Es ist ein Dauerthema: das Sterben der Landbeizen. Für die Nordwestschweiz trifft das nur beschränkt zu.
Immer wieder greifen verschiedene Printmedien das Thema «Beizensterben auf dem Land» auf. So erschien Mitte Jahr in den Titeln des Tamedia-Hauses der Artikel «Auf dem Land kämpfen die Beizen ums Überleben».
Jener Zeitungsartikel hat die Lokalredaktion der «Basler Zeitung» derart aufgewühlt, dass diese eigenen Recherchen nachging. Insgesamt neun Restaurants zwischen Möhlin/AG und Nunningen/SO wurden befragt.
Das Fazit: In der Nordwestschweiz ist das Phänomen noch nicht so schlimm. «Uns geht es gut. Aber wir müssen viel dafür arbeiten», geben die befragten Beizer dem BaZ-Autor Auskunft.
Und tatsächlich: Wer durch die Dörfer des Baselbiets streift, findet oft ein Restaurant, meist mit gutbürgerlicher Küche. Doch genauso oft verraten da und dort lediglich die Schriftzüge an den Häusern, dass dort einst eine Gaststätte war. Das passt ins Bild der schweizweiten Entwicklung. Gemäss Branchenzahlen schlossen 2022 nahezu 2000 Gastrobetriebe ihre Türen. Zudem hat sich die schon lange zu beobachtende Veränderung der Betriebsform fortgesetzt. Vielerorts hat nicht mehr das traditionelle Restaurant Erfolg, sondern Take-aways, Foodtrucks und Imbisse.
Auch wenn es in der Agglomeration des Baselbiets ebenfalls die erwähnten gastronomischen Alternativen gibt, hat es vor allem im ländlichen Gebiet noch immer zahlreiche klassische Dorfrestaurants. Fabienne Ballmer, Präsidentin von Gastro Baselland, sagt dazu: «Es läuft den Betrieben nicht schlecht.» Nach der zweijährigen Pandemie habe der Verband mit mehr Konkursen gerechnet, als tatsächlich stattfanden.
Fabienne Ballmer, Präsidentin Gastro Baselland
Doch sie stellt fest: «Die meisten haben ihren Betrieb angepasst», sagt sie. Zeichen dafür sind eine reduzierte Speisekarte und geänderte Öffnungszeiten. Zu schaffen mache den Betrieben aber auch die Rückzahlung der Corona-Kredite und der fehlende Nachwuchs.
Gerade zu letzterem Thema hat Ballmer gute Nachrichten: «Die Pandemie war eine schlechte Zeit, um Lernende für den Kochberuf zu motivieren», sagt sie. Bereits jetzt aber würde die Situation spürbar besser. «Voraussichtlich werden wir künftig zwar weniger Köche für den Beruf begeistern können. Diejenigen aber, die sich entschliessen, diesen Weg zu gehen, sind umso motivierter», hält Ballmer fest.
(Ruth Marending)
Oftmals ist die typische Beiz auf dem Lande ein gutbürgerliches Restaurant. So auch in der nordwestlichsten Ecke der Schweiz. Der aktuelle Gault-Millau-Führer listet jedoch auch Betriebe auf dem Land auf. Einer von ihnen ist der Gasthof zum Rössli by Vittorio Conte in Zeglingen/BL in der Kategorie «Neu im Guide». Nach fünfjähriger Tätigkeit im Michelin-Betrieb Osteria Tre im Bad Bubendorf/BL hat Conte das geschlossene Dorfrestaurant im Oberen Baselbiet übernommen. Hier präsentiert er seine Neuinterpretationen der italienisch-schweizerischen Küche, bei denen eine Harmonie von Aromen und Farben entsteht. Auf Anfrage verrät Conte: «Das Dorf Zeglingen hat meine Kochphilosophie nicht ganz akzeptiert, ich glaube, sie hätten lieber die traditionelle Schweizer Küche gehabt.» Doch er hat keinen Grund aufzugeben: «Unsere Gäste sind Vorbeiwandernde und bewusst Angereiste aus der ganzen Region.»