Als Julio Montepeque 2012 in die Schweiz kam, nahm er ein Stück seiner Heimat mit: Kaffee aus Guatemala. Der Verkauf soll helfen, Hilfsbedürftige zu unterstützen.
Der Kaffee des Familienunternehmens Café Montepeque soll Geschichten erzählen. Geschichten aus Guatemala, der Heimat von Julio Montepeque, Geschichten seiner Familie, aber auch Geschichten eines Landes, in dem es vielen Menschen an Grundsätzlichem wie Essen und Kleidung fehlt. Ihnen will er durch Kunst Perspektiven bieten. «Ich könnte nichts verkaufen, das nicht für etwas steht», erklärt er. «Kaffee interessiert mich, weil wir damit etwas bewirken können.»
Julio Montepeque ist eigentlich Schauspieler. In Guatemala arbeitete er mit Theatergruppen und Künstlern zusammen, als er seine künftige Frau Fabienne kennenlernte, die in Guatemala auf Reisen war. 2012 zogen die beiden in der Schweiz zusammen. Die Sprachbarriere war für Julio Montepeque zu gross, um hier weiter als Schauspieler tätig zu sein. Er nahm einen Job im Bereich Logistik an, um Geld zu verdienen. «Mir war aber sofort klar, dass ich etwas anderes tun wollte. Etwas, das mit mir und meinem Leben zu tun hat.»
So nahm Julio Montepeque kurz nach seinem Umzug in die Schweiz Kontakt mit seinem Onkel auf. Dieser betreibt in den Hochebenen von Barberena die Finca «San José El Chilero». Sie ist seit vielen Generationen in Familienbesitz und hat sich im Laufe der Jahre von einer Chili-Farm – daher auch der Name «El Chilero» – über eine Kardamom-Farm zur Kaffee-Farm entwickelt. Die Plantagen liegen zwischen 800 und 1200 Metern über Meer. Die Finca ist einer Kooperative angeschlossen, die sich für faire Bedingungen für kleine Kaffeeproduzenten einsetzt. Zur Erntezeit arbeiten rund 30 Menschen auf der Farm, auf der neben Kaffee auch verschiedene Früchte angepflanzt sowie Tiere gehalten werden.
Alle zwei Wochen kommt über Hamburg eine Lieferung aus Guatemala zu den Montepeques. Jeweils rund 70 Kilogramm Kaffee bestellen sie, so dass kein grosser Lagerraum nötig ist. Dieser wird bei Blaser Café in Bern geröstet, zuhause bei den Montepeques in Effretikon verpackt und weiterverkauft. Derzeit bietet Café Montepeque handabgelesene Arabica-Bohnen in drei Röstungen an: Fuerte, Crema und Espresso.
Der Kaffee ist für Julio und Fabienne Montepeque nicht nur ein Geschäft. Vielmehr stellt er die Verbindung zu Julios Heimat und Familie dar. Immer wieder reisen die beiden nach Guatemala. Dabei ist es ihnen wichtig, nicht mit leeren Händen zu kommen. Regelmässig besuchen sie die so genannte «Zone 3» in GuatemalaStadt, dem Viertel rund um die grosse Mülldeponie. Hier leben die Ärmsten der Stadt, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. «Wir bringen ihnen einfache Dinge wie Essen, Kleidung und Decken», erzählt Julio Montepeque. Einen Teil der Einnahmen von Café Montepeque werden für diese Spenden verwendet.
Künftig wollen Julio und Fabienne Montepeque ihre Hilfe vor Ort weiter ausbauen. «Unsere Waren helfen zwar im Moment, ändern aber langfristig nichts an der aussichtslosen Lage der Menschen», sagt Julio Montepeque. Daher arbeitet er derzeit an einem neuen Projekt. Er will mit Künstlern aus Guatemala zusammenarbeiten, um noch mehr von seiner Kultur ins Café Montepeque zu integrieren. «Ich möchte fünf Künstler aus Guatemala fördern. Wir werden auf der einen Seite ihre Werke verkaufen, auf der anderen Seite aber auch fünf weitere Kaffees in unser Sortiment aufnehmen, die jeweils den Charakter eines Künstlers repräsentieren.» Dafür ist Julio Montepeque derzeit auf der Suche nach geeigneten Kaffeeimporteuren in der Schweiz.
Ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf von Kaffee und Kunstwerken soll in ein Projekt fliessen, das es den Menschen aus der Zone 3 ermöglicht, Kunstkurse zu besuchen. «Kunst und Kultur sind meine Leidenschaft und machen mich aus. Ich möchte weniger Privilegierten die Möglichkeit geben, sich künstlerisch auszudrücken und ihnen so eine Perspektive aufzeigen», sagt Julio Montepeque. Die fünf neuen Kaffeesorten sollen nächsten Sommer auf den Markt kommen – und noch viele weitere Geschichten aus Guatemala erzählen.
(Angela Hüppi)