Der ehemalige Kochkünstler Shaun Leonard coacht einen malaysischen Studenten seiner Schule. Beide vertreten die Schweiz an einem Wettbewerb, dessen Wurzeln in Indien sind.
Shaun Leonard, Anfang Februar startet die «Young Chef Olympiad». Ein Kochwettbewerb, der hierzulande unbekannt, aber in Indien eine grosse Kiste ist.
Richtig. Den Wettbewerb hat der indische Unternehmer Suborno Bose ins Leben gerufen. Sein Ziel war, einen Wettbewerb für Köche in Ausbildung zu gründen, der die ganze Welt zusammenbringt. Mittlerweile findet die «Young Chef Olympiad» zum siebten Mal mit Teilnehmenden aus staatlichen und privaten Hotel- und Kochfachschulen in 50 Nationen statt. Und die Schweiz nimmt natürlich auch teil.
Wie sind Sie auf den Wettbewerb gestossen?
Mein Arbeitgeber, die Business und Hotel Management School in Luzern, hat ein grosses internationales Netzwerk. Partner haben uns vor vier Jahren auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht.
Wer geht für die Schweiz an den Start?
Unser Kandidat heisst Donovan Aaron Tan, kommt aus Malaysia und ist Student des Culinary-Arts- Programms an der Schule. Ich darf ihn als Mentor und Coach begleiten und trainieren.
Nun findet der Wettbewerb coronabedingt nur virtuell statt. Wie läuft er ab?
In der ersten Runde muss Donovan Gemüseschnittarten demonstrieren und ein vegetarisches Gericht aus vorgegebenen Zutaten kreieren. Dann muss er noch ein Dessert unter Zeitdruck produzieren. Wenn es für das Finale reicht, sind dann ein Pouletgericht mit vorgegebenen Zutaten und ein Schokodessert gefordert.
Wie wird juriert?
Es sind vier Kameras gleichzeitig auf den Kandidaten gerichtet, damit eine internationale Jury dabei sein kann. Während des Wettbewerbs richtet sie Fragen an den Teilnehmer.
Werden die Gerichte auch degustiert?
Ja, dafür lade ich erfahrene Schweizer Köche ein, die die Gerichte probieren und ihr Feedback live den Jurymitgliedern aus aller Welt mitteilen.
Sie waren selbst Kochkünstler. Lust, wieder aktiv ins Business einzusteigen?
Spass macht das schon, aber aktiv teilnehmen werde ich wohl nicht mehr. Stattdessen möchte jetzt lieber motivierte Nachwuchstalente coachen und unterstützen, die Spass an der Kochkunst haben und sich weiterentwickeln möchten. Ich denke, ich kann ihnen viel aus meinem Erfahrungsschatz mitgeben.
Was ist eigentlich aus Ihrer Idee geworden, Köche mit Beeinträchtigung zu einem Team zusammenzuführen?
Das ist immer noch ein Projekt, das mir am Herzen liegt, ich aber coronabedingt noch nicht weiterverfolgen konnte. Aus meiner früheren Tätigkeit bei der Stiftung Balm in Rapperswil/SG weiss ich, dass es interessierte Berufsleute mit Beeinträchtigung gibt, die an einem grossem Wettbewerb wie der Olympiade der Köche in Stuttgart oder der Koch-WM in Luxemburg teilnehmen möchten. Vielleicht sogar in einer eigenen Kategorie. Diese Berufsleute sind in vielen Sparten der Gastronomie erfolgreich tätig. Leider reflektiert die Wettbewerbsszene das noch nicht. Ich möchte das ändern!
(Interview Jörg Ruppelt)
Der schweizerisch-britische Doppelbürger Shaun Leonard (48) ist seit fünf Jahren Culinary Program Leader und Executive Chef an der BHMS Business & Hotel Management School in Luzern. Er ist Vizepräsident des Cercle des Chefs de Cuisine Lucerne und führte mehr als zehn Jahre die Luzerner Cercle-Kochkunstequipe, die viele Gold- und Silbermedaillen an nationalen und internationalen Wettbewerben gewann.