Der L-GAV des Gastgewerbes unterstützt alle in dieser Branche, die sich weiterbilden wollen, und bezahlt sogar deren Ausbildung. Wie das geht und warum das in der Schweiz einzigartig ist, erklärt Jonas Schmid.
Jonas Schmid, seit 2010 werden Aus- und Weiterbildungen im Gastgewerbe dank des L-GAV finanziell äusserst grosszügig unterstützt. Wie kam es dazu?
Dieses Superangebot haben die Sozialpartner unserer Branche auf die Beine gestellt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Das Bemerkenswerte ist: Die Branche finanziert diese Subventionen selber. Die Gelder dafür werden durch die jährlich erhobenen Vollzugskostenbeiträge generiert. Wir können als Branche mit Stolz sagen, dass dieses umfangreiche Finanzierungsprogramm in der Schweiz seinesgleichen sucht.
Wird die kostenlose Aus- und Weiterbildung rege genutzt?
Seit Einführung der bezahlten Aus- und Weiterbildungen haben mehr als 8500 Berufsleute davon profitiert. Vor allem in den letzten Jahren haben wir einen markanten Anstieg verzeichnen können. Waren es im Jahr 2018 noch 764, werden es in diesem Jahr bereits über 1500 gesprochene Subventionsbewilligungen sein.
Muss man sich für die Subventionen selber bewerben?
Dieser Prozess ist automatisiert. Wer zum Zeitpunkt der Anmeldung in einem dem L-GAV unterstellten Betrieb tätig ist, erhält die nötigen Unterlagen zugestellt.
Welche Berufsprüfung stösst auf besonders viel Interesse?
Dieses Jahr waren die Berufsprüfung Chefköchin/Chefkoch sowie das Gastro-Grundseminar G2 am stärksten gefragt.
Und doch ist die Nachfrage noch immer kleiner als das Angebot. Woran liegt das?
Es dauert lange, bis ein solches Finanzierungsprogramm in der Branche umfassend wahrgenommen wird. Mit gezielten Marketingmassnahmen hat man versucht, dem Ganzen noch mehr Schwung zu geben. Es ist wichtig, dass sowohl Arbeitgebern wie Arbeitnehmern bewusst ist, dass beide Parteien enorm profitieren.
Was wäre dann, wenn es keinen L-GAV mehr gäbe?
Das wäre verheerend und würde das Problem des Fachkräftemangels zusätzlich noch weiter verschärfen. Viele Gastgewerbler könnten eine Weiterbildung gar nicht aus eigenen finanziellen Mitteln stemmen. Wir sollten den riesengrossen Vorteil, den unsere Branche dank des L-GAV hat, deshalb auf keinen Fall aufs Spiel setzen.
(Interview Riccarda Frei)