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Die Hotel & Gastro Union weist Wege aus der Krise

Mit einem neuen Manifest legt die Hotel & Gastro Union ihre Standpunkte und Forderungen zu Fragen der Bildung, des Lohnes, der Arbeitszeiten und des Arbeitsklimas vor. Nur so kann die Abwanderung von Berufsleuten aus der Branche gestoppt werden.

«Un pour tous, tous pour un.» Mit diesem Motto wurde 1886 die damalige «Union Helvetia» gegründet. Junge Mitglieder der heutigen Hotel & Gastro Union halten das Motto besonders hoch. (ZVG)

In einem Manifest werden Ziele und Absichten eines Vereins öffentlich gemacht. Erstmals hat die Hotel & Gastro Union HGU ein solches Manifest im Jahre 2003 publiziert und darin Standpunkte und Lösungsvorschläge zu sozial- und berufspolitischen Fragen und Problemen deutlich gemacht. Viele der damaligen Forderungen wurden eingelöst wie der 13. Monatslohn oder die fünfte Ferienwoche. Es gibt mittlerweile bezahlte Ferien für den Besuch von Aus- und Weiterbildungen. Und der Mindestlohn wurde in den vergangenen 20 Jahren um 700 Franken pro Monat angehoben. Vieles ist im L-GAV Gastgewerbe verankert. Vieles liegt jedoch noch im Argen und hat sich in jüngster Vergangenheit akzentuiert. Wie beispielsweise der bedrohlich gross gewordene Personalmangel, hervorgerufen durch die Abwanderung von Gelernten und Ungelernten in andere Branchen. Oder der eklatante Mangel an Berufsnachwuchs. Seit Jahren nimmt die Zahl der Lehrvertragsabschlüsse stetig ab. Um die Vielzahl an Problemen anzupacken, hat die Hotel & Gastro Union nun ein aktualisiertes Manifest verfasst, in dem sie ihre Standpunkte und Lösungsideen für die Zukunft formuliert.

Als Basis diente unter anderem die jüngste HGU-Mitgliederumfrage, die von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut durchgeführt wurde. Sechs Schwerpunkte haben sich herauskristallisiert und bilden das inhaltliche Gerüst des neuen Manifests. Vor allem das Thema Bildung zieht sich wie ein roter Faden durch die Positionsschrift. «Mitarbeitende und Arbeitgeber besser ausbilden!» ist eine zentrale Forderung der Hotel & Gastro Union. Eine zweite wichtige Forderung ist jene nach mehr Mitspracherecht vor allem für die junge Generation in den gastgewerblichen Betrieben. Ein dritter Punkt betrifft die Arbeitszeiten. Die Hotel & Gastro Union ist der Meinung, dass nur eine bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit Mitarbeitende dazu bewegt, ihre Zukunft weiterhin in der Branche zu planen. Eine Rolle spielt dabei natürlich auch der Lohn. Die weitere Abwanderung aus der Branche lässt sich nur aufhalten, wenn es Lohnerhöhungen auf allen Qualifikationsstufen gibt. Und schliesslich geht es darum, Strukturdefizite in der Branche zu überwinden und die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern auszubauen.

Alle Ideen und Forderungen lassen sich jedoch nur durchsetzen, wenn die HGU mit ihren fünf Berufsverbänden an Stärke und damit Einfluss gewinnt. Dazu braucht es viele engagierte Mitglieder.

(Jörg Ruppelt)


Bildung

Unsere Branche braucht qualifizierte Mitarbeitende und Arbeitgeber. Dazu mehr Lernende! Dafür muss in die Bildung investiert werden. Deshalb:

  • Unbefristete Fortsetzung der kostenlosen Aus- und Weiterbildung über 2023 hinaus.
  • Steigerung der Anforderungen an die Berufsbildner zugunsten der Lernenden.
  • Mehr bezahlte arbeitsfreie Zeit für die Teilnahme an Aus- und Weiterbildung.
  • Mitarbeitende ohne formelle Berufsausbildung sollen verstärkt an Progresso-Kursen teilnehmen.
  • Förderung der unternehmerischen Kompetenzen der Arbeitgeber.

Arbeitszeiten

Unattraktive Arbeitseinteilungoftmals mit Zimmerstunde, Wochenendarbeit, Abendarbeit, Nachtarbeit und ständige spontane Wechsel der Dienstpläne verhindern eine gute Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Ausbildung und Freizeit. Deshalb:

  • Es braucht dringend ein Überdenken der Arbeitseinteilung und Arbeitsprozesse.
  • Förderung der Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Ausbildung und Freizeit durch flexiblere Arbeitszeitmodelle.
  • Frühere Bekanntgabe der Dienstpläne und bessere Planung, damit die Einsatzzeit nicht ständig und spontan wechselt.

Führung, Wertschätzung, Arbeitsklima

Es bedarf eines Kulturwandels im Führungsstil. Die oftmals noch vorherrschende, veraltete und hierarchische Führungskultur befriedigt die Bedürfnisse der jungen Generation nicht mehr. Diese will mitreden, mitbestimmen und mitwirken. Deshalb:

  • Fertig mit «Ich bin der Chef»: Wer seine Mitarbeitenden nicht achtet und schätzt, schadet der Branche.
  • Mitsprache statt Ansprache – Wer im Betrieb mitbestimmen kann, identifiziert sich mit diesem.
  • Reden statt schreien – Konfliktlösung, anständige Kommunikation und gelebte Teamarbeit führen zu einem guten Arbeitsklima.
  • Förderung von professionellem Human-Resources-Management

Strukturdefizite überwinden

Ungenügend qualifizierte Unternehmer und Mitarbeitende, ungenügende Erträge, weiter sinkende Qualität und Produktivität: Die Branche muss aus dieser Abwärtsspirale ausbrechen. Nicht mehr jeder Betrieb hat das Recht, Teil der Branche zu sein. Deshalb:

  • Betriebe, die vor der Pandemie finanzielle Probleme hatten, werden nicht plötzlich Gewinn erwirtschaften. Sozialpartnerschaftlich müssen wir den finanziell nachhaltigen Betrieben mittels L-GAV die Rahmenbedingungen ermöglichen, damit sie die Mitarbeitenden finden, die sie brauchen.
  • Es braucht Arbeitgeber, die genügend Geld für Investitionen zur Seite legen und sich einen fairen Lohn ausbezahlen können. Nur finanziell gesunde Betriebe ermöglichen attraktive Arbeitsplätze.

Lohn

Mit tiefen Löhnen dreht man weiter an der Abwärtsspirale: Tiefe Löhne führen dazu, dass die Mitarbeitenden die Branche verlassen. Nachweislich verlassen viele Mitarbeitende Anfang dreissig die Branche, da eine Familien­gründung nur schwer finanzierbar erscheint und ihnen eine Lohnperspektive fehlt. Deshalb:

  • Generelle Lohnerhöhungen auf allen Qualifikationsstufen.
  • Würdigung der Berufserfahrung als lohnrelevanter Faktor.
  • Mitarbeitende brauchen eine Lohnperspektive.
  • Weitergabe der Lohnerhöhungen an die Konsumenten wie in anderen handwerklichen Branchen üblich. Unsere Dienstleistung darf etwas kosten!

Sozialpartnerschaft

Probleme kann man nur gemeinsam lösen. Deshalb benötigt es eine intakte, gelebte und mutige Sozialpartnerschaft. Die Berufsorganisationen müssen Führungs­verantwortung übernehmen. Die Hotel & Gastro Union ist bereit, mit den Arbeitgeberverbänden die Probleme der Branche anzupacken. Deshalb:

  • Gastrosuisse muss die seit Mai 2019 bestehende Verhandlungsblockade endlich aufgeben und einen L-GAV verhandeln, welcher der Branche gerecht wird.
  • Die Arbeitgeberverbände werden aufgefordert, ihre Führungsverantwortung wahrzunehmen und zu offensiven Strategien überzugehen, anstatt mit schlechten Anstellungsbedingungen die schwächsten Betriebe zu schützen.
     

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