Konsumenten legen zunehmend Wert auf das Tierwohl. Trotzdem kaufen die meisten Gastronomen ihr Fleisch im Ausland ein. Dabei würde sich der Einkauf von fair produziertem Fleisch auch für sie lohnen, ist die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft überzeugt.
In der Schweiz wird sorgfältiger und fairer mit so genannten Nutztieren umgegangen als im Ausland. Während die Tiere dort mehrheitlich zu Tausenden in industrieller Grosstierhaltung leben, sind die rund 53 000 Betriebe in der Schweiz meist bäuerlich und familiär geprägt. So werden die Tiere besser betreut, weniger Antibiotika müssen eingesetzt werden. Zudem dürfen hiesige Tiere während maximal acht Stunden transportiert werden, in der EU bis 24 Stunden. Das Tierfutter in unserem Land darf weder gentechnisch veränderte Organismen noch Tiermehl enthalten, «was wohl weltweit einzigartig ist», so Samuel Geissbühler, Mitglied der Geschäftsleitung Union des Fédérations Agricoles (UFA). Auch er referierte vergangene Woche am Tierwohl-Gipfel von Proviande.
Als Referent eingeladen war auch Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz. Er lobte die Bestrebungen, das Wohl der Schweizer Nutztiere zu fördern, machte aber darauf aufmerksam, dass die rechtliche Gesetzgebung oft an der Grenze zur Tierquälerei sei. Wie seine Vorredner machte er sich stark für Labelfleisch, das Siegel BTS für besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme, oder RAUS, das für regelmässigen Auslauf im Freien steht. Während Private seit Jahren konstant Labelfleisch einkaufen, sei dies in der Gastronomie nicht der Fall. «Zulieferer von Gastronomen müssten Akzente setzen, sie kaufen die Hälfte aller tierischen Produkte ein.» Heinrich Bucher, Direktor Proviande, pflichtete ihm bei: «Die gesellschaftlichen Erwartungen sind hoch und werden nicht abnehmen.»
(Sarah Sidler)