Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Wir brauchen wieder mehr Zusammenhalt»

Zum 100-jährigen Bestehen des Schweizer Kochverbands wirft Mitglied Hansjörg Werdenberg im Rahmen der Tagung «Chefs de Cuisine Suisses» einen Blick auf die Meilensteine der skv-Geschichte.

  • Die «Equipe de la Brigade du Restaurant des Hotels Suisse» mit Auguste Escoffier an der «Zika». (Schweizerisches Sozialarchiv)
  • Hansjörg Werdenberg, Leiter Gastronomie Kantonsspital Baselland, wünscht sich wieder mehr Zusammenhalt unter den Köchen.

Hansjörg Werdenberg, Sie haben sich in den vergangenen Wochen eingehend mit der Geschichte des skv auseinandergesetzt. Welches ist Ihre Lieblingsanekdote aus 100 Jahren Vereinsgeschichte?
Eine Anekdote, welche mich beeindruckt hat, stammt aus dem Jahr 1954. Damals fand die internationale Kochkunstausstellung Hospes in Bern statt, eine der wichtigsten Ausstellungen weltweit. Die damalige Schweizer Kochnationalmannschaft rief eine Topleistung ab, überzeugte die Jurymitglieder und gewann den Wettbewerb. Allerdings entschloss man sich, auf den Sieg zu verzichten. Das Team hatte damals das Gefühl, dass es sich für einen Gastgeber nicht schickte, den Wettbewerb im eigenen Land zu gewinnen. So etwas wäre heute natürlich undenkbar.

Der Schweizer Kochverband wurde vor 100 Jahren gegründet. Woraus entstand damals das Bedürfnis nach diesem Zusammenschluss?
Bis 1920 gab es bereits verschiedene regionale, nationale und internationale Zusammenschlüsse von Köchen. Man wollte diese Kompetenz vereinen und zu einem stärkeren Organ zusammenfügen. Zudem wollte man sich der damaligen Union Helvetia, der heutigen Hotel & Gastro Union, anschliessen, um von sozialen Leistungen zu profitieren und – gerade nach dem ersten Weltkrieg und der grossen Arbeitslosigkeit – eine gewisse Sicherheit zu haben. Die Zeit war reif für einen starken Verbund der Köche.

Wie hat sich die Zielsetzung des Verbands über die Jahre verändert? 
Ich denke, im Grundsatz sind die Ziele dieselben geblieben. Es geht um soziale Sicherheit und eine Bündelung des Wissens. Ebenfalls wichtig sind der Berufsstolz so-wie die Weiterentwicklung des Berufsstands zum Beispiel durch Revisionen in der Berufsbildung. Schade ist, dass es heute so viele Trittbrettfahrer gibt. Dem L-GAV sind alle Köche unterstellt, unabhängig davon, ob sie Mitglied sind. So profitieren auch diejenigen, die sich noch nie für den Verband eingesetzt haben. 

Ist der Zusammenhalt unter den Köchen heute ein anderer als früher? 
Ich glaube, dass der Zusammenhalt und das Interesse am gemeinsamen Ziel früher stärker waren. Der Austausch untereinander war damals das A und O unter den Mitgliedern des Kochverbands. Das fehlt mir heute ein wenig. 

Woran liegt das?
Das ist schwierig zu sagen. Das Internet und das Smartphone haben die Kommunikation sicher verändert. Gemeinsame Treffen vor Ort sind dadurch weniger wichtig geworden. Zudem haben die jungen Berufsleute heute vielleicht andere Interessen, als sich auch noch in der Freizeit mit ihren Berufskollegen auszutauschen. Früher hatte man viel weniger Hobbys, man lebte für die Familie und für den Beruf.

100 Jahre sind eine lange Zeit. Worauf werden Sie sich in Ihrem Referat konzentrieren? 
Ich werde die 100 Jahre in Zeitabschnitte einteilen und einen Einblick in die verschiedenen Ären geben: Die Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg, die erste internationale Kochkunstausstellung «Zika» 1930 in Zürich, die Weltwirtschaftskrise der 30er-Jahre, das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit, die Ausstellung «Hospes» 1954 sowie die Blütezeit der Schweizer Kochteams in den 50er-, 80er- und 90er-Jahren. 

Da gibt es bestimmt viele Geschichten zu erzählen?
Unzählige! Was in der Geschichte des Schweizer Kochverbands alles geleistet wurde, ist teils unvorstellbar. So wurden bereits vor 100 Jahren bei Anlässen bis zu 5000 Personen gleichzeitig verpflegt. Das ist heute schon eine Herausforderung, aber wie das damals ohne die aktuellen technischen Hilfsmittel möglich war, kann man sich kaum mehr vorstellen. So etwas ist nur dank Kameradschaft und Zusammenhalt möglich – und genau das fördert eine Berufsorganisation wie den Kochverband.

(Interview Angela Hüppi)
 



Chefs de Cuisine Suisses


20. bis 21. September 2020
Culinarium Alpinum Stans/NW 


Programm
Der Schweizer Kochverband lanciert das erste exklusive Kadertreffen für Köche. Neben kurzen Input-Referaten zu Themen wie die neue Kochausbildung 2022 und 100 Jahre skv steht der Austausch unter Gleichgesinnten aus der Kochszene im Fokus.