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«Wir erfüllen Freizeitwünsche»

Die Pandemie hat den Mangel an Fachkräften verschärft. Der Landgasthof Grossteil in Giswil/OW ist einer der Betriebe, der verzweifelt Mitarbeitende sucht.

  • Der Landgasthof Grossteil ist ein familiär geführter Betrieb mit gutbürgerlicher Küche und fünf Gästezimmern. (ZVG)
  • Christian Halter ist mit seiner Ehefrau Gastgeber im «Grossteil» in Giswil/OW. Er ist Vizepräsident von Gastro Obwalden.

Christian Halter, wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie in Ihrem Betrieb?
Wir sind ein Dutzend Personen, die in Voll- und Teilzeitpensen arbeiten.

Und wie viele waren es vor der Pandemie?
Gut ein halbes Dutzend mehr.

Haben Sie während der Pandemie Leute entlassen müssen?
Ja, leider. Diese Leute fehlen uns heute.

Von wie vielen Mitarbeitenden trennten Sie sich?
Vier haben selbst gekündigt, da sie entweder den Wohnort wechselten oder aber die Branche, weil ihnen das Gastgewerbe nicht mehr sicher genug war. Zwei Mitarbeitenden mussten wir kündigen.

Wenn Sie nochmals zurückkönnten und wüssten, dass es nach zwei Jahren Pandemie schwierig würde, Fachmitarbeitende zu finden, sprächen  Sie nochmals Kündigungen aus?
Wir würden alles dafür tun, qualifiziertes Fachpersonal halten zu können.

Welche Mitarbeitenden fehlen?
Je zwei Mitarbeitende auf Stundenlohnbasis im Service und als Allrounder, ein Koch im Vollpensum und einer im Teilpensum. Wir könnten in allen Bereichen Unterstützung brauchen: im Service, im Housekeeping, beim Abwasch und in der Küche.

Auf welchen Kanälen suchen Sie Fachmitarbeitende?
In den regionalen Printmediengenauso wie auf allen Stellenportalen sowie sozialen Medien.

Und wie sieht es mit den Arbeitsbedingungen aus? Gibt es bei Ihnen noch eine Zimmerstunde?
In der Küche ja. In unserem Landgasthof ist nachmittags zu wenig los, als dass wir die Mitarbeitenden der Küche durchgehend auslasten könnten. Aber wir versuchen bei allen, deren Freizeitpläne so gut wie möglich zu berücksichtigen.

Wie sieht es mit der Entlöhnung aus?
Wir halten uns selbstverständlich an den Mindestlohn, den wir je nach Leistung erhöhen.

Kommen wir nochmals zurück auf die Pandemie. Was hat sich während dieser Zeit in Ihrem Betrieb verändert?
Wir haben vom ersten Pandemie-Tag ein Take-away auf die Beine gestellt. Das läuft seit Anbeginn hervorragend. Auch jetzt, nach dem Fallen sämtlicher Massnahmen, holen sich viele Leute ihr Essen bei uns ab und konsumieren es bei sich zu Hause. Die wohl markanteste Veränderung aber ist die vergrösserte Terrasse. Die Bevölkerung von Obwalden war nicht besonders impfwillig. Da konnten wir den Aussenbereich gut gebrauchen. Nun, da das Pandemieende naht, möchten wir diesen Aussenraum nicht mehr missen wollen.

Mehr Sitzplätze, mehr Gäste, weniger Mitarbeitende – wie geht das im Arbeitsalltag auf?
Das ist tatsächlich jeden Tag eine Herausforderung. Auch im Innenbereich ist das so. Wir handhaben das sowohl drinnen als auch draussen wie meine Berufskollegen in unserer ländlichen Umgebung auch: Sind wir nicht genügend Mitarbeitende, öffnen wir nicht alle Gastbereiche. Vor der Pandemie war das keine Diskussion. Bei Bedarf wichen wir, ohne darüber nachzudenken, auf unsere weiteren Räumlichkeiten aus, öffneten beispielsweise die Schwingerstube oder unseren Saal, wenn die Nachfrage da war. Heute sagen wir den Gästen, dass wir ausgebucht sind, wenn der Bereich, den wir bedienen können, besetzt ist. So können wir trotz der fehlenden Mitarbeitenden unseren Gästen den Service bieten, den sie von uns gewohnt sind.

Ist denn die Stimmung unter den Mitarbeitenden ob des Stresses noch gut?
Ja, die ist sogar hervorragend. Wir ziehen alle an einem Strang und solidarisieren uns. Das setzt Kräfte frei, so dass das Arbeiten richtig Spass macht. Trotzdem wären weitere Kollegen sehr willkommen.

(Interview Ruth Marending)


Fakten zum «Grossteil»

Sitzplätze: 40 in Gaststube und Restaurant, 40 in der Schwingerstube, 140 im Saal, 38 auf der Terrasse und 40 im Garten. Kontakt: Rütistrasse 12 6074 Giswil

grossteil.ch