Desta Kebede importiert Premium-Kaffee aus Äthiopien, dem Herkunftsland seines Vaters. Weil ihm Land und Leute am Herzen liegen, bietet er den Beteiligten damit Entwicklungsmöglichkeiten.
Er hatte einen Entschluss gefasst. «Ich werde Unternehmer im Kaffeehandel», sagte sich Desta Kebede, Sohn einer Schweizerin und eines Äthiopiers. Irgendwie lag das auf der Hand. Denn im Heimatland seines Vaters hat auch die Kaffeesorte Arabica ihren Ursprung.
«Das Kaffeegeschäft ist für Äthiopien enorm wichtig. Es ist das zweitwichtigste Exportgut für Entwicklungsländer allgemein, für Äthiopien aber das wichtigste: Der Kaffeeexport generiert 35 Prozent vom Bruttoinlandprodukt, und 85 Prozent der Bevölkerung sind Kleinbauern», so der 29-jährige Zürcher. Laut dem Absolventen der Wirtschaftshochschule St. Gallen HSG würden gleichzeitig aber 60 Prozent der Rohstoffpreise auf Spekulation beruhen. «Wir wollten uns dieser Absurdität stellen und uns diesem System nicht fügen, sondern das Land und die Bevölkerung in unseren Wertschöpfungskreislauf einbinden», führt Desta Kebede aus. Seit der Gründung seines Unternehmens DDK Group Ltd 2013 fliesst ein Drittel seiner Wertschöpfung zurück ins Land.
«Wir überlegten uns lange, wie wir einen Teil unserer Wertschöpfung, die etwas bringt, im Land lassen könnten.» Schliesslich kamen wir auf Grundnahrungsmittel. So beteiligte sich der soziale Unternehmer am Aufbau einer stillgelegten Brotproduktionsstätte in der Hauptstadt Addis Abeba. Mithilfe des Bildungsministeriums wurden an auserwählten Schulen Kinder aus armen Verhältnissen ausgesucht, die nun täglich Brot erhalten. 1500 Laibe schieben zehn Mitarbeiter täglich für die Schulkinder in die Öfen. Seit Gründung der Firma wurden über eineinhalb Millionen Brote verteilt.
Die Idee erweist sich als voller Erfolg: «Wir erhielten Rückmeldungen, dass Kinder wegen der Brote überhaupt noch zur Schule geschickt werden», erzählt Desta Kebede. Was ihn mit Stolz erfüllt: Sein Engagement sorgte bis in die obersten Schichten des Landes für Aufmerksamkeit. Seit einigen Jahren lässt auch die Frau des ehemaligen Präsidenten von Äthiopien an bedürftige Kinder Lebensmittel verteilen. Weitere Firmen tun es ihr gleich.
Doch die Kinder sind nicht die einzigen, die von der DDK Group Ltd profitieren: «Wir arbeiten ohne Zwischenhandel mit den Produzenten vor Ort. Unsere Kaffeebauern erhalten ein fixes Einkommen. Und sie bekommen mehr, als sie auf den Regierungsplantagen erhalten würden.» Rund 1200 Kleinbauern pflegen die Kaffeepflanzen im Hochland im Südwesten Äthiopiens. Dank ihrer Arbeit haben nun 25 000 Menschen Zugang zu sauberem Wasser, einem Spital und Schulen. Im Gegensatz zu den meisten Plantagen gedeihen die Arabica-Bohnen dort in natürlicher Umgebung auf 1900 Meter über Meer inmitten des Regenwaldes. Monokulturen sieht man keine. «Wir arbeiten mit Varietäten, die sich Klima, Bodenbeschaffenheit und weiteren Umweltbedingungen angepasst haben. Aufgrund ihrer genetischen Veranlagung weisen sie typischerweise eine höhere Resistenz gegen Schädlinge, Krankheiten und Unwetter auf», so Desta Kebede. Aus diesen Gründen kann auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden, was Desta Kebede regelmässig in einem Schweizer Labor überprüfen lässt.
Inzwischen importiert die DDK Group Ltd jährlich 50 Tonnen Kaffee. Dank regelmässiger Besuche vor Ort übernimmt Desta Kebede die volle Verantwortung für seinen Kaffee – von der Kaffeekirsche bis in die Tasse.
«Seit kurzem vertreibt Pistor Desta’s Coffee», erzählt Desta Kebede freudig. Und dass die Äthiopien Airline diesen Kaffee anbietet, ist sinnbildlich für Desta Kebedes grenzübergreifende Arbeit. Zwischen 30 und 40 Prozent des Premium-Kaffees gehen in Büros, Hotels und Restaurants. Auch im Restaurant The Alehouse in Zürich gehen viele Tassen Kaffee von Desta’s Coffee über den Tresen. Das Unternehmen hat sich im Lokal nahe der Universität Zürich als Flagship Store eingemietet. «Hier präsentiert mein Mitarbeiter Tobi Frei unseren Kaffee. Wir führen Degustationen, Präsentationen und Events durch. Eine ideale Ergänzung zum Büro», so Desta Kebede. Kaffeespezialist Tobi Frei ist es auch, der die Mitarbeiter ihrer Kunden schult, ihre Maschinen einstellt und wenn nötig in Zürich und Umgebung zu Hilfe eilt.»
(Sarah Sidler)