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Leserbrief: Vom Tellerwäscher zum Küchenchef

Hanspeter Göldi schildert in seinem Leserbrief seine Gedanken zu Michel Péclards Plänen, Küchenchefinnen und -chefs im eigenen Betrieb auszubilden. Der Brief bezieht sich auf den Artikel «Vom Tellerwäscher zum Küchenchef» im Tagesanzeiger vom 14. Juni.

Als Arbeitnehmervertreter und langjähriger Berufsbildner bin ich doch erstaunt, ja wirklich verärgert, über Michel Péclard und seine Aussagen im Tagesanzeiger vom 14. Juni. Dass es landesweit an Köchinnen und Köchen fehlt und dies nicht nur in den Restaurants, sondern in allen Verpflegungsbetrieben, ist auch mir bewusst. Wen ein Ahmad Mohamed porträtiert wird und dieser unseren Berufsstolz nach aussen trägt, hat er meine vollste Unterstützung. Auch ich bin stolz, wenn wir allen interessierten Menschen eine Karriere in der Gastronomie ermöglichen können. Wenn ich dann aber lese: «Schweizer sind keine in der Crew, die machen den Job nicht. Sie sagen, das sei zu hart. In der Hochsaison arbeiten wir bis zu 13 Stunden. Es ist heiss und stinkig. Aber für mich ist es kein Problem», habe ich und haben schlussendlich alle, die sich für den Berufsnachwuchs im Gastgewerbe einsetzen, ein grosses Problem. Welche Eltern werden ihre Kinder motivieren, sich für einen Beruf zu entscheiden, in dem man von Vorgesetzten ausgebildet und betreut wird, die sich weder für sich selber noch für die Work-Life-Balance ihrer Kolleginnen und Kollegen stark machen?

Lieber Michel Péclard, eine eigene Kochschule anzubieten, damit  Sie so schnell wie möglich willige und billige Arbeitskräfte haben, ist ganz sicher der falsche Weg. Für eine zukunftsgerichtete Berufsbildung müssen wir in den Kochberuf investieren. Wir müssen unseren Berufsleuten aufzeigen, dass man als Köchin oder Koch im Gastgewerbe seine Arbeitseinsätze planen und ein Privatleben haben kann. Ebenfalls muss die Entschädigung einen guten Lebensstandard ermöglichen. Als Vizepräsident der Hotel und Gastro Formation in Wädenswil/ZH sowie als Arbeitnehmervertreter der Hotel & Gastro Union bin ich enttäuscht, dass jemand mit guten Ideen der Stärke der Schweiz, nämlich der dualen Berufsbildung, einen so schlechten Dienst erweist.

Hanspeter Göldi