Der Wettbewerb Grand Prix du Vin Suisse prämiert die besten Weingüter des Landes.
Noch selten zuvor konnten Winzerinnen und Winzer so entspannt nach Bern reisen wie für die diesjährige Gala des Grand Prix du Vin Suisse. Abgesehen von ein paar Spätlesen waren die Trauben am 28. Oktober gelesen und die Weine am Gären. Die geerntete Menge soll nur knapp unter dem langjährigen Durchschnitt liegen und die Qualität wird als sehr hoch eingestuft. Abgesehen von Trockenstress bereitete das Wetter keine Schwierigkeiten.
Dennoch war die Spannung sehr gross. Zwar erfuhren die Produzentinnen und Produzenten bereits im August, welche der 2325 zur Verkostung eingereichten Weine Medaillen erhielten. Vergeben wurden nämlich 300 Mal Gold und 418 Mal Silber. Zudem verkostete eine Jury die je sechs höchstbewerteten Crus in 13 Kategorien ein zweites Mal. Bis zur Gala im Kursaal Bern blieben die Resultate jedoch ein gut gehütetes Geheimnis.
«Dass wettermässig schwierige Jahre schlechte Weine ergeben, stimmt nicht mehr», sagte Thomas Vaterlaus, Chefredaktor des Weinmagazins «Vinum». «2021 war so ein schwieriges Jahr. Die Weissweine sind voller Spannung und die noch reifenden Rotweine versprechen viel.»
Jonas Ettlin, Präsident der Vereinigung Vinea, betonte die Bedeutung von Auszeichnungen. «Sechs von zehn Konsumentinnen und Konsumenten kaufen Weine mit Medaillen.» Vinum und Vinea sind die Organisatoren des Grand Prix du Vin Suisse. Nach kurzen Ansprachen ging es um die Podestplätze: In der Kategorie Schaumweine errang die Weinkellerei Germanier, Cave du Tunnel in Conthey/VS zum vierten Mal in Folge den ersten Platz. Die Plätz zwei und drei gingen an Valérie Marendaz von der Cave de la Combe in Mathod/VD. Beim Chasselas hatte der Calamin Grand Cru 2021 von Jean-François Neyroud-Fonjallaz aus Chardonne/VD die Nase vorn. Der Preis für den besten Riesling×Silvaner ging an Luzi Jenny-Willi aus Jenins/GR. Bei den sortenreinen Weissweinen siegte der Petite Arvine der Cave des Amis in Fully/VS. Er gewann auch den Prix Vinissimo Weiss. François Schmaltzried aus Savièse/VS holte sich den ersten Platz in der Kategorie weisse Assemblagen. Der Preis für den besten Rosé ging an die Domaine Kursner in Féchy/VD.
Bei den Rotweinen gewann die Domaine des Chevaliers aus Salgesch/VS die Kategorie Gamay. Auch der Garanoir Château de Vullierens von Hammel holte sich einen ersten Platz. Peter Gehring aus Freienstein/ZH gewann zum zweiten Mal in der Kategorie Pinot Noir. Beim Merlot folgten auf den Tessiner Ligornetto von Vinattieri derjenige von Nadine Saxer aus Neftenbach/ZH und der des Château du Crest aus Jussy/GE. Mit ihrem Syrah gewann die Cave du Rhodan aus Salgesch/VS die Kategorie sortenreine Rotweine und den Prix Vinissimo Rot. Der erste Platz bei den roten Assemblagen ging an die Artisans Vignerons Ollon aus Ollon/VD und bei den Süssweinen gewann der Gewürztraminer der Domaine de Fischer aus Bougy-Villars/VD.
Die begehrte und auf einem komplizierten Schlüssel basierende Auszeichnung Schweizer Weingut des Jahres 2022 ging an die Cave du Rhodan aus Salgesch/VS. Eine grosse Überraschung für deren Besitzer Olivier Mounir. Er stand ja bereits zweimal zu oberst auf dem Siegertreppchen. Olivier Mounir und seine Frau Sandra führen die Cave du Rhodan seit 2007 in dritter Generation. Sie haben den Familienbetrieb Schritt für Schritt enkeltauglich umstrukturiert. Dafür erhaltene Auszeichnungen motivieren sie, beste Weine zu keltern und weitere zukunftsweisende Projekte in Angriff zu nehmen.
(Gabriel Tinguely)