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Chur ist Café-Surprise-Hochburg der Schweiz

Seit letzter Woche dürfen armutsbetroffene Menschen in Churer Restaurants kostenlos einen Kaffee trinken.

Gastronomiebetriebe, die ebenfalls Café Surprise anbieten möchten, können sich gerne beim Verein Surprise melden. (ZVG)

In der Schweiz ist jeder achte Mensch von Armut betroffen. Auf die Bevölkerungszahl der Bündner Hauptstadt hochgerechnet sind das 3200 Personen, die am oder sogar unter dem Existenzminimum leben. Um Armutsbetroffene nicht noch weiter an den Rand der Gesellschaft zu drängen, haben der Hilfsverein Chur, der Verein Surprise und Gastro Chur Region die Aktion «Café Surprise Chur» lanciert.

Dank dieses Sozialprojekts können armutsbetroffene Menschen in zwölf Churer Restaurants gratis einen Kaffee trinken und so am gesellschaftlichen Leben in der Stadt teilhaben. Mit dieser Angebotsdichte ist die Bündner Kantonshauptstadt zur Schweizer Café-Surprise-Hochburg geworden. Zürich hat zwar ebenfalls zwölf Café-Surprise-Restaurants, aber auch zehnmal mehr Einwohner und Einwohnerinnen als Chur.

Wirte kommen auf ihre Kosten

Finanziert wird dieses Café Surprise genannte Gratisgetränk in der Regel anteilsmässig von spendablen Gästen und dem Restaurant. In Chur ist die Finanzierung anders geregelt. Reto Küng, Vizepräsident Hilfsverein Chur, erklärt: «Gäste, die einen Café Surprise spendieren wollen, zahlen im Restaurant zwei Franken fünfzig. Der Hilfsverein Chur übernimmt weitere zwei Franken. Die Wirte, die ja selber eine finanziell harte Zeit durchlebt haben, bekommen so den vollen Preis für die Tasse Kaffee.» Diese Regelung gilt vorerst für ein Jahr.

Unkomplizierte Logistik

«Wir halten den Ablauf für Café Surprise möglichst einfach», sagt Horst Salutt, Präsident von Gastro Chur Region und Gastgeber im Restaurant Rätushof. Jeder gespendete Kaffee wird auf einer Tafel am Eingang des Restaurants vermerkt. So sehen Armutsbetroffene sofort, ob ein Gratiskaffee verfügbar ist. Diskret, ohne dass andere Gäste es mitbekommen, können sie dann beim Service einen Café Surprise bestellen. Dies ohne Hemmungen, denn das Getränk ist ja bereits bezahlt.

Auf der Kasse hat Horst Salutt den Café Surprise als eigenen Posten programmiert. Der Bon für die Kaffeespende wird mit der Schrift nach oben auf ein spezielles Nagelbrett gespiesst. «Bezieht ein Gast einen Café Surprise, wird der Bon mit der Schrift nach unten auf einen anderen Nagel umgesteckt», erklärt Salutt.

Die Bons für die getrunkenen Kaffees werden zusammen miteiner Rechnung an den Hilfsverein Chur geschickt. Dieser überweisst dann die versprochenen zwei Franken pro Kaffee ans Restaurant. Die Café-Surprise-Nagelbretter haben ebenfalls einen sozialen Hintergrund. Sie wurden in der Eingliederungswerkstätte Plankis in Chur produziert.

Kein Gratiskaffee während des Mittagsservice

Da es im Kanton Graubünden bisher kein Café-Surprise-Angebot gab, ist es sehr schwierig, die zu erwartende Nachfrage abzuschätzen. Um mittags keine rentablen Sitzplätze zu verlieren, wird es im Restaurant Rätushof zwischen 11.30 und 13.30 Uhr keinen Café Surprise geben.

(Riccarda Frei)


Folgende Restaurants bieten in Chur Café Surprise an:

Arcas, Calanda, Caluori, Gansplatz, Giacometti, Kaffee Klatsch, Loë, Merz, Punctum, Rätushof, Zschaler.


Verein Surprise

Der Verein mit Sitz in Basel unterstützt seit 1998 sozial benachteiligte Menschen in der Schweiz mit Projekten wie dem Strassenmagazin Surprise oder den sozialen Stadtrundgängen.

www.hilfsverein.ch/surprise
www.surprise.ngo