Der Grand Prix du Vin Suisse zeichnet die besten Weine des Landes aus. Im Rahmen einer grossen Gala wurden Les Frères Dutruy zum «Weingut des Jahres» gekürt. Weitere Sieger gab es in 13 Kategorien.
Laut war der Jubel und riesig ist die Freude von Christian und Julien Dutruy. Im Rahmen der Gala des Vins Suisses vom 31. Oktober im Kursaal Bern wurden Les Frères Dutruy aus Founex/ VD zum «Weingut des Jahres» gekürt. Diesen Titel hat sich das Power-Duo hart erarbeitet. Christian, Jahrgang 1975, erlangte mit 23 Jahren das eidgenössische Meisterdiplom im Weinbau. Er arbeitete in Napa Valley und leitete drei Jahre lang eine Kellerei in Südafrika, die 15 Millionen Liter Wein erzeugte. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Julien studierte Önologie an der Weinhochschule Bordeaux und schloss als Bester seines Jahrgangs ab. Er arbeitete auf Château Smith Haut Lafitte, in GevreyChambertin und in Neuseeland.
Im Jahr 2005 übernahmen die beiden Brüder das Familienweingut. Ihr Vater, Jean-Jacques Dutruy, hatte als erster Winzer Weine mit der Bezeichnung AOC Founex in den Handel gebracht und die Premiumlinie Les Romaines geschaffen. Er war auch der einzige Waadtländer Winzer, der seine Weine in Rheinweinflaschen füllte. Dies als Erinnerung an seine Lehr- und Wanderjahre im deutschen Rheingau.
Beim Generationenwechsel hatte das Weingut bereits einen guten Ruf. Doch nur ein kleiner Teil der Produktion wurde in Flaschen gefüllt. Den Rest verkaufte Vater Dutruy offen an Händler. Julien und Christian steckten sich ein klares Ziel. Sie wollten die Weine aus ihren 25 Hektaren Reben in Founex, Coppet und Commugny selber abfüllen und verkaufen. Dabei blieb ihnen nur eine Wahl: Sie mussten bessere Weine erzeugen als ihre bereits bekannten Konkurrenten. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, beschloss die Familie, sich in allen Erzeugungsschritten zu verbessern. Dabei legten die Dutruy-Brüder ein besonderes Augenmerk auf das Pflanzenmaterial. Christian leitet die zum Betrieb gehörende Rebschule – eine der grössten der Schweiz. Neue Parzellen bepflanzten sie mit 10 000 Stöcken pro Hektare. Auf drei unterschiedlichen Terroirs wurzeln Reben, die am besten zum entsprechenden Boden passen. Ihr Gamay-Klon produziert kleine Trauben, die denen der Pinot Noir ähnlich sehen. Gelesen wird ausschliesslich von Hand. Im Jahr 2013 wurde mit der Umstellung auf die biologische Bewirtschaftung begonnen. Ende Jahr sollte die Bio-Zertifizierung erfolgen.
Im Keller stiess Julien rasch an die Grenzen der Kapazität. Ein Um- und Ergänzungsbau beim Stammhaus im Zentrum von Founex wurde durch Einsprachen verhindert. Etwas ausserhalb des Dorfes begannen sie 2014 mit dem Bau eines neuen Kellergebäudes.
«Dass wir die Bewilligung für den Neubau auf der grünen Wiese erhielten, war ein Glücksfall für uns», sagte Julien Dutruy. «Nachdem ein Hagelzug praktisch die ganze Ernte 2013 zerstört hatte, planten wir tage- und nächtelang die Arbeitsabläufe. Wir wollten das Beste für unsere Weine, wussten, wo die Tanks und wo die Maschinen stehen mussten. Unser Onkel, ein Architekt, baute dann die Hülle nach neuesten Energiestandards drumherum.» Im Chai, dem Kelterraum, stehen 55 Stahltanks, und im Keller unter der Erde reift ein Teil des Weins in 120 Barriques. Eine Schweizer Premiere ist das System mit Cuvons. In diesen trichterförmigen Behältern werden die Trauben nach dem Entrappen ohne Pumpen in die Gärtanks gehievt. «Während der ganzen Weinbereitung arbeiten wir mit der Gravitation», erklärt Julien Dutruy, «einzig beim Abfüllen wird der Wein gestresst.»
Auch bei der Aufmachung der Flaschen liessen Les Frères Dutruy nichts aus. Zwei Linien sind im Angebot: im Stahltank ausgebaute Weine, die in elegante Rheinweinflaschen gefüllt werden, und Les Romaines, die in Barriques ausgebauten Grandes Réserves, abgefüllt in Flaschen im Bordeaux-Stil. Über beide Linien gerechnet, werden jährlich rund 150 000 Flaschen produziert.
Im Marketing setzten die Brüder Dutruy auf Wettbewerbe, die sich gut kommunizieren und vermarkten liessen. Die Bilanz ist dann auch beachtlich. Sie brachten es auf 38 Auszeichnungen für Weissweine, 18 bei den Roséweinen und 47 bei den Rotweinen, wie man ihrer Webseite entnehmen kann. Waren es mit dem alten Keller häufig zweite und dritte Ränge oder Diplome, stieg die Zahl der ersten Plätze und Goldmedaillen, seit die Weine unter optimalen Bedingungen im neuen Chai gekeltert werden. Eine Ausnahme bildete der Gamaret Les Romaines 2005, der am Grand Prix des Vins Suisses 2007 in der Kategorie sortenreine Rotweine den ersten Platz belegte. Das war nicht nur der erste Gamaret auf einem Podestplatz, es war auch ein Waadtländer Rotwein aus einem unbekannten Dorf, der erst noch von zwei damals unbekannten Jungwinzern gekeltert wurde. Die Überraschung war perfekt. Heute, zehn Jahre später, sind die Brüder erneut sehr erfolgreich mit dabei. Zwar ohne Gamaret, von dem sie einfach zu wenig haben. Mit ihrem Brut Rosé, dem Gamay Grande Réserve und dem Gewürztraminer passerillé, alle drei aus der Linie Les Romaines, holten sie sich jedoch Gold. Silber gab es für ihren Sauvignon Blanc, Domaine de la Doye, und den Chardonnay Grande Réserve Les Romaines sowie den Rosé de Pinot Noir und den Pinot Noir Cuvée Spéciale. Nominiert wurden der Gewürztraminer passerillé und der Brut Rosé. Beide Nominierten erreichten den zweiten Platz. Das wusste Julien Dutruy drei Tage vor der Gala im Berner Kursaal noch nicht, und er mochte auch gar nicht spekulieren, ob es ihnen für den Platz ganz zuoberst auf dem Podest reichen würde. «Einmal ‹Weingut des Jahres› werden, ist schon ein Traum von uns», wünschte er sich.
Für 2018 haben sich Christian und Julien Dutruy vorgenommen, vermehrt Präsenz in der Deutschschweiz zu zeigen. Einen kleinen Schritt haben sie bereits gemacht. Seit 2014 sind sie mit ihrem Gamay Les Romaines Mitglied bei der Vereinigung Mémoire des Vins Suisses. Die höchste Auszeichnung in der Schweizer Weinszene wird ihnen sicher zahlreiche weitere Türen öffnen
Betriebe, die sich für den Titel «Weingut des Jahres» bewerben wollen, müssen mindestens fünf Weine in drei verschiedenen Kategorien einreichen. Massgebend für den Gewinn des Titels sind das Verhältnis von eingereichten zu prämierten Weinen (Gold- und Silbermedaillen) sowie die Gesamtzahl der nominierten und der prämierten Weine (Plätze 1 bis 3).
Nebst dem «Weingut des Jahres» wurden in 13 Kategorien je sechs Weine nominiert. Ein Degustationskomitee nahm diese nochmals unter die Lupe und verteilte die Ränge eins bis drei. Für die Ränge vier bis sechs gibt es ein Diplom. Die Siegerweine sind:
Der Grand Prix du Vin Suisse ist auch ein Indikator für die Veränderungen in der Schweizer Weinszene. So ist die vermehrte Flexibilität der Winzer ein Trend. Zunehmend keltern sie Trauben aus verschiedenen Anbaugebieten. Ein Beweis dafür ist die weisse Assemblage «Apriori», für die Valentin Schiess Walliser Trauben in der Stadt Basel gekeltert hat.
Weitere Informationen gibt es in der November-Ausgabe des Weinmagazins «Vinum» und auf der Webseite des Grand Prix du Vin Suisse.
(Vinum/Gabriel Tinguely)