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«Kaffee zu Geniessen, ist ein Privileg»

Sie ist die zweite Schweizer Meisterin im Kaffeerösten. Jetzt bereitet sich Sofia Heuri intensiv auf die Weltmeisterschaft vor.

Sofia Heuri, Sie sind die neue Schweizer Meisterin im Kaffeerösten. Wie kam es dazu, dass Sie sich beim Wettbewerb angemeldet haben?
Ich sehe Wettbewerbe als gute Möglichkeit, Neues zu lernen und mich weiterzuentwickeln. Ausserdem motivierte mich der Netzwerk-Aspekt, der Austausch mit anderen Rösterinnen und Röstern.

Die Schweizer Röstmeisterschaft ist noch jung und fand im vergangenen Herbst erst zum zweiten Mal statt. Wie bereitet man sich auf einen solchen Anlass vor?
Der Wettbewerb umfasst drei Teile. Angefangen beim Green Grading, der Bewertung von Rohkaffee. Es gilt zum Beispiel, Defekte im Kaffee zu erkennen. Der zweite Aspekt ist die Sensorik. Wir mussten beschreiben, wie der Kaffee nach der Röstung schmecken wird, ohne ihn vorher probiert zu haben. Da aus meinem Team vier Leute mitgemacht haben, konnten wir hier vieles zusammen üben, gerade die Sensorik ist ein grosser Teil unserer Arbeit.

Dann kommt das Rösten. Wie geht das mit Rohkaffee, den Sie vorher noch nicht kannten?
Wir erhielten eine kleine Probe zur Vorbereitung und die Information, wie der Kaffee nach dem Pflücken weiterverarbeitet wurde. Eine kleine Proberöstung gab mir dann einen ersten Eindruck. Auf dem kleinen Teströster ist das Gefühl allerdings ein ganz anderes als auf dem Wettbewerbsröster. Es war für mich eine der grössten Herausforderungen, ein Gefühl für diese Maschine zu erhalten.

Spürten Sie während der Arbeit, dass es für den Sieg reichen könnte?
Ich hatte sicher ein gutes Gefühl und wusste, ich kann zu dieser Röstung stehen. Wie es im Vergleich mit den anderen aussah, war aber schwer einzuschätzen.

Mit welcher Philosophie gehen Sie an neuen Kaffee heran?
Im Spezialitätenkaffeebereich ist das Ziel, herauszufinden, was der Kaffee braucht. Wie kann ich ihn so rösten, dass er seine Einzigartigkeit behält? Ich röste also eher hell, sodass ich den Kaffee nicht mit Röstaromen verdecke.

Wie kam es, dass Sie eine so grosse Leidenschaft für Kaffee entwickelt haben?
Bei meiner Arbeit als Barista habe ich gemerkt, wie vielfältig Kaffee ist und welche Welt von Aromen die ursprünglich einfache grüne Bohne eröffnen kann. Ich habe mich dann im Jahr 2022 entschieden, in meinen Ferien die Kaffeemacher-Farm in Nicaragua zu besuchen. Vor Ort habe ich einen noch stärkeren Bezug zu dem Rohstoff bekommen.


«Ich möchte wissen, woher mein Kaffee kommt und wie er produziert wurde.»


Wie sieht heute Ihr Alltag als Kaffeerösterin aus?
Die meiste Zeit verbringe ich tatsächlich in der Rösterei. Wir arbeiten mit einem 35-Kilo-Röster und packen den Kaffee auch gleich selbst ab. Dazu kommt die sensorische Bewertung beim Einkauf neuer Sorten und die Qualitätskontrolle der bestehenden.

Und ausserhalb des Röstprozesses?
Selten bin ich noch als Barista im Einsatz. Zusätzlich gebe ich Röstkurse für Anfänger bis zu erfahrenen Röstern. Dieser Austausch und Kontakt mit den Menschen gibt mir sehr viel.

Beim Röstwettbewerb sind Sensorik und technisches Geschick gefragt. (zvg)

Neben Ihrer Arbeit steht nun die Vorbereitung für die Weltmeisterschaft im kommenden April an.
Genau, die nimmt aktuell einen grossen Teil meiner Gedanken in Anspruch. Zum Glück erhalte ich viel Unterstützung von meinem Team. Mein Kollege Raúl, der bei der Schweizer Meisterschaft Zweiter wurde, wird mich sogar in die USA begleiten. Bei der Rösterei Ojo de Café in Bern kann ich zudem auf einer ähnlichen Maschine üben, wie sie an der Weltmeisterschaft eingesetzt wird.

Was erhoffen Sie sich von der Teilnahme?
Einen guten Platz zu erreichen, wäre natürlich toll. Aber alleine die Erfahrung wird bestimmt sehr wertvoll sein. Ich freue mich auch, neue Inputs mitzunehmen, die ich in meinen Alltag und unsere Röstkurse einbringen kann.

Als Röstmeisterin und Kaffee-Kennerin: Was wünschen Sie sich in Sachen Kaffee von der Gastronomie?
Im Alltag trinke ich gerne Filterkaffee. Das darf auch mal ein ganz besonderer Kaffee sein. Mir ist wichtig zu wissen, woher mein Kaffee kommt, wie er angebaut wurde und wer ihn produziert hat. Diese Informationen würde ich mir auch als Gast in einem Restaurant wünschen. Wenn dann die Kaffeebohnen frisch sind und die Maschine sauber ist, bin ich glücklich.

(Alice Guldimann)


Zur Person

Sofia Heuri (27) arbeitet seit vier Jahren bei den Kaffeemacherinnen in Basel. Zuerst als Barista, später in der Rösterei. Was eigentlich als Nebenjob gedacht war, wurde schnell zur Leidenschaft. Heuri hat ausserdem einen Bachelor in Geschichte und Erfahrungen in Operngesang und Theater gemacht. Vom 25. bis 27. April 2025 vertritt sie die Schweiz bei den World Coffee Championships in Houston (USA). 


Mehr Informationen unter:

kaffeemacher.ch