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Pioniere im ökologischen Weinbau

Genfer Winzer pflegen die Biodiversität, sie bekämpfen Schädlinge insektizidfrei und pflanzen pilzresistente Rebsorten.

34 Genfer Traubenproduzenten und 16 Selbstkelterer bauen Rebsorten an, die nicht oder nur sehr wenig gespritzt werden müssen. (ZVG)

Sauberes Trinkwasser sollte die Regel sein. Auch, damit wir der nächsten Generation eine giftfreie Umwelt hinterlassen. Beide Themen wurden vor der Abstimmung vom vergangenen Wochenende kontrovers diskutiert. Nun haben die Schweizer Stimmberechtigten die beiden Agrarinitiativen abgelehnt. Obwohl viele Bauern für ein doppeltes Nein warben, sind sie sich einig, dass in der landwirtschaftlichen Produktion einiges verändert werden muss. «Der Handlungsbedarf ist erkannt worden. Das gemeinsame Ziel einer ökologischen Landwirtschaft ist unbestritten», sagte Kilian Baumann, Präsident der Kleinbauern-Vereinigung und Nationalrat (Grüne/BE), nach der Bekanntgabe der Abstimmungsergebnisse. Uneinig sei man sich einzig über den Weg zu diesem Ziel und über den Zeitrahmen.

Keine Zeit verloren die Genfer Winzer. Sie gehen seit Jahren neue Wege im nachhaltigen Reb- und Weinbau. «Die ökologische Bewirtschaftung der Reben ist in Genf tief in der Philosophie unserer Winzer verankert», sagt Florian Favre, Weinbauingenieur und Önologe für den Genfer Staat. Favre berät die lokalen Produzenten im Auftrag des Kantons zur optimalen Bodenbeschaffung, zur Schädlings- und Krankheitsbekämpfung sowie bei der Wahl neuer Traubensorten.

Mit Biodiversität ein widerstandsfähiges Ökosystem fördern

Zu reden gibt üblicherweise die Weinlese im Herbst. Doch der entscheidende Moment ist eigentlich der Frühling. Mit dem Anstieg der Temperaturen widmen sich die Winzer nebst dem Pflanzen von Jungreben der Bodenpflege. Dieser kommt in Genf, dem drittgrössten Weinkanton des Landes, eine wichtige Rolle zu.

Neue Rebsorten erfordern bis zu 90 Prozent weniger Pflanzenschutz.


«85 Prozent der Produzenten spritzen keine Herbizide und begrünen die Bodenflächen zwischen den Rebzeilen. So wird Biodiversität kultiviert und die Böden erhalten dadurch auch  natürliche Nährstoffe», erklärt Florian Favre. Begrünte Böden böten Lebensraum für eine Vielzahl an Nützlingen. Zudem würden schädliche Insekten mit Lockstoffen verwirrt, so dass sich Männchen und Weibchen zur Paarung gar nicht erst finden. Dies ermögliche den Winzern bereits seit 20 Jahren eine insektizidfreie Produktion.

Doch nicht nur Insekten sind ein Risiko für die Rebstöcke. Mehltau und ähnliche Pilzarten zwingen viele Winzer zum Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln. Abhilfe schaffen zwei Schweizer Neuzüchtungen: die rote Divico und die weisse Divona. Laut Florian Favre benötigen diese Reben in der Behandlung ungefähr 90 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel und kommen ganz ohne das Schwermetall Kupfer aus.

(Gabriel Tinguely)