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Lieber keine Fachkraft als eine dunkelhäutige?

Micheline Tagouya (37) hat drei Abschlüsse im Sack. Dennoch war die Stellensuche für die Diätköchin, die aus der Elfenbeinküste stammt, alles andere als ein Spaziergang.

Eines Tages möchte Micheline Tagouya an die Elfenbeinküste zurückkehren, dort ein soziales Restaurant eröffnen und Frauen Hilfe zur Selbsthilfe bieten. (ZVG)

«Für mich war klar, dass ich die Extrameile gehen muss, wenn ich auf dem Arbeitsmarkt in der Schweiz bestehen wollte», sagt Micheline Tagouya (37). Deshalb absolvierte sie ihre Ausbildung zur Köchin EBA auf Deutsch und nicht in ihrer Muttersprache Französisch. Kein leichtes Unterfangen. «Mein Allgemeinbildungslehrer sagte mir einmal in der Pause, ich sollte besser putzen gehen. Das mit der Ausbildung zur Köchin EBA wäre zu anspruchsvoll für mich. Ich war am Boden zerstört», erinnert sie sich.

«Zu Beginn meiner Ausbildung habe ich pro Nacht etwa drei Stunden geschlafen.»

Micheline Tagouya, Diätköchin

Doch aufgeben, dieses Wort existiert in Tagouyas Vokabular nicht. Stattdessen verbrachte sie die Nächte fortan im Badezimmer, wo sie sich ein Thema nach dem anderen zu Gemüte führte. «Das erste Thema war Arbeitssicherheit. Ich übersetzte alle Begriffe von Deutsch auf Französisch.» Die Mühe zahlte sich aus. «Nach sechs Monaten gehörte ich zu den Besten in unserer Klasse», sagt Micheline Tagouya nicht ohne Stolz. Sie schloss mit sehr guten Noten ab und hängte direkt das eidgenössische Fähigkeitszeugnis an. 2020 schloss sie auch noch die Weiterbildung zur Diätköchin ab.

Massig Bewerbungen verschickt

Aktuell arbeitet Tagouya in der Küche der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich. Sie hätte lieber in der Umgebung ihres Wohnorts Horw/LU etwas gefunden. Doch in dieser Region sei es schwierig, als dunkelhäutige Frau eine Stelle zu finden. Über 50 Bewerbungen hat sie verschickt. Die meisten Betriebe antworteten gar nicht erst. «Das Schlimmste ist, wenn der Rassismus versteckt ist. Ist er offen, kann man etwas tun», sagt die Diätköchin. Bei Betrieben würde sie sich die Einführung einer Ausländerquote wünschen. «So könnte die Diskriminierung zumindest entschärft werden.»

(Désirée Klarer)


Zur Person

Micheline Tagouya kam 2009 von der Elfenbeinküste in die Schweiz. 2017 absolvierte sie im Restaurant Steeltec in Emmenbrücke/LU die Ausbildung zur Köchin EBA und EFZ. Zur Diätköchin bildete sie sich im Kantonsspital Zug weiter. Ihr nächstes Ziel ist die Ausbildung zum Chefkoch.


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pukzh.ch