Furqan Meerza (24) und Sonja Naber (22) suchen nach einer Saisonstelle für den Winter. Am liebsten in der Schweiz. Doch das ist gar nicht so einfach.
«Kochen ist für mich keine Arbeit, sondern eine Leidenschaft. Auch wenn es manchmal ganz schön streng ist – ich liebe es, an neuen Gerichten zu tüfteln und Gästen damit eine Freude zu machen», sagt Furqan Meerza. Der gebürtige Inder arbeitet seit April 2021 als Chef de partie im Restaurant Mugaritz in San Sebastián. Das Restaurant in der Hauptstadt der Provinz Gipuzkoa, der spanischen Autonomen Gemeinschaft Baskenland, gilt laut «The World’s 50 Best Restaurants» als das siebtbeste Restaurant der Welt.
«Im Winter ist das Restaurant allerdings geschlossen. Deshalb musste ich mir für diese Zeit etwas überlegen. Dass meine Freundin Sonja nun gemeinsam mit mir nach einer Anstellung in der Hotellerie sucht, war eine spontane Idee. Nun hoffen wir, dass wir bald etwas Passendes finden.»
Anders als Furqan Meerza, der in Mumbai die Hotelfachschule absolviert hat, ist Sonja Naber Quereinsteigerin in der Hotellerie. «Ich bin gelernte Landschaftsgärtnerin, habe aber schon in vielen Bereichen Erfahrung sammeln können. Zuletzt war ich Teamleiterin im Kundendienst eines Callcenters.»
Damit und mit ihrer Arbeitserfahrung als Barkeeperin und Stationshilfe im Krankenhaus könne sie bei potenziellen Arbeitgebern punkten. «Ich hatte bisher bei keinem Interview das Gefühl, dass meine geringe Berufserfahrung in der Hotellerie ein Problem darstellte», sagt die Bayerin.
Dafür sprechen auch die vielen positiven Rückmeldungen, die das Paar bisher erhalten hat. Ein Beitrag, den die beiden auf einer englischen Facebook-Seite für Stellensuchende geteilt hatten, erhielt gar 15 Kommentare. Primär von Chalets in Frankreich, die in englischem Besitz sind. «In Schweizer Facebook-Gruppen war die Resonanz nicht ganz so gross. Bei den Gesprächen, die wir bisher mit Schweizer Hotelbetrieben führten, war zudem spätestens nach der Frage des Aufenthaltsstatus von Furqan Schluss», sagt Sonja Naber. In Spanien, Wahlheimat des Paares seit Anfang 2020, kann Furqan Meerza dank Partnerschaftsvisum (pareja de hecho) landesweit arbeiten.
In der Schweiz, wohin die beiden aufgrund der guten Löhne und der schönen Natur gerne wollen, wird dieses Visum nicht anerkannt. Möchte ein Hotelier hierzulande einen Angehörigen eines Drittstaates anstellen, muss er erst beweisen, dass es sich um eine hochqualifizierte Fachkraft handelt und er für die Vakanz niemanden aus der Schweiz oder dem EU/EFTA-Raum finden konnte.
Doch es gibt Ausnahmen. Eine Bewilligung erteilen Bund und Kantone etwa bei Spezialitätenköchen, die mindestens sieben Jahre Berufserfahrung vorweisen können. Für Chef de partie Furqan Meerza wäre ein Praktikum eine Möglichkeit, doch das möchte er nicht. «Schliesslich soll sich die Anstellung auch finanziell lohnen», sagt er. Sonja Naber stimmt zu und ergänzt: «Dann verbringen wir den kommenden Winter eben in Frankreich oder anderswo. Solange wir im selben Betrieb sind und an den gleichen Tagen frei haben können, sind wir zufrieden. Die Schweiz läuft uns schliesslich nicht davon.»
(Désirée Klarer)
Anfang 2019 absolvierte Furqan Meerza im «Mugaritz» in San Sebastián ein Praktikum. In der gleichen Zeit war Sonja Naber als Touristin dort. Über die Reiseplattform Couchsurfing lernte sich das Paar schliesslich kennen. Erst erkundeten sie gemeinsam die Restaurants San Sebastiáns, dann ganz Spanien. Seit Anfang 2020 wohnen die beiden in einer gemeinsamen Wohnung in Barcelona.