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Ein Whiskyfass, in dem Bienen lebten

Die Süsse dieses Whiskys kommt vom Honig: In der Rugen Distillery ruht die nächsten drei Jahre ein Fass, in dem Bienen Honig produzierten.

Im Mai siedelt Imker Heinz Schmocker zwei Bienenvölker im Fass an. (ZVG)

Jedes Fass erzählt eine eigene Geschichte. Das ist es, was einen Schweizer Whisky ausmacht. Das Gefäss, in dem er zehn, gar zwanzig Jahre ruht, bildet seinen Charakter und formt seinen Geschmack. «Man füllt das Destillat pur ins Fass. Was daraus entsteht, ist immer eine Überraschung», sagt Kurt Althaus. Der Master Distiller der Rugenbräu AG in Interlaken/BE hütet 120 000 Liter Whisky.

Bevor die hölzernen Bottiche in Althaus’ Keller verschwinden, reifen darin Sherry, Chardonnay, Bourbon, Portwein oder Bier. Bald kann der Destillateur eine Geschichte mehr erzählen: von einem Fass, in dem früher Bienen lebten.

Ein 225 Liter grosses Haus

Vor zwei Jahren packte Althaus die Idee und liess ihn nicht los, bis Imker und Küfer gefunden waren. Der Destillateur wollte einen Honig-Whisky. Jedoch keinen aromatisierten, sondern einen, der das süsse Aroma über die Jahre der Reifung direkt aufsaugt. Er entschied sich, Bienen über den Sommer in einem umgebauten Fass von 225 Litern wohnen zu lassen und dieses Fass im Herbst abzufüllen. 

Propolis und Honig für den Geschmack

Im Mai dieses Jahres zogen zwei Bienenvölker des Imkerpaares Schmocker aus Schalunen/BE in ein Holzfass aus Schweizer Eiche ein. Die Küferei Suppiger aus Küssnacht am Rigi/SZ baute das Barrique um: Durch eine Wand geteilt und an einer Seite offen können den Sommer über die beiden Bienenvölker das Fass bewohnen und Honig produzieren. 

Althaus hofft, dass man die Arbeit der Bienen im Whisky schmecken wird: «Honigreste werden ins Destillat übergehen und die Propolis – eine Art Bienenharz – wird sich im Whisky auflösen.» 

Bis zum Spätsommer arbeiten die Bienen am Honig, dann ernten die Imker ab, siedeln die Völker um, und der Küfer dichtet das Fass wieder ab. Mindestens drei Jahre ruht es dann in der Interlakener Destillerie. Zeit, um zu einer Geschichte heranzureifen und sie in 350 limitierten Flaschen zu erzählen.

(Anna Shemyakova)


Zur Person

Seit 22 Jahren arbeitet Kurt Althaus an Produkten der Rugenbräu AG – anfänglich als Bierbrauer, nun als Destillateur. Ob er das Bier nicht vermisse? «Nein, bei einem Bier ist der Prozess nach einigen Monaten vorbei und das Produkt ist auf dem Markt. Beim Whisky hingegen liebe ich die intensive Arbeit. Einige Sorten werden noch reifen, wenn ich schon lange in Pension bin.» Althaus war auch derjenige, der die Lagerung der Whiskys im Eis des Jungfraujochs sowie in der Hitze des Tropenhauses initiierte.