Wie es sein kann, dass sich ein Quinoa-Menü «lokal» nennt. Ein Kommentar.
Mit Trommelwirbel eröffnet ein Betrieb. Es hagelt «regional» und «nachhaltig» in jedem Satz. Bis die Seitan-Süsskartoffel-Wraps und Ingwer-Drinks serviert werden. Mit Kokos-Dattel-Mousse zum Dessert. Inflation nenne ich das. Begriffsinflation. Völlig nutzlos reiht sich «lokal» neben gepufftem Quinoa und Avocadocreme ein. Aber es sieht wohl gut aus. Die PR-Maschinerie und der Öko-Hype haben es tatsächlich geschafft, sich zu verbünden. «Man baut selbst im Restaurant an», heisst es. Richtig, einen Busch Basilikum baut man an, wenn man genau nachfragt. Vielleicht noch einen Strauch Rosmarin und ein paar Blätter Pfefferminze, wenn man besonders «nachhaltig» sein möchte. «Garten-Menü» nennt es sich dann. Oder «Farm-Snack». Von einer Farm auf der anderen Seite der Erdkugel vielleicht. Manchmal wirkt das Loblied nach einem Blick auf die Karte derart absurd, dass ich mich tatsächlich frage, ob diese Menschen das Wort «Region» in «regional» eigentlich erkennen.
Kurz: Die Gastronomie ist kein Schulhof, auf dem Gruppenzwang herrscht. Nur weil einer der Lokalität frönt, müssen nicht alle damit um sich schmeissen. Steht zu eurem Soja-Latte. Und am Ende sind es doch sowieso die bunten Vögel der Klasse, die später mal Erfolg haben.
(Anna Shemyakova)