Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Jetzt sind Taten statt Worte gefordert»

Der Berufsschullehrer in der Restauration bekommt sehr genau mit, wie es in der Branche aussieht.

Christoph Muggli: «Es wird weniger, aber besseren Lernden geben.» (ZVG)

Christoph Muggli, was fordert Sie derzeit besonders?
Die Sorgen und Unsicherheit der Lernenden. Alle sind nervös. Viele fragen sich, ob sie ihren Job behalten können. Wegen der Krise mussten bis jetzt rund 40 Lernende der Allgemeinen Berufsschule Zürich ABZ einen neuen Lehrbetrieb suchen, da der alte coronabedingt für immer schliessen musste.

Derzeit ist es bestimmt nicht einfach, einen neuen Lehrbetrieb zu finden.
Nein. Doch ich helfe, wo ich kann. Dank meines grossen Netzwerkes konnte ich schon einigen Lernenden helfen, einen neuen Lehrbetrieb zu finden. Doch besonders schwächere und unflexiblere Jugendliche haben Mühe mit der aktuellen Situation. Diese verlangt eine sehr hohe Anpassungsfähigkeit. Einer muss seine Ausbildung nun in Luzern abschliessen und deshalb auch die Schule wechseln.

Wie sieht es mit den neuen Lehrstellen aus?
In normalen Jahren wären jetzt rund 30 Verträge unterschrieben. Derzeit ist es erst rund die Hälfte.

Wird es dieses Jahr Abschlussprüfungen geben?
Wir geben alles dafür und haben beim Bund drei mögliche Szenarien eingereicht. Die Lernenden wollen zeigen, was sie können. Eine Abschlussprüfung verhilft zu mehr Akzeptanz.

«Künftig wird in Restaurants vermehrt nach Qualität gefragt.»


Ist ein Branchenwechsel unter den Lernenden ein Thema?
Momentan nicht. Wenn, dann aus alten Gründen wie Arbeitszeiten oder Lohn. Es könnte jedoch sein, dass durch die Krise unsere Branche an Attraktivität gewinnt. Die Qualität in der Gastronomie und damit die Anerkennung der Arbeit der Mitarbeitenden könnten steigen. Nach einem guten Service wird künftig stärker gefragt, sonst können die Gäste sich das Essen nach Hause liefern lassen.

Wie ist die Stimmung unter den Mitgliedern des bvr?
Bedrückt. Viele müssen derzeit ihre letzten und besten Mitarbeiter entlassen. Viele – auch ich – vermissen ihre Gäste.

Was raten Sie Gastronomen?
Gemeinsam auftreten, um Geld zu verlangen. Nach Lösungen zu suchen und zum Beispiel aussergewöhnliche Take-away-Angebote kreieren. Aktionen wie «Wir machen auf» erachte ich hingegen als kontraproduktiv.

Was fordern Sie von der Politik?
Taten statt Worte. Der Bundesrat soll auf unsere Leute eingehen und konkrete Lösungen und fixe Daten präsentieren. Zudem muss dringend das versprochene Geld fliessen, damit nicht noch mehr Betriebe in Konkurs gehen.

Werden Sie sich an der Delegiertenversammlung der HGU zur Wiederwahl stellen?
Sehr gerne würde ich mich drei weitere Jahre für den Verband engagieren. Ich freue mich auf die DV im November. Meine erste Amtsperiode war erst eine Art herantasten. Es ist eine tolle Aufgabe, den Berufsverband Restauration zu führen. Ich mache sie sehr gerne. Doch es gibt noch sehr viel zu tun.

(Interview Sarah Sidler)


Zur Person

Der 53-jährige Restaurations- und Hoko-Berufskundelehrer an der ABZ ist Präsi­dent des bvr und Mitglied des Zentralvorstands. An der ABZ amtet er zudem als Leiter Berufsgruppe Restauration und Co-Leiter Berufsgruppe Hotelkommunikation.