Zum 100-Jahr-Jubiläum des Schweizer Kochverbands hat Hansjörg Werdenberg die wich-tigsten Stationen der skv-Geschichte in einem Buch zusammengetragen.
Seit Jahren sammelt skv-Mitglied Hansjörg Werdenberg Anekdoten, Dokumente und Bilder aus der Geschichte des Schweizer Kochverbands. Für sein Buch «100 Jahre Schweizer Kochverband – eine Chronik der Schweizer Kochkunst ab 1872» hat er einen Teil davon zusammengetragen und in druckbare Form gebracht. Die Stunden hat er dabei nie gezählt: «Das war für mich eine Herzensangelegenheit.» Das Sammeln von Material rund um die Schweizer Kochkunst beschäftigt ihn seit über 40 Jahren: «Das war ein Feuer, das nie ausging. Nun hatte ich die Gelegenheit, diese einzigartigen Dokumente für die Zukunft zu konservieren.»
Im Buch finden Interessierte neben einer Chronik der Schweizer Kochkunstgeschichte und einer Einordnung der Geschehnisse in den historischen Kontext auch alte Menükarten, Bilder von verschiedenen Kochkunstausstellungen und natürlich einige Anekdoten aus den vergangenen 100 Jahren Kochverband. So erfährt man beispielsweise, dass es bei der ersten Schweizerischen Kochkunstausstellung in Luzern 1923 zwar bereits eine vegetarische Küche gab, diese aber auf keinerlei Anklang stiess.
Bei seinen Recherchen beeindruckten Hansjörg Werdenberg vor allem die unglaublichen Leistungen der Köche von damals, welche noch ohne viel Technik auskommen mussten. «Bereits vor 100 Jahren wurden bei Anlässen bis zu 5000 Personen gleichzeitig verpflegt. Das ist heute noch eine Herausforderung. Wie das damals ohne die aktuellen technischen Hilfsmittel wie Kühlgeräte möglich war, kann man sich kaum mehr vorstellen.» So etwas sei nur dank der grossen Kameradschaft und des Zusammenhalts innerhalb des Kochverbands möglich gewesen. Eine weitere Anekdote aus der 100-jährigen Geschichte des Schweizer Kochverbands stammt aus dem Jahr 1954. Damals fand die internationale Kochausstellung Hospes in Bern statt, eine der wichtigsten Ausstellungen weltweit. Die damalige Schweizer Kochnationalmannschaft rief eine Topleistung ab, überzeugte die Jurymitglieder und gewann den Wettbewerb. «Allerdings entschloss man sich, auf den Sieg zu verzichten», erzählt Hansjörg Werdenberg. Denn: «Das Team hatte das Gefühl, dass es sich für einen Gastgeber nicht schickte, den Wettbewerb im eigenen Land zu gewinnen. So etwas wäre heute natürlich undenkbar.»
Es sind Geschichten wie diese, mit denen Werdenberg heutigen Köchen die Geschichte ihres Berufsstands näherbringen möchte. «Es wäre schön, wenn man so auch die Jungen wieder etwas mehr für ihren Beruf begeistern könnte. Denn auf die Leistungen unserer Vorgänger darf man stolz sein. Sie haben uns den Weg bereitet.»
Hansjörg Werdenbergs Chronik ist im Selbstverlag erschienen und kann direkt bei ihm bezogen werden. Und für alle, die noch mehr über die Kochkunstgeschichte wissen wollen, erscheint Ende Jahr Band zwei. Geplant ist ein historisches Potpourri mit vergessenen, kuriosen und spannenden Geschichten rund um die Gastronomie.
(Angela Hüppi)
Nach der Kochlehre zog es Hansjörg Werdenberg unter anderem ins «Suvretta House» in St. Moritz, ins Hotel Drei Könige in Basel und zu Anton Mosimann nach London. Heute ist er Gastronomieleiter im Kantonsspital Baselland sowie Fachlehrer für die Hotel & Gastro Formation. 2018 erhielt er die Verdienstmedaille der Hotel & Gastro Union.