miso. Unter anderem stehen ein Erdnussbutter-Cheesecake und ein Bloody-Mary-Dessert auf der Karte – und sicher kein Fruchtsalat.

(Angela Hüppi)


Zur Person

Mary Frener alias Mary Miso absolvierte die Ausbildung zur Bäckerin-Konditorin sowie zur Köchin. Sie arbeitete unter ­anderem im «Bellevue Palace» in Bern, in der «Krone», Sihlbrugg, im «Adler» in Nebikon/LU sowie beim Gottlieb Duttweiler Institut in Zürich. Seit 2021 steht sie am Herd des Restaurants Fed in Luzern.

mary-miso.ch