Essen bestellen anstatt selber kochen war schon vor der Pandemie beliebt. Und der Trend hält an. Davon profitieren nicht nur die Restaurants, sondern vor allem die Lieferdienste.
«Die Gastronomie befindet sich in einem wahren Lieferrausch – vom Schnellimbiss zum Gourmet-Restaurant wollen alle einen Teil vom Delivery-Kuchen», schreiben Forscher des Gottlieb Duttweiler Instituts (GDI) in der jüngsten Ausgabe des «European Food Trends Report». Christine Schäfer, Co- Autorin der Studie, sagt: «Lieferservices haben während des Lockdowns einen deutlichen Schub erhalten.»
Dass die Zahlen im Bereich Delivery nach der Pandemie auf das Niveau von vor der Krise fallen könnten, bezweifelt sie. Denn: «Während des Lockdowns haben einige Menschen vermutlich zum ersten Mal einen Lieferdienst ausprobiert und sind nun auf den Geschmack gekommen.» Hinzu kämen Restaurants, die ihren bestehenden Lieferdienst ausgebaut hätten oder erst durch die Pandemie auf den Geschäftszweig Delivery aufmerksam geworden seien.
Zu letzteren zählt auch die Von Matt Hospitality Group, zu der etwa die Restaurants Yardbird und The Bite gehören. Seit Beginn der Pandemie arbeitet das Gastrounternehmen mit Uber Eats zusammen. Projektmanagerin Nina Wittwen erläutert: «Als wir während des Lockdowns auf den Einstieg ins Deliverygeschäft angewiesen waren, war Uber Eats ein kompetenter Partner, der uns beim raschen Set-up dieses Geschäftszweigs geholfen hat und uns auch weiterhin unterstützt.»
Ein eigener Lieferdienst sei zwar zur Diskussion gestanden, aus Kostengründen sei die Idee jedoch wieder verworfen worden.
Anders bei der Wiesner Gastronomie: «In Zürich, Bern und Basel liefern wir unsere Speisen mit total 180 bei uns angestellten Velokurieren aus. In den anderen Städten ist eine Bestellung über unsere Homepage zwar auch möglich, jedoch liefern dort Partner von uns aus», sagt Geschäftsführer Daniel Wiesner. Zusätzlich arbeite die Wiesner Gastronomie mit Lieferdiensten wie Eat.ch, Mosi, Velogourmet und dem Riesen Uber Eats.
«Da wir auch in Zukunft verstärkt auf Delivery setzen wollen, können wir auf einen solch grossen Lieferpartner mit entsprechendem Umsatz gar nicht verzichten», sagt Wiesner. Man sei sich bewusst, dass mit Uber Eats oder auch Eat.ch in ein paar Jahren eine Situation wie mit Booking.com entstehen könnte. «Um uns möglichst nicht von einem Lieferdienst abhängig zu machen, arbeiten wir gezielt mit verschiedenen Partnern.»
(Désirée Klarer)
Die Digitalisierung wirkt sich auf das Essverhalten in der Schweiz aus: Knapp 70 Prozent der Bevölkerung haben sich ihr Essen schon einmal liefern lassen. Anfang 2020 und damit noch vor der Pandemie, ging Eat.ch davon aus, dass der Schweizer Online-Liefermarkt um 15 Prozent auf 1,4 Milliarden Franken steigen wird.