Mit ihrem kulinarischen Angebot im «Caveau» treffen Beni und Arielle Andrey den Geschmack vieler neuer Kunden.
Zu Weinverkostungen bieten Beni und Arielle Andrey eine Auswahl besten Brotes an. Hefen sind das verbindende Element. Früher war es die Bäckerhefe in der Backstube. Heute sind es Reinzuchthefen für das Vergären gewisser Wein-Klassiker und wilde Hefen für spontan vergorene Einzellagenweine. Arielle, die zweitälteste der vier Töchter von Lisbeth und Robert Andrey, hatte keinen Druck, das elterliche Weingut in Schafis/BE zu übernehmen. So absolvierte sie erst die Lehre zur Bäcker-Konditorin beim Schloss-Beck in Nidau/BE. Dort hat sie den Bäcker-Konditor Beni kennengelernt, der heute ihr Ehemann und Geschäftspartner ist. Dabei dachte Arielle Andrey erst gar nicht daran, Wein zu machen. Sie half ihrer Mutter Lisbeth als Gastgeberin bei Anlässen und liebäugelte mit einer Ausbildung zur Sommelière. Ihr Weinwissen vertieften sich Arielle und Beni Andrey im WSET-Level-3-Kurs der Académie du Vin.
Weinwissen brachte sie auf den Geschmack. Im Jahr 2016 begann Arielle die Winzerlehre auf einem biodynamisch arbeitenden Weingut im Kanton Neuenburg. Beni bildete sich zum Fachmann Unternehmensführung weiter und war im Weinhandel tätig. Nach ihren Abschlüssen reisten die beiden für ein Praktikum nach Südafrika. 2019 vinifizierte Arielle ihren ersten eigenen, naturtrüben Wein im Keller von Robert Andrey. Nach der Betriebsübernahme per 1. Januar 2022 hilft der Vater noch regelmässig im Keller seiner Tochter. «Er ist froh, dass er keine Entscheidungen mehr treffen muss», sagt Arielle Andrey.
Bisher waren sie angestellt. Das Treffen von Entscheiden als Unternehmer ist eine ganz neue Welt. Zu entscheiden gab es viel. Ein Beispiel war die Erweiterung des Kellers. «Beim noch von den Eltern geplanten Umbau konnten wir zwar mitreden, doch die Umsetzung lag bei uns», erzählt die Jungunternehmerin. Sie investierten in Geräte und gestalteten neue Etiketten. Grosse, alte und lecke Fässer ersetzten sie durch neue, kleinere. Als nächstes Projekt werden sie ausgediente Zementtanks zurückbauen und an deren Stelle ein «Caveau» einrichten – mit einem grossen Tisch aus dem Holz der ausrangierten Fässer.
Beni Andrey hat die Verantwortung für die Reben, gesunde Trauben und die Administration übernommen. Arielle Andrey leitet die Produktion im Keller und die Anlässe im Caveau. Aus Überzeugung setzen sie auf einen komplett biologischen Anbau, jedoch ohne Zertifizierung. Im Keller kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. So vergären die beiden Einzellagenweine spontan in offenen 300-Liter-Barriques. «Wir arbeiten mit der Natur, sind aber nicht freaky», sagt Beni Andrey. So praktizieren sie bei einigen Weinen die Mostoxidation, was später eine frischere Frucht im Wein zur Folge hat.
Die Änderungen waren nicht extrem. Die Weine gefallen der bestehenden Kundschaft, sprechen aber auch neue, junge Weinliebhaberinnen und Weinliebhaber an. Das ist wichtig, denn das Einkaufsverhalten der jungen Generation hat sich geändert. «Kunden, die bei meinen Eltern einkauften, degustierten ein Glas und kauften 48 Flaschen», erzählt Arielle Andrey. «Die Jungen wollen bezahlen, etwas erleben und keine Verpflichtung haben, Wein zu kaufen. Obwohl viele dann doch mit ein paar Flaschen nach Hause gehen.»
Die Treberwurst-Saison von Januar bis März ist sehr gut gelaufen. «Viele Stammgäste kommen seit Jahren in Gruppen», sagt Arielle Andrey, deren Mutter vor 35 Jahren mit dem Aufbau des Treberwurstessens begann. «Vermehrt kommen neue Kunden und auch einzelne Paare.»
Von Mai bis Ende August gibt es jeweils donnerstags und samstags Tapas. An einem Wochenende pro Monat stehen Wein und Fisch auf dem Programm. Ein Stück gutes Brot darf dabei nicht fehlen.
(Gabriel Tinguely)
Au Clos 2021 Chardonnay-Trauben der Einzellage Au Clos werden von Hand gelesen und entrappt. Die Maische gärt 14 Tage in offenen 300-Liter-Barriques. Danach reift der Wein während 10 Monaten in Barriques der zweiten Füllung. Das ergibt einen intensiven, ausdrucksstarken Wein mit viel Kraft und Struktur.
Roche au Cros 2021 Auch die Pinot-Noir-Trauben stammen aus einer Einzellage. Die Beeren werden vorsichtig von den Stielen getrennt und ganz eingemaischt. Dadurch beginnt der Saft in den Beeren zu gären. Der Wein reift in Barriques. Im Glas duftet er intensiv nach roten Beeren. Am Gaumen ist er sehr saftig, lebendig und langanhaltend.