Armin Fuchs (73) und Lucien Mosimann (68) prägen seit 30 Jahren den «Goldenen Koch». Nun verabschieden sich die beiden Organisatoren und blicken noch einmal zurück.
Lucien Mosimann, Armin Fuchs, wie erklären Sie sich den überragenden Erfolg Ihres Babys «Goldener Koch»?
Lucien Mosimann: Er gründet auf drei Pfeilern: den stets bestmöglichen Kandidaten, renommierten Jurymitgliedern aus der Gastronomie und der Professionalität von Kadi. In den ersten zehn Jahren haben Armin und seine Kollegen als Juroren und ich als Organisator mit unserer Aufbauarbeit eine solide Basis geschaffen, um 2004 mit einem neuen Konzept zu starten, ab dann mit Armin als Wettbewerbsleiter. Seither ist der Wettbewerb stetig gewachsen.
Armin fuchs: Was aber immer gleich geblieben ist, war unser Fokus auf höchste Qualität im Wettbewerb, und zwar in allen Belangen.
Wie brachten Sie in den ersten Jahren die Köche zur Teilnahme? Diese mussten zu Beginn ja noch mit Fertigprodukten kochen.
Mosimann: Es klappte, weil wir von Beginn weg eine Fachjury hatten, die in der Wettbewerbsszene sehr bekannt war. Das Vertrauen war also da. Und so wurde es rasch zu einer Prestige-Sache, am «Goldenen Koch» teilzunehmen.
Fuchs: Es war tatsächlich nicht selbstverständlich, dass sich Spitzenköche zu Fertigprodukten bekennen. Erstaunlicherweise funktionierte es. Hinzu kam, dass die Köche durch die Teilnahme an unserem Wettbewerb praktisch zur Elite aufstiegen.
Als wie wichtig stufen Sie Kochwettbewerbe für das Schweizer Gastgewerbe ein?
Fuchs: Kochwettbewerbe sind das, was in der Autobranche die Formel 1 ist. Die ganze Kochkunst entwickelt sich in dieser Szene inklusive aller Innovationen. So wurde bei uns etwa schon vor 30 Jahren alles verarbeitet, Food Waste war nie ein Thema.
Mosimann: Für mich steht die Weiterbildung durch den Wettbewerb im Vordergrund
Was hat Sie beide motiviert, so lange als Organisatoren an Bord zu bleiben?
Fuchs: Die Dynamik und das fortschrittliche Konzept des Wettbewerbs. Wir beide hatten nie Angst vor selbstkritischen Fragen.
Mosimann: Mir tat Armin als Fachlehrer leid. Ich dachte, den muss ich zusätzlich beschäftigen (beide lachen). Jeder von uns ist sehr offen und hilfsbereit. Auf Armins Fachwissen konnte ich mich zu hundert Prozent verlassen.
Gibt es eine gemeinsame Episode, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Mosimann: Ja. Einmal hatten wir einen Kandidaten, der frisch verliebt war und seine Freundin dabei hatte. Er hätte um neun Uhr starten sollen, tauchte aber im Vergleich zu den anderen nicht eine Stunde früher auf. Als er selbst um 8.45 Uhr noch nicht da war und auch Armin ganz nervös wurde, schickte ich alle los, um ihn zu suchen. Er sass mit seiner Freundin ganz entspannt beim Frühstück und meinte, er müsse ja erst um neun Uhr anfangen.
Köche im Allgemeinen, aber besonders Spitzenköche sind mit hohem Druck konfrontiert. Raten Sie jungen Menschen trotzdem, sich für diesen Beruf zu entscheiden?
Mosimann: Selbstverständlich. Mir hat der Kochberuf sehr viele Möglichkeiten gegeben und war eine tolle Basis für meinen Berufsweg in der Lebensmittelbranche. Ich freue mich besonders, dass eines meiner Enkelkinder ebenfalls Koch geworden ist.
Fuchs: Ich habe eine Tochter, die die Kochlehre gemacht und danach die Hotelfachschule absolviert hat. Einer ihrer Söhne ist schon interessiert, der Mama in der Küche zu helfen. Wenn ich Glück habe, gibt es einen Nachfolger für mich. Ich würde jedem empfehlen, Koch zu lernen. Mir hat dieser Beruf alles gegeben und mir ermöglicht, die Welt zu sehen.
Einige Köche sind heutzutage fast so berühmt wie Popstars. Helfen diese der Branche? Oder vermitteln sie ein unrealistisches Köche-Bild?
Mosimann: Sie helfen auf jeden Fall, den Beruf bekannt zu machen und den Nachwuchs zum Kochen zu animieren.
Fuchs: Berühmte Spitzenköche sind medial sehr präsent. Dennoch haben wir Mühe, Nachwuchs zu finden. Vielleicht ist der Mangel Sinnbild unserer Gesellschaft, denn viele Eltern glauben, ihre Kinder müssten studieren. Hier braucht es ein Umdenken, sonst essen wir eines Tages nur noch Pizza und Kebab.
Was wünschen Sie Ihren Nachfolgern?
Fuchs: Ich wünsche mir, dass sich die Neuen weiterhin darum bemühen, das hohe Niveau des Wettbewerbs zu halten.
Mosimann: Und ich wünsche mir, dass die Köche weiterhin im Mittelpunkt aller Überlegungen und Aktivitäten stehen.
Apropos Köche im Mittelpunkt: Wer ist der Küchenchef bei Ihnen daheim?
Fuchs: Wenn Sie meine Frau fragen, ist sie der Chef in der Küche, zumal auch sie gelernte Köchin ist. Aber wenn Besuch kommt, koche ich. Nur dann akzeptiert meine Frau mich als Küchenchef.
Mosimann: Bei mir ist es etwas komplizierter. Wegen meiner Sehbehinderung kann ich kaum mehr kochen. Also kocht meine Frau, zum Glück sehr gut.
Wie sehen Ihre Pläne für den Ruhestand aus?
Mosimann: Ich bleibe noch etwas aktiv beim «Bocuse d’Or Suisse». Und unsere Enkelkinder werden vermehrt bei uns sein, das finde ich spannend. In meinem Dorf nehme ich zudem seit einiger Zeit soziale Aufgaben wahr.
Fuchs: Ich unterstütze eine Metzgerei und das eine oder andere Restaurant als Motivator und Instruktor. Ausserdem fische ich sehr gern und zwar auf der ganzen Welt.
(Interview Kadi)
Lucien Mosimann
Der gelernte Koch ist ein Kadi-Urgestein. Im Unternehmen war er Vizedirektor und verantwortlich für Marketing und Verkauf. 1991 gründete er den «Goldenen Koch» und engagierte sich seither für den Wettbewerb. Ebenso ist er bei der Académie Suisse Bocuse d’Or involviert.
Armin Fuchs
Der ehemalige Berufsschullehrer, Schweizer Nationalmannschaftskoch und Coach agierte seit 1991 als Juror und seit 2004 als Mitorganisator des «Goldenen Kochs». Ebenfalls ab 2004 bis 2017 organisierte er den «Bocuse d’Or Suisse». Ausserdem erzielte er 2001 einen Weltrekord im Kirschsteinspucken.