Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Ein Macher mit viel Herz und Fingerspitzengefühl

Eigentlich würde er jetzt in Myanmar Köche ausbilden. Doch Corona und Militär­putsch verunmöglichen das. Ausbremsen lässt sich Urs Auchter davon nicht.

  • Nachhaltigkeit ist Urs Auchter wichtig. Deshalb soll das «Secret Garden» ein fester Bestandteil des Kulturprogramms auf der Lenzerheide werden.

Es gibt Menschen, die haben so viele Ideen und Lust, diese umzusetzen, dass der Tag für sie 36 Stunden haben müsste. Zu ihnen zählt auch Urs Lee, wie ihn seine Freunde scherzhaft nennen. «Anfangs fand ich den Namen doof, hab mich aber daran gewöhnt. Er erzählt einen Teil meiner Lebensgeschichte und passt zu meinem humorvollen Charakter», sagt der eidg. dipl. Hotelier und Chefkoch. Die Berufsprüfung zum Chefkoch hat er 2016 übrigens als Jahrgangsbester absolviert.

Eigentlich heisst Urs mit Nachnamen Auchter. Zum Spitznamen Lee kam er, weil er viel Zeit in Asien verbrachte. «Ich habe in Myanmar im Auftrag von Swiss­contact* eine Kochlehre nach dem Vorbild des Schweizer dualen Bildungssystems aufgebaut.» Eine Aufgabe, die sinnhaft ist, ihm grosse Freude macht und viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Kein Platz für westliche Arroganz

«Wir können nicht einfach unser System den Menschen im ehemaligen Burma überstülpen. Das funktioniert nicht», erklärt Urs Auchter. Ihm ist es deshalb wichtig, die Kultur der Burmesen zu berücksichtigen und einzubeziehen. Zum Beispiel indem er ihre regionale Küche in den Unterrichtsplan aufgenommen hat.

Bei der praktischen Ausbildung seiner Schützlinge arbeitete Urs Auchter mit internationalen Luxushotels zusammen. Für den Frühling 2020 plante er zudem, eine Ausbildung für Köche in kleineren Hotels anzubieten, die technisch nicht so gut ausgestattet sind. Auch wollte er eine Lehre für Restaurantfachleute aufbauen. Dann kamen Corona und der Militärputsch.

Unter militärischer Beobachtung

Seit 2020 ist Urs Auchter konstant in der Schweiz. «Anfangs haben wir die Ausbildung als Online-Schulung aufrechterhalten. Unter den aktuellen Bedingungen, die in Myanmar herrschen, ist das inzwischen nicht mehr möglich», bedauert er. Besonders leid tut es ihm für die Klasse gehörloser Lernender. Sie hätten durch die Kochausbildung eine echte Lebens- und Berufsperspektive erhalten.

«Was in Myanmar gerade geschieht, ist unfassbar. Es macht mich wütend und traurig, das Ganze mitansehen zu müssen.» Solange das Militär regiert, ist für ihn eine Rückkehr undenkbar. Auchter hat sich auf Social-Media-Kanälen kritisch geäussert und dürfte deshalb nun als Persona non grata gelten.

Bereits bei seinem ersten Einsatz in Myanmar im Jahr 2009 sei er vom Militär beschattet worden. Urs Auchter ist kein ängstlicher Typ. Seit einer seiner gehörlosen Lernenden zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er Soldaten per Handy gefilmt hatte, ist er zum Schutz seiner Schüler und deren Familien vorsichtig geworden. Er kommuniziert mit ihnen nur noch über eher unbekannte Social-Media-Kanäle, die vom Militär kaum kontrolliert werden.

Kreativer Handwerker

Das Talent, feinfühlig mit Menschen in besonderen Umständen umzugehen, hat Urs Auchter als Küchenchef und Betriebsleiter der Lernstatt Känguruh in Malix/GR unter Beweis gestellt. Sein handwerkliches Geschick und seine Kreativität zeigt das Mitglied des Schweizer Kochverbands heute als Pächter des Berggasthauses Crest’Ota in Lenzerheide/GR. Sei es mit seinen hausgemachten kulinarischen Spezialitäten, den selbst lasergravierten Weinkaraffen und Zvieri-Plättli aus Holz oder den eigenhändig gezimmerten Sitzbänkli, die am «Secret Garden»-Musikfestival vor seinem Haus zum Einsatz kommen.

Das Festival hat Urs Auchter mit Freunden zusammen im Corona-Sommer 2020 ins Leben gerufen. «Wir wollten eine Win-win-win-Situation schaffen: den Gästen ein tolles Erlebnis ermöglichen, Musikern eine Auftrittsmöglichkeit bieten und unseren Betrieb fördern.» Das Festival kam so gut an, dass es auch 2021 durchgeführt wird.

(Riccarda Frei)

*Schweizerische Stiftung für technische Entwicklungszusammenarbeit


Secret Garden

Aus der Corona-Not geboren, hat sich «Secret Garden» zu einem Geheimtipp gemausert. Das Publikum geniesst vor dem Berghaus Crest’Ota Konzerte, regionale Gerichte und tolle Aussicht.

Programm 2021

«Secret Garden» findet vom 22. Juli bis 8. August statt (donnerstags bis sonntags ab 17 Uhr). Es treten unter anderem auf: Dodo, Adrian Stern, Anna Rossinelli, 77 Bombay Street (Duo) und Sina.


Informationen

www.crestota.ch/secret-garden
www.swisscontact.org