Weltweit kommt pro Woche ein neuer Gin auf den Markt. Auch die Auswahl an Schweizer Gins wächst. Längst sind es nicht mehr nur Destillerien, die einen Ginlancieren. Der private Boom erklärt sich mit der Einfachheit der Herstellung.
Keine andere Spirituose lässt sich leichter herstellen als Gin. Man mische ein paar Botanicals mit Alkohol, brenne es kurz und schon ist der Gin servierbereit. Es ist keine Reifezeit notwendig, wie das etwa bei Whisky oder Rum der Fall ist. Zudem lässt die Verwendung von unterschiedlichen Botanicals ein eigenes, persönliches Rezept zu. Die Ginhersteller können pröbeln, ausprobieren, ändern, ganz so, wie es das Herz und der eigene Gaumen begehren. Das haben auch die beiden verschwägerten Ginproduzenten des «Monkey in a Bottle» gemacht. Ein Ginname, der eingefleischte Kenner im ersten Moment in die Irre führt, erinnert er doch an den seit Jahren erfolgreichen Monkey 47. Während Letzterer aus dem Schwarzwald kommt, ist der Monkey in a Bottle ein Aarauer Produkt.
«Als wir uns für diesen Namen entschieden, dachten wir keinen Moment an den Monkey 47», sagt Michael Stampfli (52). Die Namensgleichheit sei zufällig und wegen der Aarauer Beziehung zum Affen entstanden. Das ehemalige Restaurant Affenkasten ist ein denkmalgeschütztes Gebäude mit einer affenverzierten Fassade in der Aarauer Altstadt. Ein weiterer Umstand liess sie für den Affennamen entscheiden: «Unser Gin enthält unter anderem Baobab, die Frucht des Affenbrotbaums», verrät Jean Hächler (42).
Auf die Idee der Ginherstellung kamen die beiden vor einem Jahr, als Jean Hächler einen medizinischen Befund erhielt, der ihn nachdenklich stimmte. Zwar kam dann doch nicht alles so schlimm, wie es im ersten Moment klang, doch: «In mir wuchs der Wunsch, im Leben noch etwas erreichen zu wollen, das der Nachwelt erhalten bleibt und mit meinem Namen in Verbindung gebracht werden kann», erinnert er sich. Unterstützung erhielt er dabei von seinem Schwager, der gleichzeitig auch sein Nachbar ist.
Gemeinsam tüftelten die beiden in ihrer freien Zeit an einem Ginrezept. Hauptberuflich sind sie in anderen Berufen unterwegs. Jean Hächler ist Geschäftsführer einer Finanzierungsgesellschaft und Michael Stampfli Verwaltungssachbearbeiter und in dieser Funktion verantwortlich für die Kläranlagen des Kantons Aargau. «Über zwei Jahre haben wir zu Hause getüftelt, probiert, verworfen, aussortiert und diskutiert», erzählt Michael Stampfli. Und sein Schwager fügt hinzu: «Bis zum Endprodukt waren 27 Versuche nötig.»
Für ihren London Dry Gin verwenden Stampfli und Hächler 15 verschiedene Bio-Kräuter. 13 Kräuter geben sie auf ihrer Homepage preis. Neben Wacholderbeeren, Angelikawurzel, Ingwer, Hibiskusblüten und Koriandersamen befindet sich wie erwähnt Baobab, die Affenbaum-frucht, im Monkey in a Bottle. Diese verleiht dem Gin eine fruchtige und süsslich-würzige Note.
Als das Produkt trinkfertig war, kam der Erfolg praktisch über Nacht. «Die ersten 100 Liter verkauften wir im Nu, weil unsere Freunde und Bekannten fleissige Abnehmer waren.» So beschloss das Duo, gleich die nächsten 100 Liter zu produzieren. Mit Brenner Urs Lüthy aus Muhen/AG konnten die Ginkreateure einen professionellen Brenner gewinnen. Lüthy durfte schon zahlreiche nationale Auszeichnungen entgegennehmen, so etwa für seinen Maiswhisky Böörbon.
Mindestens so erfolgreich startete Monkey in a Bottle. Erst drei Monate auf dem Markt, gewann der Gin am asiatischen Wettbewerb China Wine and Spirits Award (CWSA) Doppel-Gold. Der CWSA ist der grösste Wein- und Spirituosenwettbewerb Asiens. Die Getränke werden anonym von den 100 wichtigsten Käufern, Distributoren, Händlern und Importeuren aus dem asiatischen Raum bewertet.
Am gleichen Wettbewerb wurde ein zweiter Gin aus der Schweiz mit Doppel-Gold ausgezeichnet: der «Edelwhite» von Barb Grossenbacher aus dem Entlebuch/LU. Die gebürtige Kanadierin lebt seit 40 Jahren in der Schweiz und hat zusammen mit ihrem Mann Fritz während 30 Jahren verschiedene Gastronomiebetriebe geführt, bevor sie sich 2018 der Ginproduktion zuwandte. In ihrem Gin vereint sie das Entlebuch. 27 Zutaten verarbeitet sie darin, darunter auch Wurzeln, Rinden, Blätter, Beeren und Früchte. 14 davon stammen aus der näheren Umgebung. Bis zum Endprodukt waren rund 100 Versuche nötig. Die grossen Bemühungen wurden letztes Jahr zudem mit dem Titel «World’s Best Gin» bei der International Wine and Spirit Competition (IWSC) belohnt. Dabei handelt es sich um einen Wein- und Spirituosenwettbewerb, der jeden November in London stattfindet.
Ein weiterer erfolgreicher Schweizer Gin ist der Rheinbrand Dry Gin der Basler Wyniger Gruppe. Die Zutaten dafür stammen aus Rheinnähe und zwar von der Quelle bis zur Mündung: Quellwasser vom Tomasee, Bündner Wacholder und Bergkräuter, Aargauer Hanf, Baselbieter Kirschen, Holunderblüten aus dem Elsass, Riesling aus dem Rheingau und Meersalz aus Holland.
An den World Spirits Awards (WSA) vom letzten Frühjahr räumte der Gin gross ab. Der Rheinbrand Dry Gin wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Der Rheinbrand Dry Gin Hemp Edition wurde in der Kategorie Gin zum «Spirit of the Year» gewählt und mit einer Doppel-Goldmedaille prämiert. Die Macher hinter dem Gin, Ruedi und Raphael Käser sowie Raphael Wyniger, freuen sich über diese Resultate: «Wir sind positiv überrascht, dass unser Hanfgin so Erfolg hat.»
Als Erfinder des Gin gilt ein holländischer Arzt Franciscus Sylvius de la Boë. Dieser stellte im 16. Jahrhundert einen Wacholderschnaps mit dem holländischen Namen Genever her, zu Deutsch Wacholder. Dieser Schnaps galt im Mittelalter als Medizin und wurde zur Fiebersenkung verwendet. Doch schon bald wurde aus der Medizin ein Genussmittel.
England war im 16. Jahrhundert ein enger Verbündeter Hollands und unterstützte seinen Bündnispartner im Krieg gegen Spanien. Die in Holland stationierten englischen Soldaten fanden Gefallen am Genever. Bei ihrer Rückkehr ins Königreich hatten sie die Spirituose im Gepäck. Dort wurde der Name Genever kurzerhand zu Gin abgekürzt.
Englische, während der Kolonialzeit in Indien stationierte Soldaten mischten den Gin aus der Heimat mit chininhaltigen Getränken, um Malaria vorzubeugen. Um das Getränk trinkfähiger zu machen, wurden Soda und Zucker beigemischt. Geboren war der Gin Tonic.
(Ruth Marending)
5 cl Affengin
5 cl Alpenkräutersirup Mineralwasser
Gin und Sirup in ein Longdrinkglas füllen. Mit Mineralwasser auffüllen. Der Rezeptname lehnt sich an den Begriff Hard Seltzer an, das übersetzt «hartes Sprudelwasser» heisst. In den USA bezeichnet es ein alkoholisches Getränk auf Basis von kohlensäurehaltigem Wasser und Alkohol.
4 cl Gin
2 cl Orangenlikör Hibiskustonic
Shaker mit Eis füllen. Gin und Orangenlikör einfüllen und gut shaken. In ein Weinglas füllen und mit Hibiskustonic auffüllen.
4 cl Gin
10 St. Minzeblätter
1,1 cl Limonensaft
1 dash Mojitosirup
Shaker mit Eis füllen. Den Gin zusammen mit den Minzeblättern gut shaken. Limonensaft, Mojitosirup und Limettensaft dazugeben und nochmals shaken. In ein Tumblerglas abseihen und mit Prosecco auffüllen.
Die drei Cocktailrezepte wurden vom Team der Bar Platzhirsch in Aarau entworfen. www.derplatzhirsch.ch
Der Affenbrotbaum Baobab stand Pate bei der Namenssuche des Aarauer Gins.
www.monkeyinabottle.ch
Preisgekrönter Gin aus Hanf.
www.rheinbrand.info
Prämierter Gin der Kanadierin Barbara Grossenbacher aus dem Entlebuch.
www.edelwhitegin.com
Die Nase des Ginuine Alpine Herbs eröffnet mit angenehm klaren Gin-typischen Wacholderbeer-Aromen. Im Gaumen wird der Gin durch den geheimen Schweizer Alpenkräutermix ausgewogen. Diese Aromeneinheit bleibt auch nach dem Abgang lang erhalten und sorgt für ein nachhaltiges Geschmackserlebnis. Den Ginuine Alpine Herbs geniesst man pur, mit Tonic oder in einem Cocktail.
www.lateltin.com
Das Familienunternehmen aus dem Entlebuch, dessen Gründung auf das Jahr 1883 zurückgeht, brennt seit 2006 Gin. Beim Old Tom Gin sorgen handgepflückte Brombeeren für das besondere Aroma, beim Sloe Gin sind es wild wachsende Schlehdorn-Beeren und beim Studer’s Dry Gin Lavendel, Zitronengras, Koriander, Ingwer und Kubeben-Pfeffer. Beim Studer’s Swiss Gold Dry Gin kommt zu diesen sechs Gewürzen der 24-Karat-Gold-flitter hinzu.
www.distillery.ch
JC-Gin ist ein Gin, der mediterranes Lebensgefühl mit Schweizer Präzision vereint. Er gewann Silber am Swiss Gin Award 2020.
www.jc-gin.ch