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Zaira Esposito: «Lebensqualität spendieren»

Zwei Tassen Kaffee bezahlen und eine davon Bedürftigen spendieren –das ist das Konzept von Café Surprise. Beteiligte Gastronomen engagieren sich für einen guten Zweck und profitieren nebenbei von einem positiven Image.

Zaira Esposito, Projektleiterin Café Surprise. (Bild ZVG)

HGZ: Beim Projekt Café Surprise spendieren Restaurantgäste Bedürftigen Kaffee. Was steckt hinter der Idee?

Zaira Esposito: Erstens spendiert man nicht nur einen Kaffee, sondern auch Teilnahme an der Gesellschaft, also ein Stück Lebensqualität. Bedürftige Menschen leben oft isoliert und haben keine Möglichkeit, Restaurants oder Cafés zu besuchen. Zweitens weiss man bei Café Surprise genau, was mit dem gespendeten Geld geschieht. Gibt man jemandem das Geld direkt, ist das nicht der Fall.

Wie stark wird das Angebot genutzt?

Das ist je nach Lage und Klientel der Restaurants unterschiedlich. Wenn in einem Betrieb kaum Kaffees spendiert werden, versuchen wir das Angebot zum Beispiel mit Werbemassnahmen auf Social Media bekannter zu machen, was meist auch Wirkung zeigt.

Gibt es Betriebe, die sich weniger für das Angebot eignen?

Das ist schwierig zu sagen. Grundsätzlich funktioniert das Konzept in Stadtzentren aber wohl etwas besser als in peripheren Stadtteilen. Wir führen derzeit eine Evaluation durch, um zu messen, wie viele Kaffees pro Woche spendiert und bezogen werden.

Wie reagieren die Gäste auf das Angebot?

Das Projekt Café Surprise kommt bei ihnen sehr gut an, wir erhalten diesbezüglich viele Rückmeldungen von den Betrieben. Und sehr viele sind auch bereit, neben ihrem eigenen Kaffee einen zweiten Kaffee für Bedürftige zu spenden.

Wie viel kostet ein Café Surprise?

Wir haben einen Maximalpreis von 3.50 Franken festgelegt. Das ist meistens etwas weniger als der eigene Kaffee kostet und soll ein Anreiz sein, einen Kaffee zu spendieren. Der bezahlte zweite Kaffee wird dann auf einer Tafel aufgeführt, so dass die Gäste sehen können, wie viele Cafés Surprise derzeit bezogen werden können.

Wer hat Anrecht auf einen Café Surprise? Gibt es ein Kontrollinstrument, um Missbräuche zu verhindern?

Anrecht haben alle bedürftigen Personen, eine Kontrolle gibt es nicht. Die Personen müssen selbst einschätzen, ob sie tatsächlich einen spendierten Kaffee brauchen oder nicht. Es gibt aber praktisch keine Fälle, in denen das Angebot ausgenützt wird. Manchmal hat jemand an einem Tag weniger Geld zur Verfügung und bezieht einen Café Surprise, dafür spendiert er beim nächsten Mal einen.

Wie profitieren Betriebe, wenn sie beim Projekt mitmachen?

Sie profitieren von einem positiven Image als sozial engagierter Betrieb. Das Café Surprise ist eine relativ einfache Art, sich zu engagieren. Die Betriebe erhalten das Werbematerial von uns gratis zur Verfügung gestellt, zudem machen wir das Angebot bei Spendern und Bedürftigen bekannt.

Gibt es bestimmte Regionen, in denen Sie gerne neue Betriebe finden würden?

Derzeit beteiligen sich insgesamt 35 Restaurants und Cafés in der ganzen Deutschschweiz. Gerne würden wir Betriebe in Olten oder Winterthur sowie in peripheren Regionen finden. Denn Armut gibt es nicht nur in grösseren Städten.

(Interview Angela Hüppi)


Zum Projekt

Das Projekt Café Surprise ermöglicht es Restaurantgästen, zusätzlich zum eigenen Kaffee einen zweiten zu spenden. Dieser wird auf einer Strichliste auf einer Tafel im Restaurant hinzugefügt und kann dann von einer bedürftigen Person bestellt werden. Das Projekt wurde 2014 von Surprise lanciert, derzeit nehmen 35 Betriebe in Basel, Bern, Biel, Luzern, Rapperswil, Schaffhausen, Stein am Rhein und Zürich teil. Interessierte Gastronomen können sich bei Projektleiterin Zaira Esposito melden unter Tel. 061 564 90 53 oder zaira.esposito@surprise.ngo.