Jeremiah Omara hat wortwörtlich eine Tellerwäscherkarriere hingelegt. Das habe er vor allem dem Schweizer Bildungssystem zu verdanken, sagt der heutige Küchenchef.
Jeremiah Omara kommt aus Kenia und bezeichnet sich selbst als «Buschboy». «Bis 1990 lebte ich mit meinem Stamm im Urwald, erst dann ging ich nach Mombasa und machte in einem Hotel eine Anlehre im Bereich Sanitärinstallationen», erzählt der 50-Jährige. Im Hotel lernt er viele Gäste aus aller Welt kennen. Als er 1990 Bekannte in der Schweiz besucht, trifft er seine heutige Frau und entscheidet sich hierzubleiben. Bei der Jobsuche stösst er auf die Hotel & Gastro Formation: «Für 32 Franken wurde man bei der Suche unterstützt. Ich konnte als Abwäscher bei einer Pizzeria in Bern anfangen.» Das reichte ihm allerdings nicht – schon bald bat er den Hilfskoch, ihm einige Küchenbasics beizubringen.
Später wechselte Omara in den «Kornhauskeller» in Bern: «Dort hat meine Karriere so richtig angefangen.» Nach zwei Jahren als Küchenhilfe begann er die Kochlehre an der Gewerbeschule in Bern. «Mein Deutsch war leider noch ziemlich schlecht, aber zum Glück haben mich Mentoren wie Pierre Sager wahnsinnig unterstützt», sagt Omara. Nach der erfolgreich bestandenen Lehre arbeitete er eine Weile als Alleinkoch im Restaurant Excellence in Bern. Nach der Geburt seiner Tochter wechselte er ins Spitalzentrum Biel und bildete sich zum Diätkoch weiter.
Heute ist er Abteilungsleiter Küche in der Klinik Beau-Site in Bern und hat sowohl die Ausbildung zum Chefkoch als auch zum eidg. dipl. Küchenchef in der Tasche. Für Omara ist klar: «Aufgrund der Sprache waren die Weiterbildungen für mich immer eine Herausforderung. Aber die Leidenschaft für Lebensmittel und das Kochen waren stark genug, um alle Hürden zu überwinden.» Viele sagten ihm, das schaffe er sowieso nie. «Aber das hat mich nie interessiert. Und heute sage ich allen, die Angst vor den Abschlussprüfungen haben: Wenn ich das geschafft habe, schaffst du es auch. Du musst nur genügend Zeit investieren und dranbleiben.»
Für Jeremiah Omara ist klar: Die Schweiz sollte stolzer auf ihre Gastronomie sein. «Ich erhalte oft Anfragen, ob ich Schweizer Köche kenne, die ihr Know-how im Ausland weitergeben möchten.» Die Schweiz habe im Bereich Kulinarik so vieles zu bieten, sei sich dessen aber noch zu wenig bewusst. «Die Schweizer sollten meiner Meinung nach nicht so schüchtern, sondern stolz auf ihre Qualität sein und diese auch nach aussen tragen. Alle reden vom Finanzplatz Schweiz, wieso nicht auch vom Gastronomieplatz?»
Im September wartet auf den 50-Jährigen bereits die nächste Herausforderung. Er tritt die Stelle als Leiter Verpflegung an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften in Zollikofen an. Zudem ist er als Prüfungsexperte bei den Chefkoch- und EFZ-Prüfungen tätig. Auch nach über 20 Jahren im Beruf sind seine Neugier und sein Wissensdurst noch nicht gestillt – man darf gespannt sein, wohin der Weg des ehemaligen Tellerwäschers noch führt.
(Angela Hüppi)
Jeremiah Omara (50) kam 1996 in die Schweiz und begann als Abwäscher in einer Berner Pizzeria. Später machte er im «Kornhauskeller», Bern, die Kochlehre und begann als Commis im Stadthaus Burgdorf. Danach war er als Alleinkoch im Restaurant Excellence in Bern tätig, bevor er 2004 als Chef de partie und später als Sous-chef im «Schwellenmätteli» in Bern arbeitete. Im Spitalzentrum Biel bildete er sich zum Diätkoch weiter. Es folgten die Ausbildungen zum Chefkoch und eidg. dipl. Küchenchef. Heute ist Omara Abteilungsleiter Küche in der Klinik Beau-Site in Bern und verantwortlich für 6 Mitarbeitende.