Der Jubilar prägte von 1977 bis 2007 die Geschicke der Union Helvetia und Hotel & Gastro Union. Die Einführung von allgemeinen Mindestlöhnen und grosse Fortschritte bei der Aus- und Weiterbildung für Arbeitnehmende in der Branche gehören zu seinen Verdiensten.
Er war dreissig Jahre Lenker und Denker der Union Helvetia (UH): Karl Eugster, Zentralsekretär der Berufsorganisation, die sich zu Beginn der 2000er-Jahre in Hotel & Gastro Union umbenannte und die er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2007 als Geschäftsführer leitete. Am heutigen Mittwoch, 9. Februar, feiert Karl Eugster seinen 80.Geburtstag. «Bei guter Gesundheit und immer noch wachem Geiste», wie er am Telefon der Hotellerie Gastronomie Zeitung bestätigte. Der studierte Historiker, Mittelschullehrer und Bankfachmann übernahm 1977 als Quereinsteiger das höchste Amt der UH-Geschäftsstelle in Luzern. Der Arbeitnehmerverband hatte zum damaligen Zeitpunkt nur zwei Berufsverbände, dafür 40 aktive Sektionen. Berufspolitisch lag die Union Helvetia im Dornröschenschlaf.
Das sollte sich rasch ändern. Drei Jahre nach seinem Amtsantritt gelang der UH ein bislang nie dagewesener Durchbruch bei den L-GAV-Verhandlungen: Zum ersten Mal in der Geschichte der Tarifverhandlungen galt ab 1981 ein vollständiger Landes-Gesamtarbeitsvertrag mit allgemeinen Mindestlöhnen. «Es gab endlich den gleichen Lohn für Frauen und Männer beim Service und in der Küche», erinnert sich Karl Eugster. Gleichstellung auch in der Berufsbildung. «Bis 1980 dauerte eine Kochlehre für Frauen nur zweieinhalb Jahre und wurde als minderwertig angesehen», so Karl Eugster. Mit dem neuen L-GAV wurden die Köchinnen den Köchen gleichgestellt. Allerdings blieben auch fortan die Berufsbezeichnungen unterschiedlich. Während man bei den Männern beispielsweise von einem Maître d’hôtel sprach, bezeichnete man eine Frau auf selbigem Posten nach wie vor als Obersaaltochter.
Karl Eugsters Steckenpferd als Zentralsekretär und späterer Geschäftsführer der Berufsorganisation war die Berufs- und Sozialpolitik. So kümmerte er sich unter anderem eine Professionalisierung bei der Hotelfachschulausbildung. Ihm ist es massgeblich zu verdanken, dass in Luzern aus einer Fachschule mit Kursen im Hotel Montana eine moderne Schweizerische Hotelfachschule mit eigenem Schulhaus wurde.
2007 verabschiedetes sich Karl Eugster in den Ruhestand, blieb jedoch noch bis 2011 Präsident der Stiftung der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern und bis 2019 Verwaltungsratspräsident der Montana AG.
Auch 15 Jahre nach seiner Pensionierung ist sein Wissensdurst ungestillt. «Ich versuche immer noch Bildungslücken zu füllen», sagt der Jubilar schmunzelnd. Kunst- und Sozialgeschichte seien heute seine bevorzugten Themenbereiche. Überdies besucht er ein Seminar zum Thema aktuelle Währungspolitik.
Die Hotel & Gastro Union wünscht Karl Eugster alles Gute, weiterhin beste Gesundheit und ein schönes Fest im Kreise seiner Familie und Freunde.
(rup)