Früher selbst Mitglied der Schweizer Kochnationalmannschaft gehört Thomas Kuster heute zum Coaching-Team. Bei Wettbewerben nur zuschauen zu dürfen, fällt ihm nicht immer leicht.
Thomas Kuster, Sie waren von 2013 bis 2015 Mitglied der Schweizer Kochnationalmannschaft. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?
Es war eine sehr intensive, aber auch unglaublich spannende Zeit. Und sehr nervenaufreibend, weil wir durchgehend auf sehr hohem Niveau Topleistungen erbringen mussten.
Woran erinnern Sie sich besonder gern?
An die Zeit in Singapur, wo wir beim wichtigsten asiatischen Kochwettbewerb FHA Culinary Challenge den zweiten Rang belegten. Wir haben in dieser Zeit zwar nicht viel Tageslicht gesehen, aber die Erfahrung war einmalig.
Was hat Sie dazu bewogen, Coach zu werden?
Als Berufsschullehrer fördere ich gerne junge Talente. Ausserdem ist die Position als Coach für mich eine Chance, am Puls der Zeit zu bleiben und zu sehen, was international abgeht. Ein ganz wichtiger Faktor war aber sicher Teammanager Tobia Ciarulli, der menschlich und fachlich unglaublich viel in die Mannschaft einbringt. Mit ihm zusammenzuarbeiten, macht einfach Spass.
Als Coach ist es Ihre Aufgabe, Kritik zu üben. Kommt das immer gut an?
Das braucht schon etwas Fingerspitzengefühl. Mit Pascal Inauen, der ebenfalls zum Coaching-Team gehört, versuche ich, immer sachbezogen zu kommunizieren. Ich sage nie: Das geht nicht, weil ich es sage. Ich mache immer den Bezug zur Praxis und frage beispielsweise: Kannst du das wirklich in der vorgegebenen Zeit umsetzen? Wenn etwas nicht grundsätzlich unmöglich ist, kann das Team sich aber auch mal gegen unseren Rat durchsetzen. Wir Coaches haben nicht immer das letzte Wort.
Wie schwierig ist es für Sie als Coach bei Wettbewerben nur noch zusehen zu können?
Meine Zeit in der Wettbewerbsküche ist vorbei, und das ist auch völlig okay so. Aber ich fiebere natürlich extrem mit. Während des Wettbewerbs keine Tipps zu geben und nicht helfen zu können, ist tatsächlich schwierig. Wenn das Team etwas in der Fritteuse hat, was raus sollte, brodelt es schon in mir (lacht).
Die aktuelle Mannschaft musste sich während des Lockdowns neu formieren. Schlecht für den Teamspirit?
Im Gegenteil. Wir haben mit dem Training in Kleingruppen angefangen, was sich sehr gut bewährt hat. So hatten wir viel mehr Zeit für die einzelnen Mitglieder. Ich kann mir vorstellen, dass wir das auch in Zukunft beibehalten.
Aktuell laufen die Vorbereitungen für den Culinary World Cup in Luxemburg 2022. Was können wir von den Teams erwarten?
Unser Ziel ist ganz klar das Podest. Und ich denke, das ist auch realistisch. Wir sind in der Vorbereitung bereits weiter als gedacht. Am Ende ist es aber wie immer: Vor Ort muss alles stimmen, damit es für einen Spitzenplatz reicht.
(Interview Angela Hüppi)
Thomas Kuster (42) ist Berufsschullehrer an der Berufsfachschule Baden. Gemeinsam mit Pascal Inauen und Teammanager Tobia Ciarulli coacht er die Schweizer Kochnationalmannschaften. Von 2013 bis 2016 war er selbst Mitglied der Schweizer Kochnationalmannschaft und des Swiss Armed Forces Culinary Teams.