Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Die Suche nach dem Urgeschmack des Weins

Aus der kleinen Nische entwickeln Schweizer Winzer eine wichtige Bewegung.

  • (Unsplash)
  • Christian Vessaz vom Weingut Cru de l’Hôpital in Môtier/FR ist ein Demeter-Pionier und keltert seit 2016 Naturwein.
  • Für Anne-Claire Schott aus Twann/BE ist Naturwein die logische Weiterentwicklung des Weinbaus. Sie gärt alle Weine auf der Maische.

Im Schweizer Rebbau würden jährlich rund 350 Tonen Pestizide gespritzt, rechnet Biowinzer und Naturwein-Pionier Martin Buser in einem Video vor. Zwei Initiativen, die synthetische Pestizide verbieten wollten, wurden Mitte Juni abgelehnt. Eine kleine, aber wachsende Gruppe von Schweizer Winzerinnen und Winzern lehnt ab, was abgelehnt wurde. Sie lassen die Finger von sämtlichen Tricks aus dem Chemieschrank des Rebbaus und der Keltertechnik, die sie während ihrer Ausbildung zu Weintechnologinnen oder Önologen kennenlernten. Sie stellen Naturweine her. Diese Weine stossen in der Gastronomie auf grosses Interesse. Bei Benjamin Dupas, Chef sommelier im Hotel Royal Savoy in Lausanne zum Beispiel, belegen von 300 Positionen auf der Weinkarte Naturweine deren 200.

Bis vor kurzem schien beim Naturwein alles möglich. Nun hat eine Arbeitsgruppe Richtlinien für dessen Herstellung ausgearbeitet. Im Januar 2021 gründeten rund 40 Biowinzer einen Verein und verabschiedeten ein strenges Reglement:

  • Die Produktion der Trauben erfolgt nach der Bioverordnung des Bundes, der Bioknospe von Bio Suisse oder Demeter und ist zertifiziert.
  • Eine Anreicherung des Mostes mit Enzymen, Zucker, Traubenmost sowie Hefen ist nicht erlaubt.
  • Konservierungsmittel wie schweflige Säure (SO2, Sulfite) und andere sind nicht gestattet.
  • Die Weine werden ohne Filtration abgefüllt.

Insgesamt umfasst der Pflichtenkatalog 21 Artikel.

Naturweine brauchen eine andere Annäherung. «Die Sortentypizität der Weine kennen wir seit zwei Generationen», sagt Christian Vessaz vom Weingut Cru de l’Hôpital am Mont Vully/FR. «Genau so lange kommt Chemie zum Einsatz.» Weine aus biologisch angebauten Trauben würden anders schmecken. «Noch einen Schritt weiterzugehen fasziniert. Da können sich Winzer weiterentwickeln», so Vessaz. «Bei Naturwein dominiert nicht ein Aroma», erklärt Anne-Claire Schott, Winzerin am Bielersee. «Weil wir pure Trauben verarbeiten und alles andere weglassen, passiert sehr viel in der Nase und am Gaumen. Natürliche Kohlensäure im Rotwein ist ein Konservierungsmittel. Was vielleicht stört, verschwindet beim Karaffieren.»

(gab)


Amber Wine

Weisswein, der wie Rotwein auf der Maische gärt, wird «Orange Wine» genannt. Weil man aus Orangen jedoch keinen Wein herstellen kann, ist die Bezeichnung irreführend. International werden die gerbstoffreichen, goldgelben bis bernsteinfarbenen Weissweine als «Amber Wine» bezeichnet.


Informationen

www.vin-nature.ch