Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Gezielte Förderung ist ein Balanceakt»

Der ehemalige Küchenchef der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich setzt nun voll auf die Karte Berufsschule. Was ihn daran reizt und worauf er Wert legt, verrät er im Interview.

Um den Praxisbezug nicht zu verlieren, arbeitet Michael Fisler zwischendurch immer mal wieder temporär als Küchenchef in verschiedenen Betrieben. (ZVG)

Michael Fisler, nach zehn Jahren als Küchenchef an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) widmen Sie sich nun mit Herzblut der Aus- und Weiterbildung bestehender und kommender Fachkräfte. Was hat Sie zu diesem Wechsel motiviert?
Prüfungsexperte war ich schon zu Zeiten der PUK. Dazu motiviert, mich darüber hinaus als Berufsschullehrer zu engagieren, hat mich jener Berufsschullehrer, den ich selbst vor über 25 Jahren hatte: Urs Fröhling. Er gestaltete den Unterricht sehr praxisnah und abwechslungsreich und war begeistert vom Beruf. Seine Motivation war spürbar. Heute versuche ich, als Lehrer denselben Spirit ins Klassenzimmer zu bringen.

Als Küchenchef haben Sie Ihre Mitarbeitenden auf deren Weg begleitet, nun sind es die Schülerinnen und Schüler der Allgemeinen Berufsschule Zürich (ABZ). Welche Parallelen können Sie in Hinblick auf die Talentförderung ziehen?
Im Betrieb habe ich die Mitarbeitenden so eingesetzt, dass sie ihre Stärken ausleben und zugleich weiter an ihren Schwächen arbeiten konnten. An der Berufsschule verhält es sich ähnlich. Als Lehrer habe ich jedoch nicht dieselben Optionen und bin nicht ganz so frei wie in der Praxis. Doch eine tolle Möglichkeit sind etwa individuelle Produktportfolios.

Inwiefern?
Bei der Erarbeitung der Portfo­lios können sich leistungsstarke ­Schüler stärker ins Thema vertiefen. Ich kann mir wiederum mehr Zeit für jene nehmen, die etwas mehr Unterstützung brauchen.

«Ich halte nichts davon, Talente durch Zusatzarbeit abzustrafen.»

Michael Fisler, Berufsschullehrer ABZ

Für überdurchschnittlich gute Schülerinnen und Schüler besteht an der ABZ zudem die Möglichkeit, nach dem ersten Jahr in die Talentklasse zu wechseln.

Talente zu fördern und zu halten ist ja auch in den Betrieben ein grosses Thema, nicht nur bei den Lernenden. Was glauben Sie, müsste sich ändern, damit junge Berufsleute der Branche treu bleiben und den Beruf längerfristig mit Freude ausüben?
Wir haben es mit einer Generation zu tun, die den Job nicht in den Vordergrund stellt. Wenn wir diese Leute halten wollen, müssen wir etwas bieten, was dem Wunsch nach mehr Work-Life-Balance entspricht und zudem in anderen Branchen nicht möglich ist. Sicherlich keine leichte Aufgabe, aber eine, die wir angehen müssen.

(Interview Désirée Klarer)


Zur Person

Michael Fisler hat sich nach seiner Kochlehre fortlaufend weitergebildet. Derzeit absolviert das Mitglied des Schweizer Kochverbands das Lehrdiplom für den berufs­kundlichen Unterricht ­an der Pädagogischen Hochschule Zürich.


Mehr Informationen unter:

a-b-z.ch